Ich wollte nie einen Coronavirustext schreiben Das Coffin Dance Meme ist der Soundtrack dieser Wochen, Vicetones & Tony Igy sägende Version von Astronomia, dazu der Auftritt der Dancing Pallbearers, ghanaischen Sargträgern mit Sonnenbrillen, Anzügen samt Einstecktüchern und weißen Handschuhen. In dezenten Schrittfolgen transportieren sie den Sarg auf den Schultern, auf den Oberschenkeln durch die Straßen zum Friedhof. Zunächst war das Meme auf Epic Fails im Netz gemünzt, dann als gutgelaunte Antwort auf die vielen Begleiterscheinungen der Corona-Pandemie. Beschwingt wird der Sarg zu Grabe getragen, eigentlich aber diese ganze ratlose Welt in
Read More Mückenschwärme auf Kamtschatka Schiffbruch eines Romanprojekts: Eine Reise auf den Spuren des Naturforschers Georg Steller und der Großen Nordischen Expedition – von Johannes Groschupf Überhaupt Mangel, Blöße,Frost, Nässe, Ohnmacht, Krankheit,Ungeduld und Verzweiflung waren die täglichen Gäste. Ich weiß nicht mehr, wann genau ich aufgab. In welchem Moment mir klar wurde, dass ich diesen Roman nicht schreiben würde. Vielleicht auf Kamtschatka, in der Awatscha-Bucht von Petropawlowsk, wo zwei Schiffe vor 270 Jahren ausliefen, um die amerikanische Küste zu finden. Vielleicht aber schon auf dem Weg von Moskau nach Irkutsk, in den
Read More Das Leben ist nicht mehr als ein langsamer Tod Nico Walkers „Cherry“ wird angekündigt als der erste große Roman zur Opioid-Epidemie. Tatsächlich ist es eine Selbsttherapie per Schreibmaschine. – Eine Rezension von Johannes Groschupf. Die New Yorker Firma Purdue Pharma – geführt von den Milliardären Raymond und Mortimer Sackler, die bis vor Kurzem noch als edle Spender von Kunstmuseen weltweit hofiert wurden – brachte 1996 das Schmerzmittel OxyContin auf den Markt. Es wurde zu einem Blockbuster-Medikament, das jährlich für einen Umsatz von einer Milliarde Dollar sorgte, denn es gelang Purdue
Read More Ein deutscher Spion bezwingt seinen Schmerz Dirks Brauns erzählt in „Die Unscheinbaren“ von den familiären Langzeitschäden eines deutsch-deutschen Spionagefalls. Seinem Anti-Agentenroman geht allerdings am Ende die Luft aus. – Eine Rezension von Johannes Groschupf. Die Agenten sind zurück in der Hauptstadt: Nach zwölf Jahren Bauzeit wurde am 8. Februar die Zentrale des Bundesnachrichtendiensts offiziell eröffnet. Ein riesiges Areal an der Chausseestraße, mitten in Berlin, eine megalomane Machtgeste in grau: 5200 Räume, 20.000 Tonnen Stahl, 135.000 Kubikmeter Beton. Baukosten: rund eine Milliarde Euro. „Ein gebauter Unfall“, hieß es in der SZ:
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