Geschrieben am 11. Februar 2010 von für Musikmag

Sebastian Studnitzky: Egis

Bitte einfach mal unplugged

Studnitzky spielt alle Instrumente selbst – Klavier und Trompete treten in einen sehr schönen Dialog, den wir aber auch schon gehört zu haben glauben. Im günstigsten Fall auf allerlei ECM-Produktionen von Tomasz Stanko (oder so). Von Thomas Wörtche

Stefan Studnitzky ist ein guter Trompeter, „Egis“ eine interessante CD. Schon der Opener „May“ gibt die Stimmung & den Geist der Produktion vor: tadellose, geschmeidige, volle und samtweiche Trompetenpassagen – durchaus jazzig -, kombiniert mit einem Streichquartett, mit Flöte und Klarinette, mit Bass und einem eher schrägen (aber natürlich gekonnten) Schlagzeug, die für eine nicht allzu swingende Umgebung sorgen, dafür aber für spröde und irgendwie ‚bedeutend‘ klingende Akzente. Früher nannte man so etwas „Third Stream“ und buchte es unter Experiment, zollte ihm Beifall und war froh, es nicht länger hören zu müssen. Okay …

Hommage, Bezug, Zitat …

Zweiter Track, „Fugato“ – da swingt und treibt die Angelegenheit – Studnitzky mit offenem Horn, Paul Kleber am Bass und Sebastian Merk am konventionellen Schlagzeug, dazu programmiertes Schlagzeug von Stefan Leisering (von Jazzanova). Man hört so etwas wie Polizeisirenen im Hintergrund angedeutet – und ist jetzt endgültig überzeugt, dass man einem Miles-Davis-Zitat lauscht, auch wenn man das nicht belegen kann.

Ein letztes Beispiel: Studnitzky spielt alle Instrumente selbst – Klavier und Trompete treten in einen sehr schönen Dialog, den wir aber auch schon gehört zu haben glauben. Auf allerlei ECM-Produktionen von Tomasz Stanko (oder so) im günstigsten Fall. Im ungünstigsten Fall als Hintergrundmusik von schwedischen Kriminalfilmen, die ihre Melancholie mit dem Wohlklang spätimpressionistischer Klaviertupfer und verhangenem Trompetensound klanglich verdoppeln möchten.

Vermutlich könnte man jetzt alle 10 Tracks der CD durchdeklinieren – überall findet man hervorragend gemachte Musik, aber überall ist man überzeugt, eine Hommage, einen Bezug, ein Zitat oder was weiß ich zu hören. Ich würde gerne Sebastian Studitzky einfach mal unplugged mit einem Trio hören.

Thomas Wörtche

Sebastian Studnitzky: Egis. Herzog Records (Vertrieb: Edel).

| Homepage
| MySpace