Marginalisierte
Enno Stahl stellt im Deutschlandfunk die Brueterich Press vor:
„Lyrik heute – das ist schon ein Kapitel für sich. Die Zahl passionierter Dichtungsfans ist sehr überschaubar. Dieser ökonomischen Randlage aber steht die größte Lyrikerschwemme in Deutschland seit dem Expressionismus gegenüber. Hoch qualifizierte Lyrik wird zuhauf produziert. Sie findet aber auch deshalb wenig Publikum, weil man ihr nachsagt, dass sie zu sperrig sei, dass sie sich den Rezipienten verschließe. In der Tat haben die hiesigen Lyriker eine überaus elaborierte Ästhetik entwickelt, über die sie selbst sich untereinander gut verständigen können. Außenstehende finden nur schwer Zugang.
Wie eine Provokation mutet in dieser Situation der Slogan des Lyrikverlags Brueterich Press an: Schwierige Lyrik zu einem sehr hohen Preis! Ein recht eigenartiges Motto, um einen neuen Verlag zu bewerben, Ulf Stolterfoht, Verleger der neuen Edition:
"Das ist die Notwehrreaktion des schon Marginalisierten. Wenn's schon immer heißt, die Lyrik ist zu schwierig, die Bände sind zu teuer, dann kehrt man's eben offensiv um und sagt: Schwierige Lyrik zu einem sehr hohen Preis, dann ist es Brueterich Press, und viel zu verlieren hat man durch den Slogan, glaube ich, auch nicht."
Ulf Stolterfoht weiter:
"Für mich ist es schön, und vielleicht für andere auch, dass die Leute, mit denen ich seit Jahren befreundet bin, und die Lyrik schreiben, dass ich die Lyrik, die sie schreiben, genauso mag wie die Leute selbst. Also die Idee ist natürlich auch, dass es ein Verlag ist, der unter freundschaftlichen Aspekten abläuft. Ich glaube, ich käme in große Schwierigkeiten, wenn ich was angeboten bekäme, wo ich vom Text absolut überzeugt wäre, aber mit der Person des Autors oder der Autorin überhaupt nichts anfangen kann.““
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