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Ausschnitt aus AZURBLAU von Aino Laos

MEERKATZEN
MEERKATZEN

Alisha Bionda (Hrsg.) / Tanya Carpenter (Autor) u.a.
Anthologie / Kurzgeschichten

Arunya-Verlag
Covergrafik: Shikomo
Covergestaltung: Shikomo
Innengrafiken: Shikomo

PFOTEN-REIHE: Band 1
eBook

Jan. 2016, 4.99 EUR
auch als eBook erhältlich

Pootz wurde wach – und war verwirrt. Dies war keine Seltenheit, aber dieses Mal, war es absolut verständlich.
Es war stockdunkel und es roch anders. Eine Mischung aus Salz und Zitrone drang tief in seine Nase. Seine Ohren bewegten sich ständig wie kleine Satellitenschüsseln und nahmen die merkwürdigsten Geräusche auf. Menschenstimmen – der Tonfall und die Melodie waren aber seltsam. Reges Treiben; Hektik. Hatte es irgendetwas mit dem Sturm zu tun? Wind und Regen waren gnadenlos gewesen, deshalb hatte er einen trockenen, sicheren Platz gesucht, um sich zu schützen. Der offene Kofferraum des Menschentransportgerätes war sehr einladend gewesen.
Eine Tür wurde aufgerissen und grelles Licht strömte in sein bequemes Versteck hinein. Ein riesiges, leuchtendes Schild mit einem achtarmigen Monster blinkte abwechselnd grün und rot. Pootz sprang hoch, alle Haare aufgestellt – seine wunderschönen blauen Augen wurden so groß wie Suppenteller.
„Mon dieu!“, schrie ein großer, haariger Mann-Mensch, und Pootz fauchte, so laut, wie er konnte, zurück. Wie ein Blitz lief er an dem schweißgebadeten Eindringling vorbei und stürzte vom Wagen herunter auf glitschiges Kopfsteinpflaster. Paletten und Kisten voller Obst und Gemüse flogen in alle Richtungen. Tote Fische schwappten trübselig auf Eis und rollten wie Zombies mit den Augen; aus großen Wassertanks winkten ihm seltsame rote Krustentiere mit zugebundenen Scheren verzweifelt zu, und schrien panisch nach Hilfe. Er war sicherlich in der Hölle gelandet. Sein Herz raste. Pootz krallte sich an einer Mauer fest, kletterte hinauf und sauste eine Straße mit Menschenmassen entlang. Er streifte ölige Beine, wurde von kleinen aufgemotzten Hunden angeschnauzt und von heulenden Kindern wie ein Fußball getreten. Es war schon dunkel, aber trotzdem noch hell genug, als ob die Sonnenstrahlen in kleinen Glaskugeln gefangen gehalten würden.

Szenentrenner


Pootz entkam endlich durch eine schmale, ruhige Gasse. Er versteckte sich im Schatten und zitterte vor Angst. Wo waren seine Kumpels? Der See? Der Wald? Wo war der Mond?
Fußstapfen. Lachen. Die Silhouetten von zwei Menschen kamen direkt auf ihn zu.
„Ich liebe Saint-Tropez, Hervé! Dass wir ausgerechnet hier proben dürfen! Ein Traum!“
„Ja – siehst du, Annie? Die Plattenfirma versucht doch alles, damit du dich wohlfühlst ...“
Pootz konnte sich nicht mehr wehren. Erstarrt schaute er hoch und wartete auf seine Hinrichtung – die beiden Riesen würden ihn sicherlich zu Tode trampeln. Er kauerte vor ihnen und sie thronten weit über ihm.
„Oh du armes, kleines Kätzchen! Guck mal, Hervé! Seine Pfote blutet! Sollen wir ihn zum Arzt bringen?“
„Lass ihn – er ist nur einer von diesen Streunern – die sind eine Pest! Wild, mit Flöhen und Zecken übersät!“
„Meinst du?“
„Ja, ja – lass es lieber! Er wird dich nur kratzen und beißen, dann musst du zum Arzt!“
„Er tut mir aber leid!“
„Glaub mir – es ist besser so!“
Die beiden stiegen über Pootz hinweg und er war mehr als erleichtert. Er begann wieder zu atmen. Die Menschenfrau hatte recht: Er blutete stark an seiner rechten Pfote – er hatte es nicht bemerkt, dass er verletzt war. Sorgfältig begann er daran zu lecken, um die Wunde zu säubern und mit heilendem Katzenspeichel zu versiegeln. Zumindest war die Menschenfrau besorgt gewesen – eine Rarität.
Was jetzt? Wo sollte er hin? Pootz fühlte sich so allein – mehr als je zuvor. Er war es gewohnt ein Einzelgänger zu sein; unabhängig und anpassungsfähig, aber dieses Mal war es anders: Die Umgebung war völlig fremdartig – und dieses ständige Geräusch. Ein dauerndes Rauschen, mal lauter, mal leiser. Es war nicht wie der Wind in den Blättern; nicht wie das strömende Wasser im Bach; nicht wie die Menschentransportgeräte, die auf Betonbahnen rauf- und runterrasten. Nein, dieses Geräusch war etwas Besonderes – fast hypnotisch. Es zog ihn magisch an. Langsam hinkte Pootz in die Richtung des Geräusches. Wow – was für ein Anblick. Es war wie der See zu Hause, nur viel, viel größer. Von der anderen Uferseite spiegelten sich tausende Lichtpunkte im schwarzen Wasser. Sie waren bunt und schimmernd, völlig anders als die Sterne und der Mond im See am kühlen Rand des Waldes.
Das Wasser bewegte sich langsam hin und her. Vielleicht war es voller Fische, die nicht schlafen konnten und nervös das Wasser aufschäumten? Sie würden keine Angst vor Pootz haben – letztendlich war er Vegetarier. Er tauchte seine Pfote hinein – hoffentlich würde das kühle Nass seiner Wunde gut tun. Es brannte höllisch! Eine warme, salzige Brühe! Er schüttelte sein Bein und leckte das Wasser von seinem Pelz ab – spuckte es sofort aus: „Bäh!“ Pootz setzte sich hin, völlig verblüfft. Es konnte nicht schlimmer werden. Er vermisste seine Freunde von der Katzenbande: „Sweet“, „Nasty“ und „Tubby“; „Fluff“, das Eichhörnchen, „Monty“, der Maulwurf; „Spike“, der Igel und natürlich „Squee“, die Maus. Wo waren sie alle? Sie hatten ihn nie im Stich gelassen. Eine Träne lief ein Schnurrbarthaar entlang und plumpste ins Wasser – vielleicht war es deshalb so salzig. Ein See voller Tränen verlorener Seelen.
„Komm Pootz! Reiß dich zusammen!“ Das würde „Squee“ jetzt sagen. „Kämpfen Pootz! Clever sein!“ Er hatte immer recht und so hinkte Pootz langsam am Ufer entlang weiter.
Ein warmer Wind blies ihm stark ins Gesicht. Eine Sturmfront rollte rasend schnell auf ihn zu, tief über dem merkwürdigen See: eine Wand aus Regen und Blitzen. Pootz rannte um sein Leben – er musste sich in Sicherheit bringen – keine Zeit zu verlieren! Er lief in Panik über eine kleine Betonbahn: Menschentransportgeräte hupten und blinkten, quietschten und fluchten. Pootz schoss hinüber und versteckte sich im Hinterhof eines heruntergekommenen Hauses. Der warme Regen war erbarmungslos – ein dichter Vorhang. Was nun? Wie sollte es weitergehen? Pootz rollte sich zu einem dichten Ball zusammen – erschöpft – überwältigt. Er wollte nur noch schlafen, abschalten und träumen.

Shikomo
Shikomo
© http://www.shikomo.de

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