Geschrieben am 23. Juni 2005 von für Musikmag

Hernán Lugano Tango Jazz Trio: Porteño Blue

Argentinischer Blues

Lugano beweist mal wieder, dass das, was sich spielerisch und leicht und elegant anhört, nur dann glücken kann, wenn es perfekt gekonnt wird.

Tempus fugit. „Tango Walk“, die letzte CD von Hernán Lugano, die er mit einem Quintett um den grandiosen schwedischen Trompeter Gustavo Bergalli eingespielt hatte, liegt schon wieder neun Jahre zurück. Für die außergewöhnliche Qualität der Musik spricht, dass ich mich noch ganz genau und bestens daran erinnere – ein Wiederhören hat das sofort belegt.
Jetzt also legt Lugano zusammen mit Ernesto Zeppa am Schlagzeug und Andrés Fuhr am Bass eine Trio-Platte vor, die, wie der Titel sagt, allerlei argentinische Formen mit dem Blues verschmilzt. 10 Eigenkompositionen des Pianisten aus Buenos Aires, die formstrenge Strukturen haben – Milonga Porteña, Milonga Pampeana, Tango, Malambo, Candombe etc. – werden im besten Sinn des Wortes verjazzt. Also im bluesbasierten Hardbop-Idiom zum Swingen gebracht.

Das Geheimnis von Lugano ist dabei, dass Formstrenge plus Transformation in eine andere musikalische Sprache nie Thema der Produktion ist, sondern anscheinend einfach so und sehr organisch passiert. Nehmen wir mal an, wir hätten noch nie etwas von Tango, Milonga und sonst dergleichen gewusst, dann würden wir exzellenten Trio-Jazz hören – virtuos vorgetragen von drei blind zusammen agierenden Musikern, mit viel Spielraum für Bass und Schlagzeug und einem Pianisten mit starker linker Hand (noch eine wunderbare Lugano-Platte fällt mir da ein, „La Zurda“, also programmatisch: Die Linke). Vielleicht würden wir uns auch freudig über die schönen Kompositionen wundern, kämen aber nicht auf die Idee, welches Konzept hinter der Platte steckt. Wer also zwei musikalische Welten so natürlich zusammen führen kann, muss beide bis ins Letzte kennen und beherrschen. Und beweist mal wieder, dass das, was sich spielerisch und leicht und elegant anhört, nur dann glücken kann, wenn es perfekt gekonnt wird. Kunst kommt schon von Können.

Thomas Wörtche

Hernán Lugano Tango Jazz Trio: Porteño Blue. Uma Records, UMA 3020.