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Anekdote 50
Anekdote 50: Der 1-Million-Euro-Mantel
... oder: Die Geschichte eines Tauschgeschäftes mit prominenten Nebenfiguren
In der inspirierenden Umgebung der Nordküste malte der italienische Pop-Künstler Domenico Gnoli im Jahr 1965 ein Bild mit dem Titel »Pelliccia«. Das Motiv: Detail eines Pelzmantels. Anstatt das Gemälde zu verkaufen, tauschte er es ein, und zwar sinnigerweise gegen einen echten Pelzmantel. Den schenkte er seiner Gattin, der Künstlerin Yannick Vu.
40 Jahre nach Gnolis Tod wurde das Gemälde »Pelliccia« vom Londoner Auktionshaus Christies versteigert und erzielte dabei einen Verkaufspreis von mehr als einer Million Euro. So kann es gehen mit Kunst. Um das seinerzeitige Tauschgeschäft zu rechtfertigen, müsste der Pelzmantel heute ebenfalls über eine Million Euro wert sein. Doch die Spur des Kleidungsstücks hat sich verloren. Yannick Vu hat nur noch ein Foto davon. Darauf trägt sie ihn durch den Moskauer Winter spazieren, im Jahr 1968.
Die Anekdote an sich ist bemerkenswert, doch interessant sind auch die Begleitumstände und Nebenfiguren. Denn Gnoli malte das besagte Bild in der Villa »SEstaca«. Das Haus zwischen Valldemossa und Deià an der inspirierenden Nordküste wurde im 19. Jahrhundert von dem Habsburger Mallorca-Fan Erzherzog Ludwig Salvator errichtet. Hausherrin war seinerzeit dessen Geliebte Catalina Homar, der Salvator ein eigenes Buch widmete (dessen Veröffentlichung vom österreichischen Kaiserhaus verboten wurde ...). Richtig berühmt wurde das Anwesen »SEstaca«, als es 1989 von dem US-amerikanischen Schauspieler, Produzent und Regisseur Michael Douglas erworben wurde, der sich auch tatsächlich regelmäßig auf der Insel blicken ließ, anfangs mit seiner damaligen Gattin Diandra Luker, danach mit Catherine Zeta-Jones. Beim Verfassen dieses Textes stand das Anwesen für 40 Millionen Euro zum Verkauf.
Domenico Gnoli, der 1970 im Alter von nur 36 Jahren in New York verstarb, hatte auf der Insel den Höhepunkt seiner künstlerischen Karriere erreicht. Er hatte in Italien, Frankreich und England als Bühnenbildner gearbeitet und illustrierte Bücher von Robert Graves und Daniel Defoe. In derselben Versteigerung, bei der das eingangs erwähnte Gemälde unter den Hammer kam, erzielte ein anderes Werk den bisherigen Auktionsrekord: 2,6 Millionen Euro.
Gnolis Arbeiten sind heute u.a. in der Sammlung des Museums Thyssen in Madrid zu sehen, doch die beste Sammlung befindet sich in der »Fundación Jakober«, einem ebenso paradiesisch wie einsam gelegenen Kunstmuseum im Nordosten Mallorcas. Dessen Stifter ist ein ehemaliger Rothschild-Bankier namens Ben Jakober. Heute verheiratet mit Gnoli-Witwe Yannick Vu.
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