Heinrich Lautensack
15.07. – Geburtstag eines oft Vergessenen: Heinrich Lautensack (Geboren am 15.7.1881 in Vilshofen; gestorben am 10.1.1919 in Eberswalde bei Berlin).
Der Kaufmannssohn aus kleinbürgerlichen Verhältnissen wuchs in Passau auf. Um die Jahrhundertwende kam er nach München, um an der TH zu studieren, schloß sich jedoch bald der Schwabinger Boheme und dem Kabaratt der »Elf Scharfrichter« an. 1907 ging er nach Berlin, wo er mit anderen die Zweimonatszeitschrift »Die Bücherei Maiandros« herausgab und Stücke schrieb, die in der Regel von der Zensur verboten wurden (er betrachtete sich selbst als Wedekind -Schüler); zum Broterwerb bearbeitete er Stücke anderer Autoren und nahm journalistische Gelegenheitsaufträge an. Ab 1912 schrieb er auch Drehbücher für den Film. Im Ersten Weltkrieg absolvierte er Garnisonsdienst in Ostpreußen. 1917 wurde er vom Militär entlassen; nach der Aufhebung der Zensur konnten seine Stücke auch auf deutschen Bühnen aufgeführt werden, es stellten sich erste Erfolge ein, gleichzeitig zeigten sich aber auch Vorboten einer tödlichen Geisteskrankheit.
Wer sein schmales Werk kennenlernen will, dem sei antiquarisch „Das verstörte Fest“ empfohlen, aus dessen Seite 59 das folgende Gedicht stammt.
Vom Übermut einer Tänzerin zur Nacht
So hantiert ein stämm'ger Fischer
tief gebückt in seiner Zill'n
an sein'm Netz -Die Beine breit -
mit den Schuhen schier ausgleitend
rechts und links die Seitenwänd'
schier hochgleitend -und die ganze Zill'n, die wackelt dabei wie ein einz'ges Brett -
so wie ich jetz', jetz' und jetz'
von dem pflasterten Boden der Besinnung verlassen
und die gache Böschung der Gesittung einfach rrrrrunterg'saust
in den'm Bett steh -
in . . . dein'm . . . Bett -*
Segel mein Korsett,
So war ich dir noch nie zu Will'n.(1910)
Heinrich Lautensack: Das verstörte Fest. Gesammelte Werke. Herausgegeben von Wilhelm Lukas Kristl. Carl Hanser Verlag München 1966.
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