Poesie als Verbrechen
Photo: Ashraf Fayadh, via Instagram.
Gestern ein Hinweis im Standard auf die Veranstaltung "Poesie als Verbrechen. Verfolgte Autor/inn/en – Inkriminierte Texte"
Am 13. Januar 2016, um 19.00 Uhr präsentieren die IG Autorinnen Autoren, der Österreichische PEN Club und die Grazer Autorinnen Autorenversammlung literarische Texte, für die ihre Verfasser mit Gefängnis, Folter und dem Tod gebüßt haben oder büßen sollen. Hochpoetische Texte, keine Aufrufe zum Sturz von Regierungen oder dergleichen, deren persönlicher und literarischer eigenständiger Ausdruck, Integrität und intellektuelle Redlichkeit ihre Verfasserinnen und Verfasser zu „Kriminellen“ macht.
In seinem Hinweis bringt der Standard auch einige Übersetzungen verfolgter, inhaftierter, verurteilter PoetInnen, u.a. folgendes Gedicht von Ashraf Fayadh:
Erdöl ist harmlos, bis auf die Spur der Armut, die es hinterlässt
an dem Tag, wenn sich die Gesichter der Personen, die eine weitere
Ölquelle entdecken, verfinstern,
wenn Hektik in dein Herz geblasen wird, um mehr Öl aus deiner Seele
herauszuquetschen
für den allgemeinen Gebrauch.
Dies ist ... des Erdöls Versprechen, ein sicheres Versprechen:
das Ende.(Aus dem Englischen übertragen von Helmuth A. Niederle)
Ashraf Fayadh, geb. 1980 in Saudi-Arabien, ist ein palästinensisch-saudi-arabischer Lyriker sowie Kurator mehrerer Ausstellungen. Er wurde in Saudi-Arabien wegen seiner angeblich islamkritischen Kunst zweimal verhaftet, zunächst im August 2013, erneut am 1. Jänner 2014. Der zweiten Verhaftung in Abha folgte das Urteil zu vier Jahren Gefängnis und 800 Peitschenhieben. Nach der Revision durch Fayadh folgte ein Wiederaufnahmeverfahren, das am 17. November 2015 mit dem Urteil der Todesstrafe endete: Das Gericht warf dem Lyriker vor, sich der Abwendung vom muslimischen Glauben schuldig gemacht zu haben.
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