Ingrimm und Gelächter. »Nelkenfalle« - Christine Hoba legt dritten Roman vor
02.06.2013 | Alles beim Alten und doch alles ganz anders – in Christine Hobas neuem Roman, der in den Iden der Spät-DDR, in einer für einen Begriff von diesen Jahren prädestinierten Stadt spielt, geschieht vor einer schier unveränderlich geglaubten Kulisse Ungeheuerliches. Es ist die alte preußisch-sächsische ...
Welthaltigkeit, unpathetisch. »Einmal werden wir« von Marius Hulpe.
02.06.2013 | In seinem Gedichtband „Einmal werden wir“ ist Marius Hulpe ein Beobachter und ein Vermittler. Die Gedichte sind teils Einblicke in soziale Infrastrukturen und teils Einblicke in Vorgänge eines Subjekts. Wenn im Zyklus kaziermierz kitties die Zeit des Krakauer Ghettos behandelt wird, dann geschieht das anhand ...
Verloren im Ungefähren. »Der Clown ohne Ort» von Thomas Martini.
01.06.2013 | „Es ist Frühling im Land der Jugend“ – so poetisch, beinahe schon nostalgisch beginnt Thomas Martinis Debütroman „Der Clown ohne Ort“. Wenig später ist die Rede von LSD und Pilzen; Regen trommelt auf das Dach eines Armeezelts „sein eigenes Trauerspiel zur Minimalmusik“. ...
Briefe ins innere Exil. Abbas Khiders »Brief in die Auberginenrepublik«
31.05.2013 | Saddam Hussein ist tot. Iraks amtierender Premier Nuri al-Maliki hat Mühe, ein Land zusammenzuhalten, das nach dem Krieg ein Trümmerhaufen ist, dessen Alltag noch längst nicht zur Normalität zurückkehren konnte, und statt auf Demokratie setzt er nun auf totalitäre Spielchen, reißt immer mehr Macht an sich. ...
Risse im offenen Gewebe. »Open City« von Teju Cole.
30.05.2013 | INTERNATIONALER LITERATURPREIS – HAUS DER KULTUREN DER WELT 2013 Der Internationale Literaturpreis – Haus der Kulturen der Welt 2013 geht an den aus Nigeria stammenden amerikanischen Autor Teju Cole für seinen Roman Open City (Suhrkamp 2012) sowie an Christine Richter‐Nilsson für die deutsche Erstübersetzung. Wir gratulieren!
Verlottert hing das späte Laub im Walnussbaum, – ein Band voller variierender, funkelnder, lispelnder, raschelnder, wankender und aufblühender Prosagedichte von Michael Donhauser
30.05.2013 | Variationen in Prosa von Michael Donhauser zeichnet sich durch eine Sprache von einer schwer zu fassenden Leichtigkeit aus, „ein Schimmern in Silben ein Sagen ohnegleichen“, wie es im Klappentext heißt. ...
De-Monstration..? »Monster Poems« von Nora Gomringer.
29.05.2013 | Nora Gomringer ist eine der erfrischendsten, gewitztesten und schlicht besten Stimmen, die die Lyrik der Gegenwart vorzuweisen hat. Das bestätigen auch ihre Monster Poems, worin das Monströse, das sich nicht demonstrieren lassen will, mit Witz und Charme (aber nie „kulinarisch”) auf die Seiten eines bunten, ...
Frische Renaissancegedichte eines zeitgenössischen Postromantikers. »Aus Waben« von Tobias Roth.
29.05.2013 | Im März 2013 debütierte der 28-jährige Tobias Roth mit dem Gedichtband Aus Waben – ein Gedichtband, wie man ihn heute nicht erwartet. Anderswo begegnet einem als Lyrikleser pausenlos das so überaus Neue, Innovative und Unerwartete – Bände, an denen förmlich das Ich bin so ganz anders-Schildchen hängt. ...
Unbeirrt modern. Doris Runge' gesammelte Gedichte - »zwischen tür und engel«
28.05.2013 | Es ist eine schöne Sitte, einem Lyriker nach etlichen Publikationsjahren zum runden Geburtstag eine Sammlung auszurichten. Doris Runge veröffentlicht seit 1981 und ist seit 1985 bei der DVA beheimatet. Nun hat Heinrich Detering, der ihre Arbeit seit Jahren wohlwollend begleitet, eine Auswahl von 154 Gedichten ...
gro-wrü-gri. »Krähen« herausgegeben von Cord Riechelmann und Judith Schalansky. Aus der Reihe Naturkunden.
27.05.2013 | Nähern sich Lyriker einem Tier an, ist ein gerüttelt Maß an Projektion im Spiel – da wird lieblich, tapfer und durchtrieben genannt, was selbst solcher Begriffe ermangelt und durch sie schwerlich getroffen ist. Biologen aber nähern sich zuweilen so, daß zuletzt vom Tier nur die Methodik erkennbar ist. ...
Das wiederentdeckte Ich. »Ich lebe in einem Wasserturm am Meer, was albern ist« von Carl Christian Elze
25.05.2013 | Ich weiß noch wie einer meiner Germanistikdozenten vor ein paar Jahren den Zustand der deutschsprachigen Gegenwartslyrik beklagte. „Die jungen Dichter“, meinte er, „schreiben doch nur noch Germanistenlyrik. Sehr gelehrt, reich an Anspielungen, Zitaten und Assoziationen, ohne Herz und Seele.“ ...
Langsame Heimkehr. »Umstellung auf Rehzeit« von Bob Hicok
24.05.2013 | In Bob Hicoks Gedichten gilt eine andere Zeitmessung als bei uns: Rehzeit nämlich. Und Rehe sind die beste Uhr, weil Zeit/ Zuckungen hat, ein nervöses Ding ist,/ das vor uns davonrennt in den Wald/ in seinen eigenen Tod. Diesen nervösen Zuckungen der Zeit setzt Hicok die ...
Atemloser Lauf von einer Gefangenschaft in die andere. »Astragalus» von Albertine Sarrazin.
23.05.2013 | Auf dem Schutzumschlag des Buches sieht man das Gesicht von Albertine Sarrazin, verborgen hinter den Buchstaben. Eine intelligent anspielungsreiche Gestaltung. Denn so wie ihre Heldin Anne, hat Albertine Sarrazin einen Großteil ihres Lebens hinter Gittern verbracht, und sie hat geschrieben, ...
Für Rätselfreunde, mitunter. »Dickicht mit Reden und Augen« von Steffen Popp
22.05.2013 | Es muss der Reiz des Geheimnisvollen, schwer Zugänglichen und Chaotischen sein, der das Dickicht immer wieder in den Fokus der Dichtung rückt. Und eventuell ist die akustische Ähnlichkeit der Wörter Dickicht und Gedicht ein weiterer Grund dafür. Zwei Jahre nach Ulrike Almut Sandigs letztem Gedichtband ...
Gedicht, Gesicht, Gedicht. »Es gibt den ungeheuren Anderen« von Alfred Kolleritsch
21.05.2013 | Seit 1960 Herausgeber der Literaturzeitschrift „manuskripte“ hat der österreichische Schriftsteller Alfred Kolleritsch, neben drei Romanen, zwischen 1972 und 2006 zehn Lyriktitel vorgelegt und in dieser Zeit u.a. den Georg-Trakl-Preis für Lyrik (1987) zugesprochen bekommen. Anerkennenswert ...
Musik zu der Gespenster tanzen. »Die Schwerelosen« von Valeria Luiselli.
20.05.2013 | Das Erste, was ich von Valeria Luiselli gelesen habe, waren Auszüge aus Papeles falsos, ihren Essays. Es waren nur wenige Sätze, aber ich war sofort süchtig nach diesem Klang, dieser Melodie. Zum Glück hat der Antje Kunstmann Verlag den Debütroman von Luiselli, von Dagmar Ploetz übersetzt, ...
An der Nahtstelle zwischen Kenner und Könner. Theo Breuers Gedichtband »Das gewonnene Alphabet«.
19.05.2013 | Ob man von den Höhenzügen der Eifel unweit der belgischen Grenze einen besonderen Blick über die Restrepublik hat, kann ich als Nichtkenner dieser Landschaft nicht exakt sagen. Dass man aber von dort aus eine geradezu radarscharfe Wahrnehmung über die zeitgenössische deutsche ...
Ein Spasski-Turm aus Wurstpappe. »Stötzers Lied« von Jan Kuhlbrodt.
18.05.2013 | Um es gleich vorweg zu sagen, wer zwischen Tagesschau und „Tatort“ – früher gabs da wenigstens noch Bierwerbung – mal eben ein putziges Gedicht lesen will, der greife besser nicht zu Kuhlbrodts Band „Stötzers Lied“. Was nämlich dem Anschein nach wie eine Sammlung lose miteinander verknüpfter Gedichte wirkt, ...
Nichts als Erbsen. »So ist das« von Stephan Groetzner.
18.05.2013 | Herr Dr. Kopfig trägt Schuhe, die ihren Träger neun Zentimeter größer machen, und führt einen Spazierstock mit sich, dessen Spitze Funken sprüht. Clara hat eine Katze, die ebenfalls Clara heißt, und einen wiederkehrenden Traum, in dem ein Dachhase und ein Dachziegel zusammen sieben Steine gebären. ...
Die Frau, die dem Tod zu nah kam. »Logbuch eines unbarmherzigen Jahres« von Connie Palmen.
17.05.2013 | Ein Buch von Connie Palmen zu lesen heißt, sich auf vertrautes Terrain zu begeben. Es gibt eine Handvoll Romanpersonal: im Hintergrund die verständnisvolle, farblose Familie der Ich-Erzählerin; im Vordergrund die Ich-Erzählerin selbst, eigensinnig und emotional, die enge Freundin, der Analytiker ...
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