Survivalmodus
Buchcover "Die Sonnenposition" suhrkamp
Mario Bartlewski & Carina Geyer auf literaturkritik.de über die zweite „Poet“-Vorlesung von Marion Poschmann in Essen:
„Gekonnt bricht sie diese Atmosphäre durch Einschübe, die auf den ersten Blick nicht in das Bild einer Poetikvorlesung passen und irritieren. Ausgehend von der skurril-tragischen Figurenkonstellation in ihrem Roman Die Sonnenposition, stellt Poschmann die These auf, dass Handlung eine Form des Überlebens sei – und zieht plötzlich eine kleine Metalldose hervor. Dies sei ihre Überlebensbox, die sie als Jugendliche immer bei sich getragen habe, um jederzeit aufbrechen zu können: immer im Survivalmodus, ausgestattet mit allem, was man zum Überleben in der Natur braucht. Poschmann führt die Trillerpfeife für Notsignale vor, zieht Draht, Aktivkohle und Streichhölzer aus der kleinen Dose und erläutert ihren Nutzen. Sie entfaltet einen blauen Müllsack: Den könne man als Zelt, Regenponcho oder Unterlage verwenden. In diesem Moment lässt Poschmann das vorbereitete Skript hinter sich, spricht frei, so dass sich die nostalgische Freude unweigerlich aufs Publikum überträgt.
Als sie wieder zur Literatur zurückkehrt, benutzt sie den Begriff ‚Survivalmodus’, um metaphernreich über das Autorendasein zu erzählen. Auch als Autorin müsse sie sich stets Herausforderungen stellen, die dem Überleben in der Wildnis ähneln: Wortmaterial fände man überall – und oft bräuchte man eine Initialzündung um Feuer machen. Aus Reibung und Konzentration entstehe Energie.“
Leseprobe aus der Sonnenposition
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