Machsdu sprechstu odderwer?
Portrait Clemens J. Setz © Hans Hochstöger | Agentur FOCUS | Suhrkamp Verlag
Bernhard Oberreither bespricht aktuell im Standard den neuen Roman von Clemens Setz:
„Neben der Verkehrung von Täter- und Opferrollen stellt Setz mit seinen Figuren auch (teils augenzwinkernd) die Rolle des Schriftstellers zur Diskussion: Dorm verschickt seine Stalker-Briefe, weil er muss. Natalie übt sich in abseitigen Vergleichen und gepflegten Nonsensgesprächen. Hollberg erzählt Geschichten, die den Leser an den Rand des Würgereizes bringen, und schreibt herrlich verstörende Kurzgedichte auf Dorm. In unterschiedlichen Mischungsverhältnissen und mit einer Tendenz ins Perfide führen die drei vor, was einen Autor – auch – antreiben kann: Zwang, Weltflucht und Sadismus.
Die eigentlich zentrale Frage des Textes ist eine grundlegend poetologische, die mit seinen Figuren überraschend handfest durchexerziert wird: Was kann man mit Sprache leisten – oder wahlweise: ausrichten, anrichten? Ein komplett sinnloser Satz kann einen Moment retten; eine kleine Erzählung kann an den Rand eines epileptischen Anfalls führen, und die verstörende Bilderwelt eines Geisteskranken, nicht zu vergessen, kann in den Selbstmord treiben.“
Clemens J. Setz, "Die Stunde zwischen Frau und Gitarre", Suhrkamp, Berlin 2015.
Video zehn Seiten
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