Auf den G-Punkt gebracht
Ob erotische Inszenierungen, Dirty-Talk oder Penis-Beschaffenheit: Diese Frau redet Tacheles. Manchem Mann mögen da die Ohren klingeln – doch spätestens seit Sex and the City sollten die Herren der Schöpfung eigentlich wissen, dass Sex nicht nur ein Thema ist, das Männer bewegt. Von Petra Vesper
Es soll ja – so sagt man jedenfalls – xy-Chromosomenträger geben, die sich den „Playboy“ nur wegen „der tollen Interviews“ kaufen. Ungleich wahrscheinlicher dagegen scheint es, dass Frauen regelmäßig zur „Penthouse“ gegriffen haben, um dort die Kolumne „Sophies Welt“ zu lesen. Inzwischen ist diese zwar Geschichte, doch die Kolumnen von Sophie Andresky, „Deutschlands erfolgreichste Pornoautorin“, gibt es nun endlich auch in gebundener Form.
Der Haffmans Verlag, inzwischen unter dem Dach von Zweitausendeins, hat 27 Texte aus den Jahren 2003–2008 in einem kleinen, feinen Bändchen im praktischen Handtaschenformat zusammengetragen. Ob man (oder frau) Echte Männer. Was Frauen wirklich wollen tatsächlich unterwegs in Straßenbahn oder Bus lesen will, oder ob nicht die heimische Badewanne, das Bett oder das Sofa doch adäquatere Orte dafür sind, sei dem eigenen Geschmack überlassen.
Sophie Andresky, Jahrgang 1973, ist eine der ersten Autorinnen in Deutschland, die mit harter Frauen-Pornographie in die Öffentlichkeit gegangen sind – und das mit großem Erfolg. Ihre Erzählungsbände mit Titeln wie Feucht, Tiefer oder Honigmund haben inzwischen schon einige Auflagen hinter sich. Sie ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und Dinge auf den Punkt zu bringen – in ihren Geschichten ebenso wie in ihren Kolumnen: „Ich bin durchaus für erotische Inszenierungen zu haben. Aber irgendwann muss es auch gut sein. Irgendwann möchte ich einfach nur vögeln.“
Ob erotische Inszenierungen („Irgendwann wird es Routine. Selbst wenn man sich von onanierenden Zwergen ans Kreuz nageln lässt: Nach ein paar Malen kennt man die Zwerge und kopfüber am Kreuz gehangen hat man auch schon“), Silikonbusen („Kaum fasst man der Maid an die Geierwally-Duddeln, gluckert’s wie diese Wasserspender in amerikanischen Anwaltsserien“), Dirty Talk („Gleitmittel für’s Gehirn“), Sex Pumps („Stöckelschuhe sind generell nicht zu empfehlen, wenn man es auf einem Wasserbett treiben möchte“), Kontaktanzeigen („Fünf Kilo und vier Jahre sollte man bei Frauen immer rauf und zehn Zentimeter Körperlänge und tausend Euro Nettoverdienst bei Männer runterrechnen“), männliche Dessous-Geschenke („Hier gilt die Faustregel: Nur ein Playboybunny trägt Puschel, nur ein Christbaum glitzert und nur Bibo aus der Sesamstraße sieht in Federn heiß aus“), Penis-Beschaffenheiten („Merke: Ist er gewaschen, frisiert und steht gesund, freut sich die Frau und auch ihr Mund“) – diese Frau redet Tacheles. Manchem Mann mögen da die Ohren klingeln – doch spätestens seit Sex and the City sollten die Herren der Schöpfung eigentlich wissen, dass Sex nicht nur ein Thema ist, das Männer bewegt.
Echte Männer ist pointiert, meistens ziemlich witzig und löst bei Frauen so manchen Widererkennungseffekt aus. Was aber – liebe Herren – die Dame Ihres Herzens ihnen damit sagen will, wenn sie Ihnen zum nächsten Geburtstag dieses Büchlein verehrt, das müssen Sie schon allein rausfinden.
Auf Frauen jedenfalls haben diese 27 Kolumnen den gleichen Effekt wie „schnurrende Katzen oder belgische Borkenschokolade-Trüffel“: Man kann einfach nicht die Finger davon lassen.
Petra Vesper
Sophie Andresky: Echte Männer. Was Frauen wirklich wollen. Haffmans Verlag / Zweitausendeins 2008. 186 Seiten. 9,90 Euro.
