Geschrieben am 13. Mai 2015 von für Musikmag, Nachruf

In memoriam Thomas Backs

Eine traurige, eine schockierende Nachricht erreichte uns in der letzten Woche: Unser langjähriger Autor und geschätzter Kollege Thomas Backs ist verstorben, im Alter von nur 42 Jahren. Wir erinnern uns und nehmen Abschied.

thomas-backs-backsmediaWir wollten doch noch mal zu den Boxhamsters…

Wo immer du jetzt auch sein magst, ob im Musikhimmel oder sonst wo – schade, dass du uns hier schon verlassen hast. Wir kannten uns eigentlich nicht richtig gut. Caesars Poll, satt.org und CULTurMAG – irgendwie kamen wir über unsere Leidenschaft für Pop-Musik und das Internet in Kontakt. Dreimal haben wir uns dann persönlich getroffen, zweimal auf Partys eines gemeinsamen Freundes und dann beim Arcade Fire-Konzert in Düsseldorf. Es war sehr angenehm und anregend, sich mit dir zu unterhalten. Dein Wissen und deinen Enthusiasmus für Musik fand ich bemerkenswert, und sehr nett warst du obendrein. In den letzten Jahren hatten wir nicht mehr so viel Kontakt, sehr schade eigentlich. Aber das merkt man immer erst dann, wenn es zu spät ist. Düsseldorf und Bochum waren zwei Anläufe für ein gemeinsames Boxhamsters-Konzert, hat leider damals nicht geklappt. Wenn ich die Boxhamsters wieder einmal sehen werde, werde ich ganz sicher an dich denken. Mach’s gut, Thomas.
Wolfgang Buchholz

Was mir zuerst einfällt, als ich mit Kloß im Hals die Trauerkarte aus der Post fische: Stimmt, Thomas Backs war einer der Letzten, die ich kenne, die noch richtig schön altmodisch Postkarten schreiben. Manchmal kamen Karten von ihm einfach nur so, zwischendrin, mit Grüßen aus Düsseldorf oder zu Weihnachten. Das hat mich jedes Mal sehr gefreut – aber ich habe ihm immer nur per Mail geantwortet. Eine der Sachen, die ich heute bereue, ebenso wie die Tatsache, dass ich ihn nur einmal in persona getroffen habe. Da war er in Berlin und wir verbrachten einen Abend in Neukölln, zusammen mit der Kollegin Janine Andert, quatschend und Pläne schmiedend: Was könnte man bei CULTurMAG denn noch alles machen, und überhaupt – hast du denn diese tolle, neue Platte schon gehört? Thomas war einer der integersten, offensten und auf angenehme Weise authentischsten Menschen, denen ich bisher begegnet bin. Und als Autor und Journalist einer, wie Redakteure ihn sich wünschen: Immer zuverlässig, immer pünktlich, mit tollen Ideen und geschliffenen Texten, die man quasi unredigiert ins Netz hieven konnte. Nicht nur seine Begeisterungsfähigkeit für Musik und Literatur war für ihn bezeichnend, sondern auch seine unbedingte Hingabe an die Qualitätskriterien des journalistischen Handwerks.
Wir alle werden Thomas sehr vermissen.
Tina Manske

Bisher haben wir, wenn überhaupt, Nachrufe auf tote Popstars geschrieben. Unschön, aber machbar, zum Glück besteht ja doch eine gewisse Distanz.

Ungleich schrecklicher, weil wenig Distanz: Einen Nachruf auf einen Kollegen schreiben. Konkret: Thomas Backs lebt nicht mehr. Das ist unfassbar und furchtbar, eine Nachricht von unumkehrbarer Wucht. Diese Zeilen zu schreiben, fällt mir schwer, weil ich nicht weiß, womit ich anfangen soll, aber was ich weiß, ist, dass kein Wort wirklich und wahrhaftig beschreiben kann, was es bedeutet, wenn einer von uns nicht mehr da ist. Im Netz fällt es ja erstmal nicht so richtig auf, zum Beispiel ist noch immer Christoph Schlingensief in meiner „Freundesliste“ bei Facebook. Gruselig und doch so zeitgemäß, das Internet lässt niemanden gehen, zumindest nicht virtuell.

Thomas ist gegangen. Aus dem echten Leben. Wir wussten, dass es ihm nicht gut ging, und wussten doch nichts; und ich schäme mich für das oberflächliche Zeug, das ich ihm geschrieben habe, weil ich dachte, dass alles wieder werden würde und dass ein paar „liebe Grüße“ die Welt ins Lot rücken könnten. Falsch gedacht.

Ich werde Thomas als einen der herzlichsten, freundlichsten, interessiertesten, enthusiastischsten Menschen in Erinnerung behalten, den ich je kennenlernen durfte – leider haben wir uns nur ein einziges Mal „in echt“ getroffen, waren aber seit seinem Einstieg bei satt.org und später beim culturmag in stetigem Kontakt, tauschten uns über neue und alte Platten aus (zum Beispiel verehrte er Gruff Rhys/Neon Neon sehr und versäumte nie, mich von der Großartigkeit Rhys‘ zu überzeugen), ich befragte ihn als Experten, ob er Irland als Familienreiseland empfehlen würde (er riet ab), und er schickte mir aus seinen Urlauben regelmäßig Postkarten – echte, altmodische, handgeschriebene Postkarten, die ich alle aufgehoben habe und die nun zu Dokumenten geworden sind. Ich wusste nicht, womit ich anfangen soll und nun weiß ich nicht, wie aufhören: Ich wünsche Thomas‘ Familie Kraft und Zuversicht. Wir werden ihn nicht vergessen.
Christina Mohr

Ein langjähriger Freund ist verstorben. Ein lieber Mensch. Ein guter Journalist (Kürzel: tba). Ein leidenschaftlicher Musik- und Literaturfan, ein großer Kenner mit einer bemerkenswerten Plattensammlung, der meinen eigenen Geschmack geprägt hat.

Thomas Backs habe ich vor knapp 15 Jahren im Zeitungsvolontariat in Dortmund kennengelernt. Er wohnte im Nachbarviertel, viele Abende haben wir mit Musikhören und Reden über Musik, mit Konzerten und Kinobesuchen verbracht. Unser erstes gemeinsames Live-Erlebnis war – ausgerechnet – ein HipHop-Festival in Dortmund (mit Dynamite Deluxe, Ferris MC und den Ruhrpott-Lokalmatadoren Too Strong), viele weitere Konzerte in Köln, Düsseldorf, Dortmund, Bochum, Essen sollten folgen. Die Alben von Teenage Fanclub, von denen ich bis dahin nur einzelne Singles kannte, „Forever Changes“ von Love, die B-Seiten von Suede und Oasis… – die Liste der tollen Bands, Songs und Platten, die Thomas mir nähergebracht hat, ließe sich noch lange fortsetzen.

Eines seiner persönlichsten Geschenke war eine Mix-CD, angelehnt an die „Back to Mine“-Reihe der Plattenfirma DMC. Musik, die ich für immer mit Thomas verbinden werde.

Back to Mine – tba. a personal collection of songs for daydreaming and parties
01 The Stone Roses – Mersey Paradise
02 Oasis – Rockin‘ Chair
03 Teenage Fanclub – Neil Jung (Album Version)
04 The Velvet Underground – Candy Says (Closet Mix)
05 The Doors – Wintertime Love
06 The Byrds – Have You Seen Her Face?
07 The Kinks – Waterloo Sunset
08 Leonard Cohen – Hey, That’s No Way To Say Good-bye
09 Nirvana – About A Girl
10 Suede – Since You Went Away
11 Morrissey – The Last Of The Famous International Playboys
12 Buzzcocks – Ever Fallen In Love
13 Ramones – I Wanna Be Sedated
14 The Stooges – Little Doll
15 British Sea Power -– Carrion (Ridgeway Mix)
16 The Verve – The Drugs Don’t Work
17 Ash – Girl From Mars
18 Sultans Of Ping F.C. – Japanese Girls
19 Carter The Unstoppable Sexmachine – Do Re Me, So Far So Good
20 Happy Mondays – Step On (US Mix)
21 The Bluetones – Bluetonic
22 Pavement – Gold Soundz
23 Saint Etienne – Pale Movie
24 The Stone Roses – Elizabeth My Dear

Rest In Peace, lieber Thomas.
Martin Zehren

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