Fürchtet euch nicht
– Jetzt, wo es noch einmal eng werden kann im amerikanischen Wahlkampf, hätte man es ja wissen können, was auf die Welt zukommt. Man hätte nur aufmerksam die drei Film-Klassiker „W.“, „Fahrenheit 9/11“, „Outfoxed“ anschauen und mit der Realität in Bezug bringen müssen. Ein Reality-Check von Dirk Schmidt.
Selten, in letzter Zeit sehr selten, konnte sich der durchschnittliche Mitteleuropäer beim Gedanken an die Wahl in den USA so entspannt zurücklehnen wie dieses Mal. Ganz gleich, wer die Präsidentschaft gewinnt, vieles spricht dafür, dass es dem neuen Amtsinhaber daran gelegen sein wird, die angeschlagene Wirtschaft einigermaßen auf Kurs zu halten und die Welt nicht mit einem Rachekrieg um die Welt-Ölreserven zu überziehen. Viel mehr ist im Moment leider nicht drin. Das Land befindet sich in einer der schlimmsten Krisen seiner Geschichte und der Stand des Dow Jones und des Dollars sowie die Angst vor terroristischen Anschlägen sind die Begleitmusik der furchterregenden Erkenntnis, dass ein überschaubarer, aber eine Wahl durchaus entscheidender Teil der amerikanischen Bevölkerung schlicht und einfach den Verstand verloren hat. Und das buchstäblich und im wahrst möglichen Sinne des Wortes. Es ist kein Reden mehr mit Birthern, Tea-Party Konservativen und sonstigen Verschwörungstheoretikern, kein Diskutieren mit den stumpfgläubigen Vertretern der religiösen Rechten, und es lassen sich keine gemeinsamen Kategorien mehr finden mit Stimmungskanonen wie den Fox News Moderatoren Bill O’Reilly, Shaun Hannity und Glenn Beck.

Nelson Rockefeller
Das Pfingstwunder
Vielleicht hat John Lennon sie damals erweckt. Durch seinen idiotischen Schwanzvergleich mit Jesus. Und vielleicht haben jene Hillbillies, die daraufhin Beatles Platten dem reinigenden Feuer übergaben durch die daraus resultierende weltweite mediale Aufmerksamkeit, (die selbstverständlich den Beatles geschuldet war) eine frühe Ahnung bekommen. Eine frühe Ahnung, wir reden vom Jahr 1966, welchen Zuwachs an Macht der Schritt aus der Kirchentür ins Licht der Öffentlichkeit bedeuten kann. Wahrscheinlicher ist, dass die Bewegung zu diesem Zeitpunkt bereits in Bewegung ist. Der erste ganz große Auftritt lässt sich auf das Jahr 1964 datieren. In San Francisco findet der republikanische Parteitag statt und aussichtsreichster Kandidat ist der moderate und frische geschiedene Nelson Rockefeller. Diese Kombination ist mit den erstarkten Evangelikalen nicht zu machen, und wenn man schon dabei ist, den Laden aufzumischen, warum dann nicht gleich Barry Goldwater nominieren? Goldwater ist ein libertärer Kommunistenfresser aus Arizona, politisch rechts von Attila dem Hunnenkönig und heiß darauf, nach dem Kennedy-Kuba Ringelpietz mit Anfassen endlich die Bombe auf Moskau zu werfen. Die schlichte Wahrheit, mir der er sich positioniert sagt alles: „I would remind you that extremism in the defense of liberty is no vice. And let me remind you also that moderation in the pursuit of justice is no virtue.“
Danke, das war schön gesagt, Barry. Und danket dem Herrn, dass der Kelch noch einmal an der Welt vorbei ging. Nelson Rockefeller muss zuschauen, wie der ehemalige Vizepräsident Richard Nixon sich für Goldwater stark macht. Nixon, der schlaue Fuchs, weiß längst woher der Wind weht. Er wird sich ab sofort immer wenn er die Jesusidioten politisch braucht, seiner Wurzeln als Sohn von Quäkern erinnern. Es ist nur eine Fußnote, dass mit George W. Romney auch der Vater des jetzigen Präsidentschaftskandidaten damals im Rennen war und die Tatsache, dass er in einer Mormonenkolonie in Mexiko geboren wurde, seiner Nominierung offenbar nicht im Weg gestanden hätte. Der lange Marsch der republikanischen Partei in den Wahnsinn steht erst am Anfang.
Born again
Bevor wir zu unserem ersten Filmbeispiel kommen ein Wort von Bill Maher, dem klugen, witzigen und angenehm atheistischen Satiriker, der in einem Segment seiner wöchentlichen Show „New Rules“ verkündet.
„New Rule: Republicans don’t have to accept evolution, economics, climatology or human sexuality but (…) I need them to admit the historical existence of George W. Bush.“
Keiner, nicht einer der Granden der letzten republikanischen Administration war zu dem Nominierungsparteitag der Republikaner eingeladen. (Wenn man Bill Maher glauben kann, weil die meisten von ihnen sich in einem Zeugenschutzprogramm befinden.) Vor allem einer war nicht eingeladen, ganz besonders einer nicht: George „Dubya“ Bush.
Also diesmal keine Wiederkunft? Nach einem Leben, das einer einzigen langen, unter Schmerzen stattfindenden Fehlgeburt gleicht?
Um es gleich vorweg zu sagen. „W.“ ist kein wirklich guter Film. Oliver Stone tut, was er kann und das ist zweifellos eine Menge, aber die einzigen Figuren mit einer gewissen Fallhöhe sind die Soldaten im Irakkrieg, und die kommen nur am Rande und in Särgen vor. Kaum eine Szene gibt es, in der Stone nicht die unfassbare Dummdreistigkeit seines Protagonisten herausstellt und kaum eine Szene die dem Zuschauer nicht die eine Frage entgegenschreit: „Wie konnte es so weit kommen?“ Aber ein Film, der zwei Stunden lang schreit, hat es nicht ganz gepackt, und auf die Frage wie ein dummer, reicher, präpotenter, alkoholsüchtiger Vollversager so weit kommen konnte, hat Stone leider keine Antwort. Ab und an bietet er einige Lösungsansätze, denen nachzugehen sich lohnt. Die Wiedergeburt ist so einer. Bush hat Wurzeln im alten Geld und dazu durch seine Erweckung Kredit bei den Evangelikalen, während sein geliebt/verhasster Vater so etwas wie eine Restscham besitzt sich mit ihnen gemein zu machen. „I have to learn the lingo …“ Bush Senior wird die Wahl gegen Bill Clinton verlieren, weil die Gotteskrieger der Wahlurne fernbleiben. Der Junior kennt solches Fremdeln nicht. Er hat ein Buch von Barry Goldwater gelesen, und das muss erst mal reichen. Karl Rove, der legendäre Wahlkampfstratege will „Bushie“ zudem als den Kandidaten aufbauen, mit dem Joe der Wähler gern mal ein Bier trinken würde. „Für mich aber nur ein Alkoholfreies“ antwortet der Kandidat, und wie so oft in diesem Film bleibt einem das Lachen im Hals stecken wie Bush in einer Szene kurz zuvor eine Salzbrezel.
Das achte Gebot
Es war keine gekaufte Präsidentschaft. Allein deshalb, weil man einen historischen Betriebsunfall wie Bush nicht so leicht davonkommen lassen darf. Kennedy hat Wählerstimmen gekauft. George W. Bush hat sich seine ehrlich verdient. Wähler und Ämter kann man nicht so einfach kaufen. Aber Typen wie Karl Rove, die für die Drecksarbeit zuständig sind. Goldwater und Nixon haben die Büchse der Pandora geöffnet und Karl Rove sah, dass es gut war. Das Prinzip ist simpel. Man nimmt sich den jeweiligen Gegenkandidaten vor und wirft jeden Scheiß, der einem einfällt in einen Ventilator. Irgendwas bleibt immer kleben. In D.A. Pennebakers vielfach ausgezeichnetem Dokumentarfilm „War Room“ über die erste Präsidentschaftskampagne Bill Clintons gibt es eine fesselnde Sequenz. Noch am Tag der Wahl, Bill Clinton führt haushoch in allen Umfragen, kommt plötzlich das Gerücht auf, Clinton habe mit einer schwarzen Prostituierten ein Baby gezeugt. Hier ist nicht der Ort, um neue Gerüchte in die Welt zu setzen, aber das klingt verdammt nach lupenreinem (wenn auch verzweifeltem) Karl Rove. Einen mehrfach ausgezeichneten Kriegshelden wie John Kerry am Ende einer langen Kampagne als Versager, Drückeberger und Staatsfeind da stehen zu lassen, ist für solche Leute fast schon business as usual. Was für eine Szene als Josh Brolin (Bush) und der wunderbare Toby Jones (Rove) in „W.“ über die anstehende Wahlkampftaktik plaudern. Rove beschwört den Kandidaten, alles, was er sagt, mit ihm, dem mit allen Wassern gewaschenen Profi abzustimmen. Bush allerdings hat andere Vorstellungen. Nein, nein, so laufe das nicht. Er selbst werde der Chefstratege der Kampagne sein und der „Decider“. Rove sei lediglich dafür zuständig, die großen Wahrheiten aus dem Mund von „Dubya“ auch entsprechend gut klingen zu lassen. In diesem Moment teilen sich Toby Jones und der Zuschauer das gleiche, fassungslose Lächeln.
Der brennende Bush
Michael Moore geht noch einen Schritt weiter. Er hält sich mit der Frage, wie das alles passieren konnte, nicht lange auf. „Fahrenheit 9/11“ beginnt mit einer vermeintlichen Traumsequenz und zeichnet danach den gesamten Alptraum der Bush Präsidentschaft inklusive des kalten Staatsstreichs nach dem 11. September minutiös nach: die Verbindungen der Familien Bush und Bin Laden, die wirtschaftlich unsinnigen Investitionen saudischer Investmentfirmen in George W. Bushs diverse Ölförderunternehmen, die Evakuierung aller in den USA weilenden Mitglieder der Familie Bin Laden unmittelbar nach den Anschlägen und der Umstand, dass saudische Unternehmen von den Anschlägen und dem Irak-Krieg in hohem Maße profitierten. Ein Fest für Verschwörungstheoretiker. Und wenn es zu minutiös wird, greift Moore in die Kalauerkiste und schneidet witziges Archivmaterial dazwischen. Allerdings heiligt der Zweck die Mittel.
Ganz gleich, was man über Moore und seine Methoden denken mag, der Film wirkt auch nach Jahren noch genau so verstörend wie bei seiner Premiere. Einen großen Teil seiner Wucht bezieht „Fahrenheit 9/11“ aus Moores Kunstgriff die mediale Rezeption der Ereignisse, die er behandelt, mitzuliefern. Wie andere seiner Filme auch, „Roger and Me“ und „Capitalism a love story“, ist „Fahrenheit 9/11“ im Nebenberuf eine flammende Anklage gegen die US-amerikanische Medienlandschaft. Hier überschneiden sich Moore und Stone, auch wenn Stone in „W.“ nur eine kurze Referenz untergebracht hat. Der fast überdeutlich an Fox News erinnernde Clip eines fiktiven Nachrichtensenders befasst sich mit Dubya’s Gegenkandidaten Kerry und dem Umstand, dass dieser antiamerikanische Feigling, die Orden, die er sich nur erschlichen habe, auch noch in einen Fluss warf.
David gegen Goliath
Man kann ihnen nicht verdenken, dass sich weder Oliver Stone noch Michael Moore auf Augenhöhe mit Rupert Murdochs Rechtsabteilung begeben möchten, und es bleibt einer kleinen, tapferen im Web kursierenden Doku mit dem allessagenden Titel „Outfoxed, Rupert Murdoch’s War on Journalism“ überlassen, uns einen ersten Einblick in die tiefe Dunkelheit zu gewähren, in die Fox News den amerikanischen Fernsehjournalismus geführt hat.
Da ist Bill O’Reilly, der seinen Gästen das Mikrophon abdreht, wenn sie nicht seiner Meinung sind, und der seine Sendung bereits mit dem Fazit beginnt. Der „Talking Points Memo“ genannte Kommentar fasst die vermeintlichen Fakten und Erkenntnisse zusammen, auf die sich später zu beziehen O’Reilly in 9 von 10 Fällen vergisst.
Da ist Shaun Hannity, wie er die Lage der Nation diskutiert mit der Creme de la Creme der amerikanischen Intelligenzija wie dem rechtsradikalen Schauspieler Chuck Norris oder der kryptofaschistischen McCarthy-Verehrerin und Bestsellerautorin Ann Coulter. Darüberhinaus hat Hannity es sich zur Aufgabe gemacht, so ziemlich jedem durchgeknallten Privatdozenten für afroamerikanische Studien oder jedem New Black Panther Mitglied einen Auftritt in seiner Show zu verschaffen. Sobald der geschätzte Gast endlich gefordert hat, alle Weißen am nächsten Baum aufzuhängen, kontert Hannity mit einem verschmitzten „We report, you decide“ und die Schusswaffenverkäufe in Kansas, Idaho und Alabama gehen durch die Decke.
„We report, you decide“ ist eine dieser Lügen, die „Outfoxed“ aufdeckt. In Ruperts Reich wird gar nichts berichtet, es gibt nichts zu berichten, denn Fox News hat nun mal keine News. Die wesentlichen Programmschwerpunkte sind Rassismus, Paranoia, Lügen und die Vernichtung des politischen Gegners. 3 Stunden dauerte die im Web kursierende Sendung des Fox Frühstücksfernsehens in der drei Fox News Moderatoren über nichts anderes sprechen als ihren Eindruck, dass Barack Obama einfach nur Scheiße sei. Das zu einem Zeitpunkt, als Obama noch gar nicht im Amt war und George Bush (jedenfalls laut Oliver Stone) mit seinem dämonischen Vizepräsidenten Dick Cheney und der strunzdummen Condoleezza Rice noch im Oval Office den „Untergang“ nachspielte. Wer sich von solchen Seh-Erfahrungen erholen möchte, kann sich Bill Maher anschauen, wie er mit einem süffisanten Lächeln und „New Rules“ versucht die Dinge einigermaßen gerade zu rücken.
Shaun Hannity sieht die manchmal harsche Kritik Mahers an Fox News als Teil von dessen „radical left wing agenda“. Aber einer fehlt noch und er würde schmerzlich fehlen. Glenn Beck ist aus verschiedenen Gründen ein Sonderfall. Beck hat es in seiner kurzen Zeit bei Fox nicht nur geschafft O’Reilly und Hannity rechts zu überholen, sondern den gesammelten Wahnsinn seiner Klientel nahezu Christusgleich auf sich zu nehmen und dem Rest der Welt die Sünde zu vergeben sein Evangelium nicht zu hören.
Wenn es sich bei O’Reilly und Hannity um grenzjournalistische Brandbeschleuniger handelt, die mehr oder weniger angestrengt so tun, als fänden ihre Sendungen noch innerhalb der Konventionen journalistischer Formate statt, hat Beck dieses Stadium längst hinter sich. Der ehemals schwere Alkoholiker ist zum Mormonentum konvertiert und hat sich zum Prediger aufgeschwungen. Und seine Predigten bestehen aus eine einzigen flammenden Anklage. Wie kann der Großteil der Amerikaner die auf der Hand liegende Tatsache ignorieren, dass es sich bei Barack Obama um einen muslimischer Stalinisten handelt, der die Nation ohne Umweg in einen neuen Faschismus Hitlerscher Prägung führt? Um das Ausmaß und die Tiefe von Becks Paranoia auch nur von Ferne zu begreifen, muss man ihn selbst sehen. Ein Versuch sei trotzdem gestattet. Glenn Beck ist allen Ernstes der Überzeugung, die stilisierten Liktorenbündel an der Fassade des Rockefeller Centers in New York belegen, dass der dort ansässige, als liberal verschriene, Fox-Konkurrent NBC in Wahrheit eine zutiefst faschistische Unternehmung sei. Was kann der gesunde Menschenverstand dem entgegenhalten? Das NBC lediglich Mieter des in den 30er Jahren errichteten Gebäudes ist? Oder, dass die Fasces sich ebenso im Symbol des amerikanischen Senats, im Hoheitszeichen der République Français, und den Wappen der spanischen Guardia Civil und des Schweizer Kantons St. Gallen finden? Mit Wahnsinnigen ist nicht zu reden. Immerhin hat selbst Fox vor kurzem die Notbremse gezogen und Beck gefeuert. Er musste Knall auf Fall sein Büro im Rockefeller Center, das auch Fox News als Sitz dient, räumen.
Bleibt die Frage – die „W.“- und „Fahrenheit 9/11“-Frage: Wie konnte es so weit kommen? Ein wichtiger Faktor des Fox-News Erfolgs ist selbstverständlich das Fehlen eines öffentlich rechtlichen Korrektivs. In Großbritannien hält die gute alte BBC tapfer die Stellung gegen Rupert Murdochs TV-Unternehmungen. Noch entscheidender ist allerdings die Positionierung von Fox News. Der Sender behauptet sich selbst als kleinen David, der allein auf weiter Flur dem Goliath der täglich geschmähten Mainstream-Medien Einhalt gebietet. Nur Fox News steht zwischen der verhassten New York Times, NBC und der Weltherrschaft. Der Beweis: Viele der Meldungen von Fox News findet man nirgendwo sonst. Beispielsweise die Lüge, dass Barack Obamas Staatsbesuch in Indien 2 Milliarden Dollar gekostet habe. Kein Wort davon in der New York Times. „We report, you decide“. Da hat sich mal ein Teufelskreis geschlossen.
Golgatha
Am Schluss von „W.“ irrt George W. Bush allein durch seine Träume. Er kann nicht glauben, dass sich im Irak, obwohl er so fest davon überzeugt war und auch so sehr darum gebetet hat, keine Massenvernichtungswaffen finden lassen.
Die Satellitenaufnahmen von überdachten unterirdischen Massenvernichtungswaffenaufbewahrungshöhlen, die ihm Dick Cheney unter die Nase hält, entpuppen sich als überdachte Kuhtränken. Dabei müsste sich doch gerade Vizepräsident Cheney mit Rindern auskennen, er ist schließlich aus Wyoming. Vizepräsident Cheney ist auch mit Halliburton aufs Engste verbunden, jener Firma, die am Irak-Krieg Milliarden verdient. Die Tatsache, dass der Vizepräsident Cheney hieß, ist der einzige Grund, warum man Gott auf Knien danken sollte, dass George Bush damals nicht an der Salzbrezel erstickt ist.
Am Schluss von „Fahrenheit 9/11“ war alles doch kein Albtraum, und Michael Moore und der Zuschauer blicken desillusioniert auf ein Amerika, das uns heute, nur ein paar Jahre später, beinahe wieder wie ein verlorenes Paradies vorkommt. Die Fronten haben sich inzwischen so sehr verhärtet, dass Teile der religiösen Rechten allen Ernstes mit dem Gedanken des Bürgerkriegs spielen, falls Gott die Tatsache, dass ein schwarzer muslimischer Terrorist das Land regiert, nicht höchstpersönlich in die Hand nimmt. „Ihr könnt keinen Bürgerkrieg machen, ihr seid viel zu fett“ ruft Bill Maher ihnen zu, aber sie können ihn nicht hören. Maher ist eher selten auf Fox News zu sehen.
Am Schluss von „Outfoxed“ wird einem klar, dass der Film immer weitergeht. 24/7 sendet Fox News neue Lügen und niemand wird sie in der allernächsten Zeit daran hindern. Obama nicht und Mitt Romney schon gar nicht. Romney hat neben vielen fragwürdigen Eigenschaften immerhin den Vorzug, dass er von dieser Welt ist. Viel mehr ist im Moment leider nicht drin. Für diese Welt, die 3. Welt und auch die USA war es ein verlorenes Jahrzehnt. Das gilt erst recht für den Planeten, auch wenn Glenn Beck mehrfach die kommunistische Lüge vom Klimawandel als solche aufgedeckt hat. Romney wird, wie Obama, zuallererst ein besserer Müllmann sein für die Hinterlassenschaften von George W. Bush, den auch in den nächsten Jahren niemand mehr zu einem Parteitag einladen wird. Immerhin geht es Karl Rove gut. Er hat einen Job bei Fox News und kann dort in Ruhe den nächsten Anschlag auf die politische Kultur des Landes planen. Machen wir also keinen Fehler. Sollte sich Präsident Romney nicht schnellstens den Rechtsbekloppten an die Brust werfen, droht ein kurzer Prozess. Und so ungefähr wird das, wenn sich nicht fundamental etwas ändert in den USA, immer weitergehen. Mindestens so lange, bis endlich ein Kandidat auftaucht, den Rupert Murdoch ins kalte Herz schließt. Und dann – bleibt nur noch beten.
Dirk Schmidt
W.: (2008) A chronicle on the life and presidency of George W. Bush. 129 min. R: Oliver Stone. B: Stanley Weiser. D: Josh Brolin, Elizabeth Banks and Ioan Gruffudd.
Fahrenheit 9/11 (2004): 122 min. R: Michael Moore. Writer: Michael Moore. D: Michael Moore, George W. Bush and Ben Affleck.
Outfoxed: Rupert Murdoch’s War on Journalism (2004): 75 min. R & B:Robert Greenwald. D: Douglas Cheek, Walter Cronkite and Roger Ailes.