Geschrieben am 18. Juli 2009 von für Crimemag, Kolumnen und Themen

Bescheidener Vorschlag II

… Kinder …

Kinder sind ja so süß. Glück und Freude im tristen Alltag. Einfach herzerwärmend, was sie so plappern. Und sie sollen unsere Renten sichern. Meine Güte, wer glaubt denn daran? Haben Sie schon einmal ausgerechnet, was so ein Kind kostet? 120.000 Euro Minimum. Haben Sie für dieses Geld wirklich keine andere Verwendung? Von Lena Blaudez

Fassen wir doch mal zusammen: Belastende Schwangerschaft, die Schrecken der Geburt, versaute Figur, monatelange Schlaflosigkeit, vor Windelwechseln wissen Sie nicht mehr, wo lechts und rings ist. Ihr Sexlife können Sie vergessen, viel zu müde. Im Grunde können Sie alles vergessen, was Ihnen vorher wichtig war. Die kleinen Monster bestimmen von nun an Ihr Dasein. Kultur? Sozialleben? Hobby? Politisches Engagement? Ha! Träumen Sie weiter! Erst jetzt erfahren Sie, was täglicher Überlebenskampf wirklich heißt. Vom Verdienstausfall, wenn Muttern in die Elternzeit geht mal ganz abgesehen (rund 100.000 Euro). Das Gehalt vom Teilzeitjob abzüglich Steuern reicht kaum für’s Milupa-Bio-Schlaf-gut-Breichen. Und den Job können Sie auch bald ganz vergessen, zumindest wenn Sie eine höhere Position anstreben. Wer will denn so was in seinem Unternehmen? Also steiler Karriere-Absturz, zumindest wenn Sie zufällig weiblich sind.

Der Druck von allen Seiten ist immens: Sie haben alles falsch gemacht. Die falschen Schuhe und die falsche Schule, die falsche Ernährung und die falsche Erziehung. Nach rund vier Jahren steht die Scheidung an (teuer!), diese Nerverei hält doch keiner durch. Alles in allem kommen wir schon mal auf schlappe 250.000 Euro Verluste, mindestens. Und jetzt haben wir noch nicht von dem Stress gesprochen, dem Lärm, dem Gezanke, dem Dreck, der Heulerei. Und der gesellschaftlichen Ausgrenzung. Wollen Sie denn ein kotzendes Gör neben sich im Flieger? Ein schreiendes Balg nebenan im Ferienhäuschen? Einen nervenden Teenager am Nachbartisch im Restaurant? Lärmende Brut in der Bahn? Na bitte!

Mit ein bisschen Pech haben Sie dann auch einen übergewichtigen Schulversager mit Silberblick. Und dann sehen Sie sich einmal den Arbeitsmarkt an! Wenn das Gör endlich groß ist, haben Sie einen Arbeitslosen an der Hacke. Lassen Sie es bloß bleiben, mit dem Kinderkriegen! Nichts als Ärger!

Ah, schon zu spät? Sie haben bereits Stücker drei? In diesem Fall sollten Sie über einen Verkauf nachdenken. Bekannterweise gibt der Markt da einiges her. Sicher lässt sich das leicht über das Internet bewerkstelligen. Oder Sie fragen mal Madonna. Damit erwirtschaften Sie dann wenigstens noch einen kleinen Ersatz für die bereits getätigten Ausgaben. Wenn Sie die nervige Bande zum Beispiel an eine arme Bananenrepublik verscherbeln, ist das ja praktisch Entwicklungshilfe. Und die lieben Kleinen verrichten pekuniär sinnvolle und körperlich ertüchtigende Arbeiten. Zum Beispiel auf den Baumwollfeldern in Mali, beim Teppichknüpfen in Pakistan oder bei der Herstellung von Feuerwerkskörpern in El Salvador. Vielleicht können Sie Ihre vorherigen Unkosten wegen solcherart Unterstützung eines Drittweltlandes sogar von der Steuer absetzen. Es geht alles, auch wenn Sie schon Kinder haben, man muss sich nur zu helfen wissen.

Also bleiben – oder werden – Sie kinderfrei, dann läuft der Laden. Das wäre doch gelacht!

Lena Blaudez