Geschrieben am 9. März 2019 von für Allgemein, Musikmag

Methyl Ethel: Triange

Jeder hat halt so seine Neurosen. Eine von meinen ist, dass ich noch jedes Mal, wenn ich den Namen Methyl Ethel höre, sofort den Song „Ubu“ im Ohr habe. „Why’d you have to go and cut your hair, why’d you cut your hair?“, rauscht es dann zuverlässig durch meinen Kopf. Aber man kann schlimmere Ohrwürmer erwischen. Seit diesem Song und dem dazugehörigen Album „Everything Is Forgotten“ bin ich jedenfalls, wie man auf englisch so schön sagt, „hooked“. Denn was Jake Webb und seine Band regelmäßig in den Äther blasen, ist in jeder Hinsicht gut gemachter Pop. Innerhalb von drei Minuten wird ein Raum aufgemacht, in dem man feiern, leiden, tanzen, schwelgen, verzweifeln, sich ver- und wieder entlieben kann – all das, was Pop will und kann, man sieht es in diesen Songs. Inspiriert wurde das Album laut Jake Webb vom Gitarrensound von The Cure, dem Synthesizer-Klang von David Bowie „Ashes To Ashes“ und den Produktionen des Venezolaners Arca. Webb beschreibt “Triage” als “Cold Logic For Warm Bodies”, was als schöne Metapher durchgeht für diese Mischung aus kühlen Synthies und empathischen Lyrics.

Der Opener „Ruiner“ gibt sogleich das Tempo vor – eine perfekte Mischung aus Synthie-Sounds wie aus den 80ern und Gitarren, dazu der Gesang von Webb, der immer extrem zerbrechlich wirkt. Auch in den Videos scheut er, der eigentlich aussieht wie der Hipster-Nerd von um die Ecke, nicht davor zurück, sich zum Affen zu machen, indem er etwa etwas holprig tanzt (wie im Video von „Real Tight“). „Trip The Mains“ hätte so auch exakt 1983/84 erscheinen können – und zeigt auch schön, wie Webb mit Refrains und ihren Reprises umgeht (indem er nämlich bei der zweiten Wiederholung konsequent auf Kürzung besteht). Und es kann sogar sein, dass mit „Screamed Whole“ ein neuer Ohrwum bei mir Einzug hält, den ich mit dem Namen Methyl Ethel verbinde. „Scream ‚I’m whole‘ one more time/ can’t remember why it stopped“ – lass es niemals enden.

Tina Manske

Methyl Ethel: Triange. 4AD/Beggars Group (Indigo).

Tags :