Geschrieben am 15. Februar 2016 von für Bücher, Crimemag

Roman: Larry Block: Sünden der Väter

whiskey bottle, ice and glass, green background

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Wer vom Schreiben leben will, darf nicht wählerisch sein. Also fabriziert der junge Lawrence Block neben Kriminalstorys auch Softpornos unter Pseudonym, im Schnitt ein Buch pro Monat. Das schult. Block ist längst ein routinierter Autor, als ihn seine Kriminalromane in den siebziger Jahren bekannt machen. Inzwischen zählt der heute 77-Jährige zu den Großmeistern der Spannungsliteratur. Seine Romane um den Buchhändler und Einbrecher Bernie Rhodenbarr, den Auftragsmörder Keller und den alkoholkranken Privatdetektiv Matthew Scudder gelten als Klassiker des Genres und dienten mehrfach als Vorlage für einschlägige Filme, zuletzt 2014 in dem Liam Neeson-Vehikel „Ruhet in Frieden – A Walk Among the Tombstones“.

Die Vermarktung selbst in die Hand genommen

Dessen Erfolg ist es immerhin zu verdanken, dass die deutsche Übersetzung aus dem Jahre 1994 wieder aufgelegt wurde. Ansonsten würde Lawrence Block das Schicksal von renommierten Kollegen wie Loren D. Estleman oder Stephen Greenleaf teilen, deren Detektivromane auf dem deutschen Krimimarkt schon seit Jahren nicht mehr vertreten sind. Dabei dürfte Block einer der wenigen Autoren abseits der so genannten Hochliteratur sein, dem hierzulande eine Monographie gewidmet wurde. Vor genau zehn Jahren erschien die von Axel Bußmer liebevoll betreute „Werkschau eines New Yorker Autors“ in Alfred Mierschs NordPark Verlag. Und sie ist noch immer lieferbar, im Unterschied zu den meisten der Primärtexte, die nur noch antiquarisch zu erwerben sind. Doch das soll sich nun ändern. Schon seit langem hat Block die Vermarktung seines Werkes auf dem wachsenden elektronischen Büchermarkt selbst in die Hand genommen. Sogar zwei der einst als Andrew Shaw verfassten Softpornos sind in digitaler Form zugänglich. (Einen Überblick verschafft die gut gepflegte Autorenwebsite www.lawrenceblock.com.)

lawrenceBlock_eigeneWebsiterFür das deutschsprachige Publikum ist just Matthew Scudders erster Fall, „The Sins of the Fathers“ (1976) in einer neuen Übersetzung von Stefan Mommertz sowohl als E-Book wie als Paperback erschienen. Das Buch heißt nun nicht mehr „Mord unter vier Augen“ wie die Pabel-Ausgabe von 1977, sondern originalgetreu „Die Sünden der Väter“ und enthält ein würdigendes Vorwort von Stephen King. Wir haben es mit einem beinahe klassischen private-eye-Roman zu tun, dessen Plot von Ferne an die Fälle von Ross MacDonalds Lew Archer erinnert. Matthew Scudder fasziniert allerdings schon bei seinem ersten Auftritt als ein eigenständiger Charakter mit dunklen Seiten. Es ist kein Nachteil, dass das Buch aus einer Zeit stammt, als man seine Krimis kurz und heftig mochte. Mangelnde Erzählökonomie kann man Lawrence Block wahrlich nicht vorwerfen.

Es gibt einige Beispiele gelungener Klassikerpflege auf dem deutschen Krimimarkt, von Robert B. Parker bei Pendragon bis zur Ross Thomas-Edition im Alexander Verlag. Und das Beispiel James Lee Burke zeigt, dass es möglich ist, einen in diesem Land fast vergessenen großen Autor wieder zu etablieren, ein Erfolg, den man auch Lawrence Block wünschen möchte.

Joachim Feldmann

Lawrence Block: Die Sünden der Väter. Kriminalroman. Aus dem Amerikanischen von Stefan Mommertz. (The Sins of the Fathers. 1976). 202 Seiten. E-Book. € 2,99. (Printausgabe € 10,69)

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