Künstler im Exil 1933–1945
Hans Tombrock, Marie Sanders, 1940, Zeichnung, Fritz-Hüser-Institut, Dortmund. Foto: Fritz-Hüser-Institut, Dortmund.
EINGEDENKEN nennt sich eine morgen startende Ausstellung im Dialograum Kreuzung an Sankt Helena und präsentiert Bildende Künstlerinnen und Künstler im Exil 1933–1945 anhand von Kunstwerken aus der Sammlung Memoria des Verlegers Thomas B. Schumanns.
Etwa eine halbe Million Menschen wurde ab 1933 von den Nationalsozialisten wegen ihrer politischen Gesinnung oder jüdischen Herkunft aus Deutschland vertrieben und zur Emigration gezwungen. Sie wurden über alle fünf Erdteile verstreut und landeten nach oftmals abenteuerlichen Odysseen in entlegenen Winkeln der Welt, wo sie zumeist ein erbärmliches, von Entbehrung, Unsicherheit, Verzweiflung geprägtes Dasein fristeten. Auch rund zehntausend Kulturschaffende und WissenschaftlerInnen aller Disziplinen waren davon betroffen. Die systematische Verfemung und Vernichtung des den Nationalsozialisten mit ihrer dumpfen „Blut-und-Boden“-Ideologie nicht genehmen – zumeist avantgardistischen – Kulturguts in so spektakulären Aktionen wie den Bücherverbrennungen oder Museumssäuberungen von sogenannter „Entarteter Kunst“ ist ein einmaliges Phänomen in der Kultur- und Geistesgeschichte und zeitigt bis heute Wirkung.
Unter den vielen Intellektuellen, die ab 1933 ins weltweite Exil vertrieben wurden, waren auch mehrere hundert bildende Künstler. Außer den wenigen Berühmten, wie Max Beckmann, Oskar Kokoschka, George Grosz, Josef Albers oder Max Ernst, gerieten die allermeisten nach 1945, als Abstraktion und Informel vorherrschten, in unverdiente Vergessenheit, obwohl sie bis 1933 durchaus eine wichtige Rolle gespielt hatten. Wie sehr zu Unrecht diese Künstler nicht mehr präsent sind, belegt die Sammlung Memoria des Verlegers Thomas B. Schumann, der seit Ende der neunziger Jahre über 750 Arbeiten von emigrierten Künstlern und Künstlerinnen zusammengetragen hat, die vor, während oder auch nach der Zeit ihres Exils entstanden sind.
René Halkett, o.T. surrealistische Szene, 1943
Anlässlich des Jahrestags der Bücherverbrennung vom 10. Mai, dem ersten Fanal der zerstörerischen Kulturpolitik der Nationalsozialisten, zeigt die aktuelle Ausstellung im Dialograum Kreuzung an St. Helena einen Ausschnitt der Sammlung Memoria Thomas B. Schumanns in der Absicht, auf infolge der Emigration unbekannt gebliebene Künstler und Künstlerinnen, wie z. B. Eugen Spiro, Charlotte Berend Corinth, Arthur Kaufmann, Herbert Fiedler, René Halkett, Carl Rabus, Hans Tombrock oder Rudolf Jacobi, aufmerksam zu machen.
Denn sie schufen Werke, so die Kunsthistorikerin Dr. Brigitte Schad 2013, „deren Qualität erstaunen lässt“. Mit dieser initialen Ausstellung ist der Wunsch verbunden, für die laut WDR und FAZ „einzigartige“ Sammlung Memoria mitsamt Archiv in Bonn ein Domizil zu finden, d. h. ein Museum inklusive Forschungsstätte für Exil-Kunst und auch Exil-Literatur zu schaffen
Hans Tombrock, Die Ballade von der Judenhure Marie Sanders
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