Das Ende
„Die Krux des Sinns liegt in seiner Beliebigkeit. Der evolutionäre Minimalsinn – die Reproduktion zur Erhaltung des Lebens – hat seine Gültigkeit verloren. Unsere Versuche, Sinn neu zu definieren, scheinen gescheitert. Eine objektive, intersubjektive Sinnantwort erweist sich als unmöglich, weil sie als metaphysische Sinnsetzung unsere kleine Erfahrung bei weitem transzendiert. Die vielfältigen metaphysischen Sinnschöpfungen und die armselige Sinnschenkung des Opportunisten haben eines gemeinsam: Sie sind vollkommen beliebig.“
Gregory Fuller
Gerade in der zweiten Auflage bei Meiner erschienen:
Gregory Fuller: Das Ende. Von der heiteren Hoffnungslosigkeit im Angesicht der ökologischen Katastrophe.
Das weltweit dramatische Artensterben, die Wirkungslosigkeit des Pariser Klimaabkommens und nicht zuletzt der Rollback in der US-amerikanischen Klimapolitik werfen in eindringlicher Weise die Frage auf, wie mit der scheinbar unaufhaltsamen ökologischen Katastrophe philosophisch angemessen umzugehen ist. In seinem klugen, leicht verständlichen und mit Vehemenz geschriebenen Essay (der stilistisch in der Montaigne-Tradition steht und unverkennbar Anleihen etwa bei Günther Anders nimmt), konfrontiert der Autor Leserinnen und Leser in provokativer Weise mit der Diagnose: Es ist zu spät.
Materialreich zeichnet er die Geschichte des Menschen und seiner Selbsterhebung über sich selbst nach und beschreibt die menschengemachten, todbringenden Prozesse, deren Folgen offenkundig weder rückgängig gemacht noch beherrscht werden können. Fuller gelangt zu der aufrüttelnden Erkenntnis, dass nur die Akzeptanz des Unabänderlichen, eine „heitere Hoffnungslosigkeit“, der Situation angemessen sein kann. Sie allein erzeugt einen „Zustand ruhiger Wachheit, der in den zivilen Ungehorsam treibt“. In einem aktuellen, umfangreichen Schlusskapitel zieht der Autor Bilanz und skizziert die Wege und Handlungsmöglichkeiten, die es dem Individuum seiner Ansicht nach im destruktiven Anthropozän ermöglichen, psychisch zu überleben.
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