Diskrepanzen zum Stanzen
Die Spionin
„Alex Capus zählt zu den erfolgreichsten lebenden Schriftstellern in der Schweiz. Seine Bücher erzielen ansehnliche Auflagen – umso mehr, seit er vor ein paar Jahren ins Programm des Hanser-Verlags gewechselt hat und da stets als Spitzentitel präsentiert wird. Im Publikum ist er beliebt, nicht weniger übrigens bei den Kritikern (auch wenn ihm das jüngste Buch in der «Süddeutschen Zeitung» oder in der «FAZ» etwas unvorteilhaftere Urteile eingebracht hat). Und gleichwohl ist über Capus in den vergangenen Jahren kein grosser Preissegen hereingebrochen. …
Diese Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Würdigung hat mit den Unwägbarkeiten des Literaturbetriebs zu tun, gleichzeitig aber und vor allem mit dem Werk selber. Capus ist als Erzähler eine ehrliche Haut: Er zieht das konventionell Geradlinige dem Stilexperiment vor. Er schämt sich nicht für seinen Plot und verbrämt ihn darum auch nicht mit postmodernen Mätzchen. Das macht ihn attraktiv fürs Publikum, aber verdächtig für Juroren, denen das Erzählen heutigentags nicht cool oder vertrackt genug sein kann. Capus aber liebt auch die Grenzgängerei – und damit wird er nur noch suspekter. Denn in seinen Büchern testet er die Grenze zum Nostalgischen, zum Sentiment – um nicht zu sagen: zum Kitsch. Oder kurz: Capus' Bücher sind nah am Wasser gebaut.“ Roman Bucheli heute in der Neuen Züricher Zeitung.
Alex Capus: Der Fälscher, die Spionin und der Bombenleger. Roman. Carl-Hanser-Verlag, München 2013.
Neuen Kommentar schreiben