Rückblick auf Leukerbad
Logo des diesjährigen Festivals in Leukerbad, das gerade zu Ende gegangen ist
Martine Ebel heute im Tagesanzeiger über das abgelaufene Literaturfestival Leukerbad:
„«Ich bin auch ein Diskursort», schien die Veranstaltung diesmal sagen zu wollen; zum Zwanzigsten hatte Ruprecht unter dem Titel «Perspektiven» acht Podien angesetzt und prominent bestückt. Sie wurden geradezu gestürmt vom Publikum. Das wollte hören, was der Kulturtheoretiker Klaus Theweleit und der Lyriker Gerhard Falkner zum Thema «Neue Medien – neue Sprache» zu sagen hatten. Leider nicht viel: Die Gehirne der digital aufgewachsenen Jugend seien «umgebaut», ihre Benutzer verblödet. Der Befund blieb ohne Beleg, Theorie reicht wohl, müssen sich die beiden gedacht haben. Nur machte das sie zu zwei schwafelnden, weltfremden alten Herren.“
Und Claudia Mäder in der NZZ:
„Auch wenn sie zum Teil leidenschaftlich geführt wurden: All die Debatten um unwahrscheinliche Realitäten und literarische Räume blieben papieren gegenüber der konkreten Erfahrung der poetischen Kraft. In der trockengelegten alten Alpentherme las und sprach am Freitagabend David Grossman, der nach eigenem Bekunden jahrelang auf einer «Insel der Trauer» gelebt hat, nachdem sein Sohn 2006 im Libanonkrieg gefallen war. Um auf diesem Eiland zu überleben, begann er es zu kartografieren und also mit der Sprache das Unsagbare des Todes zu beschreiben. «Aus der Zeit fallen» heißt das dabei entstandene Buch, dessen Verse heutiger nicht sein könnten – ihre Zeilenbrüche spiegeln die gebrochenen Regeln des Lebens, und Dichtung, so Grossman, komme der Stille noch am nächsten. Ihre Worte waren gerade deutlich genug, die ganze dampfheisse Therme mit einer Gänsehaut zu überziehen.“
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