Lilo Rauner lesen
„Lilo“, wie sie im Werkkreis Literatur der Arbeitswelt in Dortmund genannt wurde, verstand sich als „Arbeiterdichterin“. Geboren 1920 in Bernburg, lebte sie seit 1948 in Bochum. Sie erklärte sich solidarisch mit den dort lebenden Menschen und kommentierte den tiefgreifenden Strukturwandel im Ruhrgebiet, Wut, Ohnmacht und Bewältigungsversuche der Betroffenen in eigenwilligen, in klarer, unverwechselbarer Sprache verfassten Texten, in Kurzprosa, Lyrik und Chansons.
Sie wurde gern die »Mutter Courage der Revier-Literatur« genannt. Seit Ende der 60er Jahre setzte sich die Wattenscheider Autorin Liselotte (»Lilo«) Rauner mit den Sorgen der sogenannten kleinen Leute auseinander. Nächstenliebe und die Abscheu vor politischer Ungerechtigkeit waren die Triebkräfte ihrer Arbeit. Die Themen ihrer gesellschaftskritischen Lyrik und Songs fand die Autorin gleichsam auf der Straße. Dabei lag ihre Stärke in der literarischen Kurzform des Epigramms. 1986 wurde sie für ihr unermüdliches Engagement und die Prägnanz ihrer Sprachbilder mit dem Literaturpreis Ruhrgebiet ausgezeichnet. Rauner war Mitbegründerin des Werkkreises Literatur der Arbeitswelt. Ihre literarische Heimat war die Literarische Gesellschaft Gelsenkirchen, wo sie auf ihren Wegbegleiter und Förderer Hugo Ernst Käufer traf. Die Autorin, die erst spät, mit 50, literarisch debütierte und deren Texte nie verkrampft oder verkopft wirken, machte Literatur öffentlich und beteiligte sich an Lesungen in Fußgängerzonen, Bahnhofsvorhallen, Fabriken usw. Sie veröffentlichte sechs Gedichtbände. Darüber hinaus sind ihre Texte auf rund 20 Schallplatten zu hören.
Jetzt ist, zusammengestellt von Volker W. Degener, in Nylands kleiner Westfälischen Bibliothek (Aisthesis Verlag) ein Lilo Rauner Lesebuch erschienen.
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