Geschrieben am 31. Januar 2010 von für Bücher, Crimemag

Simon Schott: Die Foldex-Krimis

Nostalgie mal ganz anders

Simon Schott, 1917 in München geboren, gilt als einer der besten lebenden Barpianisten der Welt. Nach seinem Abitur kommt er als Soldat nach Frankreich. Vor Kriegsende desertiert er und bleibt die nächsten 20 Jahre in Paris. In Harry’s New York Bar spielt Simon Schott auf seinem Piano vor Ernest Hemingway, Coco Chanel, Georges Simenon und anderen Berühmtheiten dieser Zeit. Heute lebt er wieder in München und spielt dort immer noch mehrere Stunden täglich in einem nicht ganz unbekannten Hotel. In den 50er Jahren schrieb Simon Schott mehrere Kriminalromane um den Privatdetektiv Nick Foldex. Drei dieser Romane hat der Autor für die hier vorgestellte Ausgabe überarbeitet. Ein Kauf- und Hörtipp vom Krimibuchhändler (www.hammett-krimis.de) unseres Vertrauens, Christian Koch.

Wohl selten findet man eine solche Ähnlichkeit zwischen Autor und seinem Alter Ego wie bei Simon Schott und seinem Privatdetektiv Nick Foldex. Beide in Paris lebend, als Barpianisten tätig und natürlich auch beide mit dem legendären Charme einsamer Wölfe ausgestattet.
Trotz moderner Details wie Euro und Handy merkt man den drei Romanen die eigentliche Entstehungszeit, also die 1950er Jahre an. Warum auch nicht? Liest man die Bücher von Simon Schott und vergleicht sie mit heutigen Kriminalromanen, so fällt vor allen Dingen eines auf: Ihre Schlichtheit im positivsten Sinn. Schott erzählt seine Geschichten ohne groß aufgeblasenes Beiwerk, unbrauchbare Kochrezepte oder gar möchtegernphilosophische Lebensbetrachtungen melancholischer Polizisten. Braucht er auch nicht. Es geht ihm um den Fall, die darin verwickelten Menschen und sonst gar nichts. Ganz typisch Old School ist die entschlossene Vorgehensweise von Nick Foldex, mindestens eine unglaublich schöne Frau pro Abenteuer und natürlich eine traurige Szene, bei der man sich eine Träne aus dem Auge wischen muss.

Trotz ihrer Einfachheit gibt es bei den Foldex-Romanen genug zu entdecken und (wenn man’s denn muss oder will) auch zu interpretieren. Der lakonische Erzählstil, die Auswahl der handelnden Figuren und die Rollenverteilung Mann/Frau folgen den Kriterien wie wir sie z.B. vom Kriminalfilm der 1950er Jahre kennen.

Man nehme also die Grundzutaten von Simon Schott, gebe die Phantasie der Leser dazu – zweimal kurz schütteln und fertig ist großes Lesevergnügen pur. Hicks!
Hohes Lob dem Umschlagbild mit einem tollen Foto des Autors. Leichte Abzüge in der B-Note bekommt aber der Fischer Verlag. Warum teilt er dem Leser nicht mit, wann, wo, und unter welchem Namen die drei Foldex-Krimis schon erschienen sind?

Das kann doch nicht so schwer sein, oder?

Christian Koch

Simon Schott: Foldex – 3 Krimis in einem Band (=Foldex und die Terroristen, Foldex und der Mann von Salzburg, Foldex und der tote Schulfreund). Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 2009. 393 Seiten. 10,00 Euro.

Und noch mehr: Bei (www.adinibuch.de) Adini Audio Buch gibt es ein von Hans-Jürgen Stockerl, bekannt als „The Voice“, gelesenes & produziertes Hörbuch – „Liebe auf gefährlichen Pfaden“, Text von Simon Schott & Jeanette Weiss und Klavierimprovisationen von Schott persönlich. Krimi & Romance, so leise ironisch und liebevoll gemacht, so geht das …

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| Christian Koch