Die unwiederbringliche Zeit
So titelt der neu in der bibliothek suhrkamp als Band 866 erschienene und seit Montag im Handel befindliche Roman von Joachim Maass:
Mit Joachim Maass und insbesondere mit diesem wenige Jahre vor seiner Emigration in die USA veröffentlichten Roman ist ein großer, unbegreiflicherweise in Vergessenheit geratener deutscher Autor wiederzuentdecken (1901 in Hamburg geboren, 1972 in New York gestorben). Seine seit 1925 veröffentlichten Bücher fanden schon früh den Beifall von Thomas Mann, Hermann Hesse, Stefan Zweig und vieler anderer Schriftstellerkollegen. In diesem seinem dritten, 1935 von Peter Suhrkamp bei S. Fischer veröffentlichten Roman schildert Joachim Maass seine Kindheit in Hamburg und die Verwirklichungen, in die einer gerät, der die Devise zu befolgen versucht, die dem Buch als Motto vorangestellt ist: »Denken, was wahr ist; Fühlen, was schön ist; Wollen, was gut ist.«
„Schönstes Sonnenwetter, und das in Hamburg. Kaum zu glauben und doch wahr, weil mit allen Mitteln der Kunst beglaubigt. Innen- und Außenwelt sind in dieser Geschichte miteinander verwoben, das Wetter spiegelt, was der kleinen Borbe träumerisch erlebt. Und erleidet. Als wohlbehüteter Spross einer großbürgerlichen Familie sieht er seine kleine Welt allmählich zerbröseln. Die schlecht laufenden Geschäfte seines gestrengen Vaters erzwingen einen Umzug in ein kleineres Haus, sein Kindermädchen stirbt, die Ehe der Eltern kriselt, sein Mutter scheint, er ahnt es nur, eine (unglückliche) Liebschaft zu haben. Als die Schule beginnt, wird sein Leben zur Qual. Anders als Hesses »Unterm Rad« und Musils »Verwirrungen des Zöglings Törless«, den beiden vielleicht bekanntesten deutschsprachigen Kindheitsromanen, ist »Die unwiederbringliche Zeit«, erstmals erschienen 1935, heute nahezu vergessen, ebenso wie ihr Autor, der spitzenmäßige Beschreibungskünstler Joachim Maass.“ Ferdinand Quante im WDR
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