Das neue Jahr bei Carlos beginnt mit Hoffenheim, Bulgarien, Hera Lind und Dirk Niebel – das scheint schauerlich! Aber immerhin, there is hope – ohne Wulff! Na also, geht doch …
Unlängst …
… saß man familiär am Küchentisch, als plötzlich Stimmen zu hören waren. Kurze Nachfrage – nein, niemand hatte Fernseher, PC, Smartphone o. ä. an. Nach kurzem Rätseln klärte sich die Sache: Zwei Menschen unterhielten sich vor dem Fenster, darauf war keiner von uns gekommen.
Meine Frau neigt manchmal dazu, recht leise zu sprechen. Wenn sie sich dabei auch noch – aus welchen Gründen auch immer – von mir abwendet, verstehe ich sie schlecht. Unlängst griff ich bei dieser Gelegenheit tatsächlich nach der Fernbedienung. Ich wollte meine Holde lauter machen.
Und drittens war ich vor einigen Wochen zum allerersten Mal bei einem Bundesligaspiel. (Ja doch! Hoffenheim! Traditionslos. Hoppgedopt. Jajaja. Mir alles scheißegal.) Mitgekriegt habe ich so gut wie nichts, denn bei jeder einigermaßen brenzligen Situation habe ich woanders hingeschaut, in der gänzlich falschen Gewissheit, alles in der Zeitlupe ohnehin noch mal und besser zu sehen.
Mithin bin ich so weit: medial derartig in den Arsch gekaspert, dass das Sekundäre mir das Primäre geworden ist, ich mir eine platonische Zweithöhle gebuddelt habe und es also höchste Zeit ist, dass ich mir überlege, was denn wohl sonst noch alles gar nicht stimmt, was ich so denke.
Und da fällt mir vieles ein.
Ganz zweifellos existieren folgende Personen und Dinge rein virtuell, matrixhaft, als Programm sozusagen, als Digitalspuk allenfalls, und ich habe es nur nicht gemerkt:
Der Bundespräsident, besser gesagt, mal mindestens alle seit dem großen Waldi Scheel. Erstens sterben sie nicht, zweitens machen sie nichts, drittens … Okay, Carstens ist tot, aber selbst das ist einem eigentlich nie irgendwie aufgefallen.
Es existiert ferner das Land Bulgarien überhaupt nicht und falls doch, dann kleiner und unschärfer, als das verbreitet wird. Hört man von diesem Flecken Erde was? Kennt man jemanden? Gibt es dort ein Wetter, das in den Nachrichten käme, sei es Schnee, Dürre, Sturm, irgendwas in den letzten Jahrzehnten? Bitte schön, ein paar Gewichtheber und Kicker. Aber die können viel erzählen. Und der Zusatzbeweis: Gibt es den Bulgarienkrimi? Eben.
Falls überhaupt, so gibt es allenfalls eine Handvoll Belgier, mir persönlich ist noch gar keiner begegnet. Es mag einen Landstrich geben, der weder Holland noch Frankreich ist, den keiner will, aber den gleich irgendwie, gar „Belgien“ zu nennen, scheint mir sehr übertrieben.
Auch Hera Lind ist vermutlich schon lange dahingegangen. Was sich in ihrem Namen tut, ist einfach untotes Tastengehampel, Golemprosa.
Und auch was mir der türkische Dorfwirt Yunus neulich anvertraute, scheint zumindest fraglich. Er habe Politikwissenschaft studiert, sei evangelisch und gar kein Türke.
Und es gibt leider nicht diesen Krimi, noch einmal den Ausschnitt davon hier:
Aasgeir Einar bestellte ein Walsteak. Sein schwedischer Kollege Gumbrandson tat es ihm gleich. Der dänische Kollege teilte sich unterdessen ein Heilbuttschaschlik mit der Inspektorin Doitor aus Oslo. Es fehlte noch der Emissär der Faroerinseln. Vom Kollegen aus Helsinki hatte es geheißen, er habe seinen Flug verpasst. In Wirklichkeit aber war er schon tot. Das zehnte Opfer des Nordmonsters, denn alle nur Enigma nannten. Da ging die Sonne auf.
Gibt es überhaupt irgendwas?
Den Euro! (Noch.) Von dem hätt’ ich gern mehr.
Und angeblich gibt es auch Dirk Niebel, aber das kann nicht sein, hoffe ich mal.
Schließlich „Ben liebt Anna“, P. Härtlings softer Jugendporno, der darf nicht sein. Und ist doch.
Und natürlich: „Ein bulgarischer Winterkrimi: Carina Nekolys ‚Fress-Schach‘ ist ein Krimi mit Anspruch.“
Ich gebe dann für heute auf.
Carlo Schäfer
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