Fix Zone

Schön glatt

Redaktion: 

Byung-Chul Hans neuer Band bei S. Fischer

Neu bei S.Fischer:

Eine Ästhetik des digitalen Zeitalters – Jeff Koons, iPhone und Brasilian Waxing: Warum finden wir das Glatte schön?

Die Schönheit befindet sich heute in einer paradoxalen Situation. Einerseits breitet sie sich inflationär aus: Überall wird ein Kult um die Schönheit betrieben. Andererseits verliert sie jede Transzendenz und liefert sich der Immanenz des Konsums aus: Sie bildet die ästhetische Seite des Kapitals. Die Erfahrung der Negativität angesichts des Schönen wie Erhabenheit oder Erschütterung weicht komplett dem kulinarischen Wohlgefallen, dem Like. Letzten Endes kommt es zu einer Pornographisierung des Schönen. Der vorliegende Essay des bekannten Philosophen Byung-Chul Han beschwört jene Formen des Schönen, die sich als Wahrheit, als Desaster oder als Verführung manifestieren. Erschlossen werden auch jene Dimensionen des Schönen, die eine Ethik oder Politik des Schönen begründen würden.

„Ausgangspunkt seiner Überlegungen sind die Skulpturen von Jeff Koons, Objekte mit einer glänzenden, blank polierten Oberfläche. Gern würde man sie berühren und die Hand über diese Oberflächen gleiten lassen. Stünde nicht ein scharfäugiges Museumswachpersonal diesem Begehren im Weg. Die Hand würde keinen Widerstand, nichts Scharfes oder Kantiges spüren. Für Han existiert der haptische Zwang nur "in der sinnentleerten Kunst des Glatten". Durchaus eine These, die sich mit einem Fragezeichen versehen lässt.“ Michael Opitz in seiner Besprechung im Deutschlandradio.

Dem Fragezeichen ließe sich ein Ausrufezeichen addieren:  perfekte glatte Oberflächen zeigen stolz an, wer der größere Künstler ist, der Mensch oder die Natur. Vergleichbares kennen wir nicht aus der natürlichen Umwelt. Das Glatte widersteht nicht nur dem Licht – es wirft es sogar zurück und spricht von unberührbarer Perfektion, von Unschuld und Glanz und Idololatrie. Es ist unangreifbar und die letzte Stufe des Vergleichs – die glatte strahlende Oberfläche, die nichts mehr kommunizieren muß, sondern nur noch Licht zurückwirft, ist der Sieger des Augenblicks, um den die moderne Lebensart konkurriert.  FM

Leseprobe

Byung-Chul Han: Die Errettung des Schönen, S. Fischer Verlag, Frankfurt, 2015.

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