Geschrieben am 13. Juni 2009 von für Bücher, Crimemag

Ken Bruen & Jason Starr: Crack

Business mit Dumpfdödel

Jeder für sich sind Ken Bruen und Jason Starr außerhalb ihres sie anhimmelnden Fandoms eher für die schwankende Qualität ihrer Romane notorisch. Wenn sie allerdings zusammen die Clowns geben, kommen sogar richtige lustige Bücher heraus. FRANK GÖHRE auf jeden Fall hat sich prächtig amüsiert

Max Fisher fühlt sich hundeelend. Er hat sich mit Scotch und Wodka zugelitert und null Ahnung, wie er von Manhattan in das Kaff Robertsdale, Alabama, gekommen ist. Nach einigen Katerbieren aber dämmert es ihm. Er ist mit seiner Computernetzwerkfirma baden gegangen, und Schuld daran ist einzig und allein seine heuchlerische Ex-Geliebte Angela mit ihrem kotzig irischen Akzent. Angela ist mittlerweile nach Dublin abgedüst und trifft dort auf einen finsteren Scheißkerl, der darauf hinarbeitet, sich in Amerika als Serienkiller einen Namen zu machen. Viel mehr braucht es nicht, um den New Yorker Noir-Autor Jason Starr und seinen irischen Kollegen Ken Bruen eine Story erzählen zu lassen, die ihre erste gemeinsame Arbeit Flop (ebenfalls Hard Case Crime, Rotbuch Krimi, 2008) mit unvermindertem Wahn- und Wortwitz fortsetzen. Da wird politisch absolut unkorrekt gelabert, geätzt und geflucht. Da geht es gnadenlos sexistisch zu und jeder Mord ist nur ein weiterer hammerharter Quickie.

… in die Hose …

Max Fisher steigt mit einem Dumpfdödel ins Drogengeschäft ein und mimt fortan den „Scarface“ Al Pacino. Angela motiviert ihren Finsterling einen der Rolling Stones – Mick oder Keith – zu kidnappen, was gründlich in die Hose geht und zur Flucht back in the USA führt. Max’ Abrechnung mit ihr ist eingeleitet und steht unter dem Charles-Willeford-Zitat: „Wenn du einer Frau deine Pistole zeigst, kannst du ihr auch gleich deinen Schwanz zeigen.“ Doch bevor die beiden aufeinander treffen, schießt ein selten dämlicher Bulle quer und Max muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass ihm nun eine tolle Zeit im Knast bevorsteht. Fortsetzung folgt.

Das werden sich zumindest all jene wünschen, die rasant und radikal erzählte Pulp-Stories und ein wirklich gekonntes Spiel mit Versatzstücken der populären Kultur – Crime Klassiker, amerikanische Filme und TV-Serien – zu schätzen wissen. Auf jeden Fall aber sollte man auch noch einmal zu den ersten Büchern des Metaphysik lehrenden Iren Ken Bruen greifen – Rilke o­n black (dt. 1998) und Abgebrannt (dt. 1998) – ebenfalls Goldstücke im Krimi-Schlamm, wie Sven Boedecker seinerzeit im „Hamburger Abendblatt“ zu Recht anmerkte.

Frank Göhre

Ken Bruen & Jason Starr: Crack (Slide, 2007) Roman.
Aus dem Englischen von Richard Betzenbichler.
Berlin: Hard Case Crime, Rotbuch Krimi 2009. 219 Seiten. 9,90 Euro.