Fix Zone

ilb 2018

Redaktion: 

 

Das 18. internationale literaturfestival berlin (ilb) findet vom 5. bis 15. September 2018 statt. Das Festival ist auch in diesem Jahr zu Gast im Haus der Berliner Festspiele. Zudem werden Veranstaltungen des ilb an anderen Kulturstandorten der Stadt zu erleben sein – so zum Beispiel im Museum für Naturkunde in Mitte, dem silent green Kulturquartier im Wedding und dem aquarium (Südblock) in Kreuzberg. Das Festival bietet seinen Besucher*innen vielfältigste Gelegenheiten, auf bekannte und hierzulande weniger bekannte Autor*innen zu treffen und sich mittels Prosa, Lyrik, Nonfiction, Graphic Novel und bemerkenswerter Kinder- und Jugendliteratur hochaktuellen Themen zu nähern. Insgesamt erwartet das 18. ilb rund 200 Gäste aus über 50 Ländern. Sechs Themenschwerpunkte werden das Programm in diesem Jahr prägen: „Decolonizing Wor:l:ds“, „Nature Writing“, „The Art of Cooking“, „The Politics of Drugs“ und „Die Evolution der menschlichen Kultur“ und der Kongress “What Comes After the Nation State?”

Das Programm auf Deutsch und Englisch finden Sie hier: literaturfestival.com/festival, das PDF des Programmheftes hier. Der Ticketvorverkauf läuft. Die Liste der Gäste des 18. ilb finden Sie hier.

Auftakt und Eröffnung

Den Auftakt zum 18. ilb bildet die Aktion „berlin liest“ am 2. September, mit der sich das literaturinteressierte Publikum der Hauptstadt auf das Festival einstimmen kann. An diesem Tag sind alle Berliner*innen eingeladen, an einem Ort ihrer Wahl Lesungen aus Werken ihrer Wahl zu veranstalten. Ob Institution oder Individuum, ob im Nachbarschaftsverein oder Kiezbuchladen, im Lieblingscafé oder im Späti des Vertrauens, in einer Galerie oder auf öffentlichen Plätzen – Menschen werden sich wie schon in den vergangenen Jahren überall in der Stadt zum Lesen und Zuhören zusammenfinden und mit dem ilb die literarische Vielfalt feiern.

Eröffnet wird das Festival am 5. September 2018 mit einer Rede von Eva Menasse (Österreich/ Deutschland) und einem Auftritt des Pianisten Igor Levit. Im Anschluss daran liest Burghart Klaußner (Deutschland) aus seinem Roman „Vor dem Anfang“ – die erste Premiere des 18. ilb. Zudem stellt Akwaeke Emezi (Nigeria/ USA) die deutsche Übersetzung ihres Romandebüts „Freshwater“ („Süßwasser“) vor und Dima Wannous (Syrien/ Libanon) ihr Buch „Die Verängstigten“.

Gäste

In zahlreichen Buchpremieren werden die deutschen Übersetzungen neuer Romane vorgestellt, beispielsweise von Sebastian Barry (Irland), Zaza Burchuladze (Georgien/ Deutschland), Rachel Cusk (Großbritannien), Jennifer Egan (USA), Dmitry Glukhovsky (Russland), Olivier Guez (Frankreich), Francesca Melandri (Italien), Michael Ondaatje (Kanada), Vivek Shanbhag (Indien) und präsentieren neue Romane unter anderem von Nino Haratischwili (Georgien/ Deutschland), Steffen Mensching (Deutschland), Helene Hegemann (Deutschland), María Cecilia Barbetta (Argentinien/ Deutschland) und Juli Zeh (Deutschland). Im Rahmen von vier „Poetry Nights“ treten mehr als 20 Lyriker*innen auf, darunter Hala Mohammad (Syrien), Ana Ristović (Serbien), Sergio Raimondi (Argentinien), Ko Ko Thett (Myanmar), Levin Westermann (Schweiz) und Chris Song (China).

Neben Lesungen geben die Autor*innen des 18. ilb Auskunft über die politische, soziale und kulturelle Situation in ihren jeweiligen Herkunftsländern. Die ägyptischen Autor*innen Basma Abdel Aziz und Omar Robert Hamilton präsentieren ihre neuen Romane und diskutieren mit dem Kriegsreporter und Journalisten Scott Anderson (USA) über die gegenwärtigen politischen und sozialen Verhältnisse in der arabischen Welt. Autor*innen aus Myanmar und Hongkong wie Nathan Law, einem der Initiatoren der Umbrella-Bewegung in Hongkong, lesen aus aktuellen Werken und kommen zum Gespräch über die politische Situation in ihrer Heimat zusammen.

Am 8. September präsentieren Karen Connelly (Kanada), Charmaine Craig (USA) und Ibrahim Nasrallah (Libanon) ihre exklusiv für das ilb-Projekt „Refugees Worldwide II“ verfassten Reportagen zur Situation von Flüchtlingen in verschiedenen Regionen der Welt. Ai Weiwei (China/  Deutschland) stellt seinen Dokumentarfilm „Human Flow“ über globale Fluchtbewegungen vor und diskutiert darüber. Noch vor der Eröffnung am 4.9., zeigt das ilb den neuneinhalbstündigen Film „Shoah“ von Claude Lanzmann im Haus der Berliner Festspiele, dem im Anschluss am Abend eine Hommage gewidmet ist.

Über den Zusammenhang von sozialer Herkunft, Arbeitswelt und Identität denken Didier Eribon (Frankreich), David Graeber (Großbritannien) und der junge Herausgeber des neo-marxistischen Magazins „Jacobin“ Bhaskar Sunkara (USA) in jeweils eigenen Veranstaltungen der Sektion „Reflections“ nach.

Bei der diesjährigen Ausgabe des von Lars von Törne (Deutschland)kuratierten Graphic Novel Day am 9. September werden Paula Bulling (Deutschland), Liu Jing (China), Mazen Kerbaj (Libanon/ Deutschland), Eric Lambé (Belgien) und Philippe de Pierpont (Belgien), Leopold Maurer (Österreich), Athanassios Petrou (Griechenland), Francisco Sousa Lobo (Portugal) und Liv Strömquist (Sweden) zu Gast sein.

Die Sektion „Erinnerung, sprich“ richtet den Blick in diesem Jahr auf Lucia Berlin, Bruce Chatwin, Witold Gombrowicz, Marcel Proust und Dylan Thomas.

Internationale Kinder- und Jugendliteratur

2018 treten rund 30 internationale Schriftsteller*innen, Illustrator*innen und Wissenschaftler*innen in der Sektion „Internationale Kinder- und Jugendliteratur“ auf. Präsentiert werden neue Bilder-, Kinder- und Jugendbücher, außerdem Romane und Sachbücher, viele davon als Premierenlesungen. Die Sektion wird am 5. September mit einer Rede der schwedischen Schriftstellerin Frida Nilsson eröffnet, die bei der Veranstaltung ihren Roman „Siri und die Eismeerpiraten“ vorstellt.

Weitere Gäste sind unter anderem Melba Escobar de Nogales (Kolumbien), Frances Hardinge (Großbritannien), Jason Reynolds (USA), Sydney Smith (Kanada), Duncan Tonatiuh (Mexiko) und Dianne Touchell (Australien). Neben Lesungen finden Workshops, Werkstattgespräche, Ausstellungen und verschiedenste Specials statt. Im Rahmen des „Spotlight Schweiz“ präsentieren Regina Dürig, Franz Hohler, Emmanuelle Houdart, Francesca Sanna und Nina Wehrle ihre Bücher. Die diesjährige Retrospektive findet zu Astrid Lindgrens Buch „Ronja Räubertochter“ statt, über das Lindgrens Enkel Johan Palmberg sprechen wird. Zudem findet mit „Talkin’ ‘bout a revolution“ eine Vortragsreihe in Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin und der Staatsbibliothek zu Berlin statt.

Decolonizing Wor:l:ds

Die Veranstaltungsreihe „Decolonizing Wor:l:ds“ steht im Zentrum der Beschäftigung des 18. ilb mit dem Themenkomplex Kolonialismus, Neokolonialismus und Dekolonisierung. Sie findet insbesondere vom 7. bis 9. September in den Veranstaltungsräumen des aquarium (Südblock) in zentraler Kreuzberger Lage am Kottbusser Tor statt. Der Titel der Reihe ist inspiriert von dem 1986 erschienenen Buch „Decolonising the Mind: The Politics of Language in African Literature“ des kenianischen Schriftstellers Ngugi wa Thiong’o, das seit 2017 in deutscher Übersetzung vorliegt. Thiong’o beschäftigt sich darin unter anderem mit afrikanischen Autor*innen, die in den Sprachen der ehemaligen Kolonialmächte schreiben, und mit der Rolle dieser Sprachen in den Gesellschaften Afrikas und anderer Kontinente. Die fortwährende Präsenz dieser Sprachen führt laut Thiong’o zu einer sich fortsetzenden Kolonisierung der Kultur und nimmt wesentlichen Einfluss auf die Selbstwahrnehmung der Sprechenden. „Dekolonisierung des Denkens“ wurde in der Folge zu einem Begriff, der auf verschiedene Möglichkeiten des Widerstands gegen bestehende Formen mentaler Kolonisierung, des westlichen Imperialismus und westlicher Hegemonie verweist. In Panel- und Fishbowl-Diskussionen wird das 18. ilb spezifische Aspekte mentaler Kolonialisierungsprozesse näher in den Blick nehmen. Im Zuge dessen sollen insbesondere für Stimmen, die sonst eher wenig Gehör finden, Foren geschaffen werden. Ermöglicht wird dies durch das Publikum aktiv einbeziehende Diskussionsformate und Veranstaltungen, die Lesung und Debatte miteinander verknüpfen. Zu den Gästen zählen unter anderem Amandine Gay (Frankreich),  Mbalenhle Matandela (Südafrika/ Großbritannien), Masande Ntshanga (Südafrika) und Mukoma wa Ngugi (Kenia/ USA).

Nature Writing

Natur, Ökologie und die Wechselbeziehungen von Mensch und Umwelt werden als Themen in der Gegenwartsliteratur zunehmend wichtig. Ausgehend von der Beobachtung, dass auch in der deutschen Gegenwartskultur Naturthemen eine immer größere Rolle spielen, konzipierte das 18. ilb eine eigene Reihe zum Nature Writing, die im Rahmen der Sektion „Science and the Humanities“ stattfindet. In dieser werden Autor*innen wie Michał Książek (Polen), Maja Lunde (Norwegen), Marion Poschmann (Deutschland), Judith Schalansky (Deutschland), Fredrik Sjöberg (Schweden), Mark Tredinnick (Australien), Nell Zink (USA/ Deutschland) und andere ihre aktuellen Werke vorstellen und in Podiumsdiskussionen zentrale Themen dieses Genres diskutieren: die Bedeutung der Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten für den Planeten, den Wert und die Möglichkeiten eines Lebens im Einklang mit der Natur, die Rolle der Literatur im gesellschaftlichen Umgang mit dem Klimawandel, die Wechselwirkungen zwischen Artensterben und Poetik sowie zwischen Anthropozän und Dichtung. Das ilb fragt: Was bedeutet die neue Hinwendung zur Natur? Wie ist Nature Writing im Zusammenhang mit den geoklimatischen Herausforderungen unserer Zeit zu bewerten? Und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede prägen die Tradition des Nature Writing in den verschiedenen Kulturkreisen? Vom indigenen australischen Nature Writing über die britisch-kolonialen Wurzeln bis hin zur Environmental-Justice-Bewegung und dem urbanen Natur Writing wird das breite Spektrum zeitgenössischer literarischer Auseinandersetzungen mit dem Thema Natur erkundet.

The Art of Cooking

Die so betitelte Veranstaltungsreihe bildet ein „Special“ des 18. ilb. Sie widmet sich der literarischen Beschäftigung mit der Nahrungszubereitung und -aufnahme in einem sowohl ernährungswissenschaftlichen als auch politischen und kulturellen Kontext. Zu Gast sind renommierte internationale Food Writer wie Bee Wilson (Großbritannien) und Nigel Slater (Großbritannien), Schriftsteller*innen wie Laksmi Pamuntjak (Indonesien) und Expert*innen auf dem Gebiet der Ernährungsgeschichte wie Thomas Macho (Österreich) und Bruce Pascoe (Australien). In Gesprächsrunden werden Rezepte präsentiert, aktuelle Trends des Food Writing betrachtet und Ernährungsgewohnheiten in verschiedenen Ländern reflektiert. Das Format soll auch Anlass geben, über die Herausforderungen eines global ausgerichteten Lebensmittelkonsums nachzudenken sowie nachhaltige Anbaumethoden und Ernährungsformen zu diskutieren. Ausgewiesene Expert*innen und Schriftsteller*innen werden die Herausforderungen im Zusammenhang mit modernen Ernährungsformen diskutieren.

The Politics of Drugs

Dealer auf der Straße und Drogenbeschaffung über das Darknet, südamerikanische Kartelle und internationale Pharmakonzerne, Drogentote und Kriminalität, die Bedeutung von Naturdrogen wie Ayahuasca für Indigene, der „War on Drugs“ und die portugiesische Entkriminalisierungspolitik, die Opioid-Krise, die spirituelle Suche nach Entgrenzung, die Geschichte der Drogenpolitik seit den beiden von der Kolonialmacht Großbritannien initiierten Opium-Kriegen in China – das Thema „Drogen“ ist komplex. Das 18. ilb wird in der Sektion „Reflections“ eine Auseinandersetzung mit den „Politics of Drugs“ ins Programm nehmen, gefolgt von einer „Weltweiten Lesung“ zum Thema am 24. November. In moderierten Gesprächsrunden wird der das Verständnis und der politische Umgang mit Drogen im historischen Rückblick betrachtet und heutige Produktionsformen, Verkehrswege bis hin zum Konsumverhalten und dessen Auswirkungen verfolgt. Ein thematischer Schwerpunkt wird auf der institutionellen, meist staatlichen Regulierung des Drogenhandels und -konsums liegen. Ziel der Veranstaltungen ist es, verschiedene Modelle und Praktiken der Drogenpolitik sowie deren Vor- und Nachteile herauszuarbeiten und neue Akzente im internationalen Diskurs über Drogen zu setzen. Die Reihe wird von Norman Ohler (Deutschland) kuratiert.

Die Evolution der menschlichen Kultur

In dieser Reihe der Sektion „Science and the Humanities“ sollen unter Bezugnahme auf aktuelle Publikationen und im Austausch mit international renommierten Wissenschaftler*innen Einblicke in den gegenwärtigen Forschungsdiskurs zu den Grundlagen der menschlichen Kultur, ihren Entstehungsbedingungen und frühen Entwicklungslinien gegeben werden. Jeden Abend trifft der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Raoul Schrott (Österreich) eine*n Wissenschaftler*in zum Gedankenaustausch. Ihren Ausgang nimmt die Reihe bei wissenschaftlichen Theorien zur Evolution von Bewusstsein und Intelligenz im Tierreich. In einem zweiten Schritt wird die Brücke zur Entwicklung des Menschen geschlagen, indem der Herausbildung erster menschlicher Kulturzeugnisse sowie des menschlichen Sprachvermögens nachgegangen wird. Von frühen Kulturzeugnissen und der Ausbildung von Sprache führt der Weg weiter zu den biologischen Grundlagen des ästhetischen Empfindens. Aufbauend auf diesen essenziellen Überlegungen zur Ästhetik folgt eine Betrachtung der Entstehung frühester bildnerischer Zeugnisse des Menschen wie erste Felsmalereien und Skulpturen. Neben dem frühen künstlerischen Schaffen rücken auch Forschungserkenntnisse über die Entstehung der Schrift sowie über die Entwicklung der Poesie in den Fokus. Gemeinsam mit dem Publikum begeben sich die Vortragenden auf die Suche nach Antworten auf die Frage, welche grundlegenden Fähigkeiten den Menschen auszeichnen.

Kongress „Was kommt nach dem Nationalstaat?“

Im Rahmen des 18. ilb geht das zivilgesellschaftliche Netzwerk European Alternatives am 15. September mit einem Kongress der Frage nach, welche alternativen Organisationsformen in unseren Zeiten kontinuierlicher Krisenentwicklungen auf den Nationalstaat folgen könnten. Die Finanzkrise schlägt sich nach wie vor in der anhaltenden wirtschaftlichen Stagnation vieler Länder nieder, extremistische Bewegungen und Parteien befinden sich bereits seit längerer Zeit im Aufschwung, liberale Demokratien scheinen in der Defensive. Zehn Jahre nach der Insolvenz von Lehman Brothers diskutieren zu diesem Themenkomplex Aktivist*innen, Künstler*innen, Intellektuelle und Politiker*innen aus verschiedenen Ländern. Unseren Film "What Matters" zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte finden Sie untertitelt in Arabisch, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Hindi, Russisch, Spanisch und Türkisch.  

Mehr aus der Fix Zone



Dezember 2018



November 2018



Oktober 2018



September 2018



August 2018



Juli 2018



Juni 2018



Mai 2018



April 2018



März 2018



Februar 2018



Januar 2018