Geschrieben am 17. November 2012 von für Bücher, Crimemag

Bond, … James Bond. Filmplakate und Fotografien aus fünfzig Jahren

Super Camp

– James Bond allerorten, auch CrimeMag möchte sich nicht entziehen. Nach den Romanen von Ian Fleming (hier bei CrimeMag) geht es heute um Bilder, also um die Dinger, die aus einer blassen Romanfigur eine weltweite Ikone gemacht haben. Thomas Wörtche über eine einschlägige Ausstellung des Folkwang-Museums.

Eine hübsche James-Bond-Devotionalie kommt aus dem Hause Steidl, dort als Ausstellungskatalog der Edition Folkwang: Im Museum Folkwang hängen noch bis 13. Februar nächsten Jahres eine Menge seltener und wunderlicher Bond-Plakate und Fotografien (Fotosessions und Stills, aus denen dann wiederum Plakate hervorgingen). Kino 007 galore, zusagen. Artig geordnet nach Themen („Gentleman“, „Die Gegenspieler“, „Architektur“, „Technik“, „Gewalt“, „Erotik“, „Ableger und Parodien“), mit mehr oder weniger kompetenten Essays versehen, die manchmal ein wenig die Orientierung verlieren in ihrem Eifer, auch ja nichts zu übersehen: Coppolas Godfather-Trilogie aus den Voraussetzungen der Bond-Produktionsmechanismen zu erklären, wie Vinzenz Hediger das in seiner Einführung tut, oder die Len-Deighton-Verfilmungen („Ipcress Files“) als „Bond-Ableger“ zu qualifizieren, in denen Michael Caine als Harry Palmer „ermittelt“ (Thomas Nixdorf), das ist, sagen wir, eigenwillig.

Wie vieles eigenwillig ist, wenn die Kommentatoren entweder politisch-superkorrekt und moralisch-ethisch einwandfrei werden („.. die zuschauerische Lust an Tod und Zerstörung wird jenseits ethischer Erwägungen bedient – ein weithin akzeptiertes Privileg der populärkulturellen Massenunterhaltung, deren vermeintliche Leichtigkeit des Seins sie ebenso vermeintlich jeder Rechtfertigung enthebt“, schreibt Joachim Frenk und erinnert ein bisschen an engagierte Mütter, die den TATORT gewaltfrei haben wollen, damit sie ihre Kids auch nach 20:00 Uhr noch unfallfrei vor dem TV parken können) oder aber zwischen den Vorlagen von Ian Fleming und den Filmen eine allzu enge Verbindung sehen: Weil in Flemings Leben Gewalt eine große Rolle spielte, ist auch Bond gewalttätig. Jo!

Super Camp!

Anyway, aber solche wunderlichen Ausrutscher seien verziehen (halt, einer geht noch: Die als Pointe gesetzte, atemlos vorgebrachte Überraschung darüber, dass Idris Elba ein schwarzer Schauspieler sei und demnächst den Bond geben könnte …), angesichts der wunderbaren Bilderfülle, Camp, Ironie und Spiel mit allen Klischees, Vorstellungen und -ismen. Die Bond-Filmemacher und -Vermarkter hatten ein wesentlich größeres Vergnügen am nicht-so-ganz-arg-Ernstnehmen ihrer jeweiligen Inhalte, Bilder und Ideologeme, als die Bond-Auslegungsindustrie mitdenken darf, wenn sie sich selbst ganz und gar ernstnehmen will. Insofern freut man sich, wenn Nanna Heidenreich in ihrem beigebundenen Aufsatz „If you are clever, you will see it as a spoof of science fiction and sex – Frauenfiguren, Sex und Geschlechterverhältnisse“ nicht nur Camp, sondern Super-Camp am Werk vermutet –  Super-Camp, das man als solches wahrnehmen möchte oder auch nicht.

Wie auch immer: Das Material der Ausstellung ist schon vom Feinsten, die theoretischen und kontextuellen Abhandlungen bieten, s. o., sinnvolle Diskursanschlüsse an und überhaupt ist die Arbeit des Folkwang-Museums mit und über Filmplakate (wie zum Beispiel die große Renato Casaro-Schau „Gemalter Film“) optisch, kunst- und filmhistorisch und damit kulturtheoretisch gar nicht genug zu loben.

Thomas Wörtche

Plakate: Sammlung Thomas Nixdorf. © 1977 + 1979 Danjaq LLC and United Artists Corporation. All rights reserved. Quelle: museum-folkwang.de

Bond, … James Bond. Filmplakate und Fotografien aus fünfzig Jahren. (Ausstellung im Museum Folkwang, 10.11.2012–13.02.22013) Edition Folkwang/Steidl: Göttingen 2012. 255 Seiten. 28 Euro. Verlagsinformationen zum Buch. Link zur Ausstellung.

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