Geschrieben am 23. August 2008 von für Bücher, Crimemag

Gerhard Polt: Drecksbagage

Kompakt, prägnant und witzig

Das ideale Antidot gegen schlechte Kriminalliteratur – Miniaturen von Gerhard Polt, in denen schon alles drinsteht, gefunden von Thomas Wörtche.

„Dieses Gschwerl …
… diese Drecksbagasch, Saubande, Halsabschneider, Blutsauger, Banditen, Mörder!“ – Ja, die kennen wir allesamt aus Kriminalromanen, dort gehören sie zum festen Personal. Da hineingekommen sind sie aber vermutlich, weil wir eigentlich keine Kriminalromane brauchen, um sie zu kennen. Sie sind unter uns. Manchmal sind wir sie selber, mehr oder weniger. Fremd auf jeden Fall sind sie uns alle nicht. Wer sich also über o.a. Herrschaften, dazu Gammelfleischproduzenten, Insolvenzbetrüger, Erbschleicher, den Irak-Krieg, moldawische Killer, Camorristen aus Neapel, korrupte Beamte, die Bayerische Staatskanzlei oder China prustend empören und aufregen und uns vor lauter Prust und Pör erschröckliche und erschütternde Kriminalromane basteln will, die uns erklären, dass es alles so was gibt und wie arg, arg, arg schlimm das ist – wer solches wirklich nicht sein lassen mag, dem sei hiermit zur endgültigen Abschreckung der neue Band mit Miniaturen von Gerhard Polt empfohlen: Drecksbagage. Denn da steht alles viel kompakter, auf den Punkt formuliert und wesentlich witziger drin als es ein gemeiner Feld-, Wald- und Wiesengrimmi noch der „literarischsten“ Sorte hinbekommt. Besonders prägnant die beiden Schlüsseltexte: „Apokalypse Now“ und „Unternehmer des Jahres“. Real life reality live …

Thomas Wörtche

Gerhard Polt: Drecksbagage. Anwürfe, Unterstellungen, aber auch Ehrabschneidungen. Kein & Aber 2008. 118 Seiten. 12,90 Euro.