Geschrieben am 5. September 2009 von für Crimemag, Kolumnen und Themen

Bescheidener Vorschlag III

Die ganzen Alten, wer braucht die denn?

20 Millionen Rentner leben in Deutschland. Alt, krank und arm meistens auch noch. Ein Drittel der Rentner lebt in einer Grauzone, die sprachlich abgemildert als Armutsrisiko bezeichnet wird. Will man das schönfärberische Neudeutsch weitertreiben, könnte man auch von Herausforderung zur finanziellen Kreativität für die Generation 50 + sprechen. Bloß keine klaren Aussagen, wenn es um das Versagen gesellschaftlicher Verantwortung geht, das lernen die Kleinen heutzutage schon in der Grundschule. So was macht schließlich nur die gute Laune kaputt und wer hat schon was davon? Von Lena Blaudez

Im Durchschnitt erhalten Männer weniger als 1000 Euro aus der gesetzlichen Rente und Frauen weniger als 500 Euro. Übrigens wird eine erhebliche Zunahme der Altersarmut erwartet. Nehmen wir mal an, Sie haben das Pech, sind über 50 und Ihre Firma schmeißt Sie raus. Na und? Sie bekommen dann ja schließlich Arbeitslosengeld II. Damit erwerben Sie pro Jahr immerhin einen Rentenanspruch von 2,17 Euro. Damit lässt sich doch etwas anfangen! Haben Sie 30 Jahre eingezahlt, kommen Sie sogar auf Sozialhilfeniveau. Experten erwarten, dass das bald die Hälfte der Rentenempfänger betrifft. Als engagierte Alte können Sie ja dann Ihrer lokalen Verbrecherorganisation beitreten.

Sind Sie nun auch noch krank und schwach, wollen wir mal hoffen, dass Sie es sich dann leisten können, in einer dieser berühmten Pflegeanstalten bis zum endgültigen Finis zwischengelagert zu werden. Ist das etwa schön?

Jeder fünfte Rentner will in ein Land auswandern, in dem die Lebenshaltungskosten niedriger sind. Das sollte schwer gefördert werden. Alte raus und frisches Blut rein!
So geht’s jedenfalls rapide bergab für Oma und Opa. Und kostet trotzdem noch viel zu viel! Können wir uns das noch leisten?

Überalterung der Gesellschaft und all das. Da muss man schon ein bisschen kreativ werden. Die Krise fördert die Originalität. Oder? Also rufen wir hiermit alle Leute auf, sich zum Wohle der Gesellschaft ein paar kluge Gedanken zu machen.

Ich fang’ jetzt mal an. Menschen aus Berufen mit letalen Zielen, zum Beispiel Auftragskiller oder Söldner könnten sich doch zusammentun und den Nachwuchs fördern. Heutzutage spricht man dann selbstverständlich von dem Gemeinwohl dienenden Auftragsentsorgern.
Sie sollten ein Lehrbuch mit dem Titel „Mittel und Methoden sozialverträglichen Frühablebens“ entwickeln. Der Untertitel könnte lauten: „Wie Auftragsentsorger dem Staat helfen können, Renten zu sparen.“ Kernstück wäre ein Leitfaden zur Berufsausbildung als staatlich geprüfter Auftragsentsorger. Selbstverständlich mit vielen hübschen Beispielen, wie schmerzarm und schnell entsorgt werden kann, gerne auch im Beisein einer Bezugsperson. Gehalt und Status sollten einer Facharbeiterausbildung mit Abitur gleichgestellt sein.

Da hätten wir gleich ein paar Fliegen mit einer Klappe entsorgt. Lehrstellenmangel und Jugendarbeitslosigkeit eingegrenzt, die Kriminalität in vernünftige Bahnen gelenkt, Pflegekräfte eingespart, Familien erleichtert, Krankenkassen entlastet, gefährlich langsame Sonntagsfahrer von den Straßen – und der Gerontisierung Deutschlands ein Ende bereitet. Volkswirtschaftlich gesehen eine win-win-Situation! Einfach ein paar gute Ideen umgesetzt und dann läuft der Laden wieder.
Das wäre doch gelacht!

Lena Blaudez