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Ausschnitt aus CHARLIE UND DIE MEERIN von Kerstin Steffin

MEERKATZEN
MEERKATZEN

Alisha Bionda (Hrsg.) / Tanya Carpenter (Autor) u.a.
Anthologie / Kurzgeschichten

Arunya-Verlag
Covergrafik: Shikomo
Covergestaltung: Shikomo
Innengrafiken: Shikomo

PFOTEN-REIHE: Band 1
eBook

Jan. 2016, 4.99 EUR
auch als eBook erhältlich

Meine ersten drei Lebensjahre waren in rosa Watte gepackt. Das Paradies bemaß fünfundachtzig Quadratmeter Sorgenfreiheit, Beschränktheit und Langeweile. In eine rote Schleife gepackt landete ich als Baby unter einem Baum. Ängstlich blickte ich auf die flackernden Kerzen. Ich hätte es schlechter antreffen können, denn meine englische Ziehfamilie überschüttete mich mit Streicheleinheiten, Leckereien und Spielzeug.
Jimi wurde mein bester Spielkamerad. Er brachte mir lustige Plüschmäuse und aufziehbare Enten, mit denen wir durch die Wohnung tobten. Nachts schlief ich wohlig brummend auf seinem Kopf. Meine Ziehmutter Samantha steckte mir die besten Leckereien zu, gespickt mit zärtlichen Liebkosungen. Nur Jo, wie ich schnell herausfand war er der Big-Boss, konnte streng sein und duldete mich nicht auf dem Tisch. Aber ich konnte ihn um den Finger wickeln, wenn ich schurrend um seine Beine strich.
Es war das Paradies, aus dem ich jeden Morgen geworfen wurde. Samantha klapperte in Hektik mit dem Frühstücksgeschirr, Jimi stopfte eilig seine Pausenbrote in die Schulmappe und Jo trank den Kaffee viel zu heiß, verbrannte sich den Mund und fluchte jeden Morgen leise vor sich hin. Dann nahte der unheilvolle Moment, vor dem ich mich fürchtete. Ein flüchtiges Streicheln und Jimi sagte: „Bye Charlie.“ Alle stürzten aus dem Haus, das Zuknallen der Tür war jedes Mal wie ein Schuss mitten in mein kleines Herz. Jetzt begannen die langen Stunden der Einsamkeit. Zuerst schrie ich mich heiser und kratzte an der Tür. Das gab ich nach einem halben Jahr auf, es funktionierte nicht. Dann versuchte ich mit durch diese wunderliche Tür zu schlüpfen, wurde aber jedes Mal in die Wohnung zurückgetragen. Meine telepathischen Fähigkeiten waren nicht besser. Sehnsüchtig wünschte ich mir, dass einer schnell wiederkam, es hätte auch Jo sein können. Ich blieb erfolglos zurück und so allein.
Frustriert tigerte ich durch mein fünfundachtzig Quadratmeter großes Reich der Finsternis. Aus Protest pinkelte ich in die Betten, zerkratzte den Lieblingssessel von Jo und fegte eine Glasvase vom Tisch. Am Abend war die Hölle los. Jo wollte mich weggeben, Jimi weinte und Samantha versuchte, den Frieden wiederherzustellen. Ich wollte meinen besten Spielkumpel nicht leiden sehen und stoppte meine Rebellion. Ein bisschen Trotz blieb, denn nach dem morgendlichen Türknallen sprang ich auf den Küchentisch. Traurig starrte ich aus dem Fenster. Da entdeckte ich eines Tages ein überdimensional großes Tier. Direkt vor mir breitete es sich dunkelblau wie ein Teppich aus und schien in den Himmel zu wandern. Wabernd verschmolz es mit dem Horizont, ich war schwer beeindruckt. Tagelang beobachtete ich dieses faszinierende Tier, die Einsamkeit störte mich nicht mehr. Es hatte kein Ende und konnte seine Farbe wechseln. Von einem kräftigen Dunkelblau in ein zartes Hellblau zu schillerndem Türkis, saftigem Grün, schimmerndem Grau, die Farbpalette war unendlich. Ich konnte mich nicht sattsehen und hatte eine Idee. Was andere Tiere können, wollte ich auch probieren. Ich sprang vom Tisch und positionierte mich vor dem bodenlangen Flurspiegel.
Mein Blick versenkte sich intensiv in den Spiegel, dabei stellte ich mir Mahagonibraun vor, Samanthas jetzige Haarfarbe. Angestrengt versuchte ich, meine rötlich-gelbe Ingwerfarbe zu verwandeln. Nichts passierte! So kombinierte ich, Jo und Jimi wechselten nie ihre Haarfarbe, ich als der Schmusekater Charlie konnte es auch nicht, doch Samantha tat das alle vier Wochen. Das Riesentier änderte seine Farbe sogar täglich, also musste es ein Weibchen sein, eine Tierin sozusagen. Meine Familie sprach von ihr als Meer, sie hatten ja keine Ahnung, es war eine Meerin.

Shikomo
Shikomo
© http://www.shikomo.de

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