Der Autor muss sterben, damit sein Stueck aufgefuehrt werden kann.
Dieser Einfall laesst im Sheraton noch einmal Hoffnung aufkommen. Das Theaterensemble, das hier seit Wochen hausiert und im 19. Stock fuer das Stueck Glueckliche Reise
im Hotel-eigenen Theater probt, wurde schon mehrfach rausgeworfen. Nun ist am Tag der Premiere auch noch der Deal mit einem Sponsor geplatzt und der Hotel-Direktor kennt keine Gnade. weiterlesen »
Globalisierung ist ueberall. Vom Arbeitsmarkt ins Lebensmittelregal. Ich bin dagegen. Coca cola und die Oelindustrie. Endlich wieder ein Feind. Vereint dagegen. Protest vergemeinschaftet. Anti garantiert community. Wogegen? Den globalen, Natur und Menschen verachtenden Kapitalismus natuerlich. Anti ist einfach. Zu einfach. Schwierigkeiten beginnen bereits bei der Anatomie des Feindes. Weltbankkredite nur mit Emissionskontrollen? Sozialstandards im Rahmen der WTO? Schon aechzt es in einer heiligen Allianz aus Oekos, Gewerkschaftlern und Neomarxisten. Schmitt souffliert, Mouffe sekundiert, Zizek reuessiert. Entweder du bist fuer uns oder gegen uns. weiterlesen »
Gate 59 auf dem Flughafen Berlin-Schoenefeld ist nur zu erreichen, indem man durch Burger King hindurchgeht. Rechts an der Ausgabetheke vorbei, zwei Treppen runter, dann Passkontrolle, dann der Warteraum. Welt kompakt, Kaffee aus dem Automaten und Snickers, von oben runter Whopper- Geruch. Kein Weg zurueck. Die Dame von der Fluggesellschaft nestelt an ihrer orangenen Steppweste, feilt sich die Naegel und laesst dann ueber Lautsprecher wissen, man duerfe nun zur Maschine laufen, Eltern mit Kindern und Passagiere mit Bordkartennummern 1-30 zuerst, aber nur entlang der gestrichelten Linie, und (bruellt:) wenn jemand quer uebers Rollfeld laeuft, werd ich stinksauer. Ach Berlin.
Hallo. Ich bin Laura, 23 Jahre alt und ehrenamtliche Rettungsschwimmerin bei der Deutschen-Lebens-Rettungs- Gesellschaft (DLRG). Begonnen hat alles mit einem Schwimmkurs bei diesem Verein. Damals war ich vier Jahre alt. Es folgten viele Jahre, in denen ich nicht nur die Jugend- schwimmabzeichen absolvierte, sondern mit 12 Jahren dann auch den ersten Rettungsschwimmschein in Bronze. Mit 16 habe ich das erste Mal richtigen
Wachdienst an der Ostsee auf Fehmarn gemacht – fuer mich ein Abenteuer im Vergleich zur gewoehnlichen Aufsicht im Schwimmbad. weiterlesen »
Ich war gerade auf dem Nachhauseweg von einem Kumpel und hatte einen Marker mit zwei Zentimeter Filzspitze dabei. Natuerlich wollte ich hier und dort ein paar Tags hinterlassen. Die meisten koennen damit vielleicht nichts anfangen. Aber da denke ich immer: Ihr versteht das Medium Grafitti einfach nicht und werdet es auch nie verstehen. Ihr wisst nicht wie es ist, nachts an einem Trafohaeuschen, einer leeren S-Bahn Station oder einem Muellcontainer seinen Tag zu setzen. Klar ist dieser Tag vergaenglich und bei meinem naechsten Besuch wird er nicht mehr da sein. Aber ich lebe fuer den Moment, den Augenblick, den Kick. weiterlesen »
These guys are rockstars in China
, sagt Hung Huang, Ikone der chinesischen Kulturszene mit dem weltweit groessten Blog – endlich werden diese Rockstars in Berlin bei Aedes am Pfefferberg fernab vom Asien-Pazifik- und Kunstherbst-Hype gezeigt. Die noch bis Anfang November laufende Ausstellung “AND – Interdisciplinary Creative Arts from China” stellt vier chinesische Protagonisten vor, die die Kulturszenen Chinas entscheidend mitgepraegt haben: Yung Ho Chang (Architektur), Liu Sola (Musik), Wang Yiyang (Mode) und Liu Zhizhi (Graphikdesign). weiterlesen »
“scheisse alles scheisse hass” – so knapp kann Claudia Starik sich ausdruecken. Ausserdem schreibt sie alles klein, beachtet die neue Rechtschreibung nicht, erfindet ungehemmt Neologismen und bricht Saetze gern mitten im Entstehen ab: “kommt mir, wie meistens, zu gleichen teilen einleuchtend und ueberkompliziert vor, irgendwie ausgedacht, aber ich sags nicht, sonst faengt er wieder mit seiner dialektik an, die ich auch nicht versteh”. Klingt nach Alltag und irgendwie auch nicht. Diese Claudia Starik ist uebrigens keine neue Bloggerin, die live aus ihrer verrueckten Welt berichtet, sondern die Ich-Erzaehlerin in Dietmar Daths neuem Roman. weiterlesen »
Zeit und Raum spielen zunaechst eine grosse Rolle in der Kosmologie. Im Gespraech mit den Naturwissenschaften hat die Theologie lernen muessen, dass die Welt viel groesser und viel aelter ist, als sie, jeweilig mit den Menschen ihrer Zeit, gedacht hatte. Aber die Thematik der Zeit kommt auch vor, wenn es darum geht, Neues zu denken. Christliche Theologie geht davon aus, dass mit Jesus Christus eine neue Zeit angefangen hat. Die Frage ist, wie sich das denken laesst. Es gab den Gedanken der realisierten Eschatologie, dass also die Endzeit mit Christus angebrochen ist. Es gab im Gegenteil den Vorschlag, die Endzeit als verzoegert zu denken. Schliesslich schlug man vor, dass es zwar in Christus eine wesentliche Veraenderung gegeben hat, aber die letzte Wende noch auf sich warten laesst. weiterlesen »
“Sie reden so, als waeren sie 35, ueber Gefuehle, die man nur mit 15 deutlich sieht. (…). Man koennte (…) ihnen zuhoeren und sich die Praezision merken und die Dringlichkeit. Dann muesste man nach Hause gehen und bis zum Morgengrauen so schreiben, wie die (Jugendlichen) reden. Nicht ueber Persoenliches, sondern ueber (Kultur).” Diese Gedanken – am Ende des ersten Bandes von Dietmar Daths just vollendeter Johanna Rauch-Trilogie stehend – werden aus der Perspektive des Kulturkritikers formuliert und bringen zum Ausdruck, was an dieser Trilogie so inspirierend ist: Die Form- und Inhaltfrage wird gestellt und ueber Experimente beantwortet. Jedes Mal anders, jedes Mal neu. weiterlesen »
Kein Zweifel: Die Proteste gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm waren eine erstaunliche Manifestation der Mobilisierungspotentiale sozialer Bewegungen in Deutschland. Nach Jahrzehnten der Baisse nicht bloss von Parteien, sondern auch des so genannten unkonventionellen politischen Engagements in Basisinitiativen, Buergerkomitees und Dritte-Welt-Gruppen hatten viele die Formen und das Ausmass des Heiligendammer Protestes hierzulande schon fuer unmoeglich gehalten. weiterlesen »
Abgaenge, Fusionen, Aufloesungen: Die Politik hat die Kultur im Griff, im Schwitzkasten sozusagen. Zahlenmeister regieren in der Kulturpolitik. Komisch, dass einem das erst seit kurzer Zeit auffaellt. Ist die Erosion des Kulturlandes Deutschland wirklich so dramatisch? Nein, sie ist es nicht, es ist viel schlimmer. Es ist doch schon sehr merkwuerdig, dass man sich bis in die 60er und 70er Jahre hinein, nie wirklich Gedanken um die Finanzierung von Kultur machen musste, mehr noch: man musste sich ueberhaupt keine Gedanken machen. weiterlesen »
Literatur ist eine sehr schoene Sache. Sie bildet, unterhaelt, stillt Neugier, ist gleich der Natur eine inspirierende Welt fuer sich und gehoert trotz einer Vielzahl kontemporaerer Medienopportunisten zum weiten Feld der deutschen Kultur. So auch im Ruhrgebiet, in Bochum. Die 1905 gegruendete Literarische Gesellschaft ist stolz darauf, zu den aeltesten kulturellen Einrichtungen der Stadt zu gehoeren. Sie hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, “das Interesse an der Literatur zu foerdern, Orientierung ueber Neuerscheinungen zu erleichtern, Gespraeche mit Autoren zu ermoeglichen sowie Lesungen und Rezitationen zu praesentieren” – richtige Literaturprofis also. Genau solche hatte der Protagonist des folgenden Szenarios bitter noetig. weiterlesen »