Erinnerung an Konrad Bayer
Pilzköpfe verbreiten ihre Sporen © Thomas Aurin
Simone Kaempf bespricht auf nachtkritik.de „der die mann“, ein Stück, bei dem Regisseur Herbert Fritsch an der Volksbühne Berlin den Dada in den Texten von Konrad Bayer wiederentdeckt:
„Dazu gibt es erstarrte Tableaux Vivants voll Diven-Posen – der Regisseur präsentiert sich erst einmal als Zauberkünstler der Großillusion und die Schauspieler dürfen Slapstick mit dem Unterhaltungsbusiness betreiben.
Man kennt das natürlich von Herbert Fritsch, aber mit ausufernder Lebenspantomime begnügt er sich diesmal nicht. Für "der die mann" hat er Texte des Schriftstellers Konrad Bayer aktiviert, eines Wiener Dadaisten der 1950er- und 1960er Jahre, der der Sprache gegenüber äußerst skeptisch war und ihr jede kommunikative Aufgabe aberkannte. Umso irrationaler gerieten die Wortverkettungen, die er schuf:
"geheulenschreinigenautohupeecholotrechtsummertonleitungsdrahtverhautomat".
Realität prallt an diesen Texten völlig ab. Sinn lässt sich nicht herauslesen. Formal ist den Wortfetzen bereits eingeschrieben, dass man sie nur noch ästhetisch nehmen kann. Fritsch führt dieses Prinzip hellsichtig fort, pumpt das Lautmalerische der Sprache mit dem körperlichen Ausagieren auf und treibt es an psychopathologische Grenzen.“
Tip: Der sechste Sinn
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