• Daniel, bist Du es?

    Ein Roman ohne Hauptfigur! Verstehst du? Die Komposition, die Verbindungen, der Bogen, aber kein Protagonist, kein durchgehender Held. So beginnt die zweite Episode in Daniel Kehlmanns Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten. Hier spricht Leo Richter. Wer aber spricht wirklich? Der Autor des Buchs durch einen seiner Helden? Oder eine Figur fuer seinen Autor? weiterlesen »

  • Wundersame Welt

    Ein Tag im Februar in Berlin. Kino am Potsdamer Platz. Erste Vorfuehrung des neuen Dokumentarfilms von Hans-Christian Schmidt, >Die wundersame Welt der Waschkraft<. Der Saal ist ueberfuellt. Es ist so voll, dass man nur schwer atmen kann. weiterlesen »

  • Kontrollieren geht ueber studieren

    Der Meinung, dass wir in einem Polizeistaat leben, bin ich schon lange, auch wenn ich es selten am eigenen Leib zu spueren bekomme. Vor einiger Zeit wurde ich jedoch zum ersten Mal Opfer der Staatsgewalt. Am Bahnhof Lichtenberg wurde ich bei meinem Weg vom Baecker zum Zug von zwei Polizeibeamten angehalten. Der mich stoppende Polizist forderte mich auf, ihm meinen Personalausweis zu zeigen. Als ich ihn fragte, welchen Grund es fuer diese Aufforderung gab, begruendete er es mit der Aussage: Weil hier Polizei steht., und verwies auf seine Uniform. weiterlesen »

  • Feuchte Musik

    Der Komponist, Musikwissenschaftler, Journalist und sonst noch was, Arno Luecker, hat in einem Konzert vor zwei Tagen einem Zuhoerer, nachdem dieser permanent waehrend der Auffuehrung seiner Komposition gestoert hat, danach mit Wasser uebergossen. Kulturtechno, Johannes Kreidler, zieht vor ihm seinen Hut. weiterlesen »

  • Zigarren fuer die Toten

    Wir haben uns in Berlin-Kreuzberg verabredet. Hier, in einer riesigen Altbauwohnung in der Muskauer Strasse, hat Mueller einige Zeit gelebt. Ich erkenne ihn natuerlich sofort: Die dicke Hornbrille klebt in dem schmalen, blassen Gesicht. Die Haare sind zurueckgegelt. Ich schlucke den dicken Kloss Aufregung in meinem Hals einfach runter und gehe auf ihn zu. Herr Mueller, wir hatten telefoniert. Er schaut mich an und meint, ein bisschen machohaft-schmunzelnd: Du bist also die Reporterin. weiterlesen »

  • Amoklauf von Winnenden: Joerg Offers Textbaukasten des Entsetzens

    Video-Regisseur, Schriftsteller und Berliner Gazette-Autor Joerg Offer hat aus woertlichen Zitaten offizieller Verlautbarungen einen Text gebaut, der den Amoklauf in Winnenden reflektiert. Quellenmaterial bieten folgende Institutionen: CDU, CSU, FDP, SPD, Die Linken, NPD, Bundeskanzleramt, Bundespraesidialamt, EKD, Gewerkschaft der Polizei, Deutscher Lehrer Verband, Europaparlament, Deutsche Stiftung fuer Verbrechensbekaempfung, Landespolizeipraesidium Baden Wuerttemberg. Ohne eine entsprechende Datierung ist er im aktuellen Ereignisfall stets erneut einsetzbar.

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  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #84

    Ein direktes Beispiel fuer mein Interesse an der Globalisierung, ist die Art und Weise, in der die zeitgenoessische Kunstwelt agiert: ein Multi-Staedte Netzwerk von Leuten welches, gleich nach Handel und den Nationalstaaten, eine Gemeinschaft bildet und einen stetigen kulturellen Austausch in Gang haelt. Dieser Austausch beruht fuer gewoehnlich eher auf Empfindlichkeiten und konkreten Interessen als auf abstrakten Identitaetsauffassungen. Das erste Mal habe ich den Begriff globales Dorf in den spaeten 1980er Jahren gehoert. weiterlesen »

  • Fluider Werkzeugkasten

    Das erste Aquarium, mit dem ich etwas anfangen konnte, war wahrscheinlich der Bauch meiner Mutter, in dem ich an der Leine schwamm. Spaeter habe ich Aquarien im Zoo gesehen und in Restaurants. Ein Schulfreund hatte eins. So mit 18. Punk. Oder wollte er gern sein. Letzte Woche war ich mit meinem Sohn bei Karstadt in der Tierabteilung, wo Aquarienkaesten uebereinander stehen. Man kann den Fischen zugucken (ihre Farben leuchten) und weggehen. Zurueck in meiner Wohnung haben wir aus Matratze, Pappkarton und Rollkoffer ein Schiff gebaut, das auch mal Flugzeug und Eisenbahn war, und abends in der Badewanne kleine Plastikboote und Trichter fahren lassen. weiterlesen »

  • Der Sonne entgegen

    Bei mir gibt’s keine Krise. Zumindest bekomme ich von der Krise, die in aller Munde ist, rein gar nichts mit. Darueber bin ich auch sehr froh. Fuer mich ist sie nichts weiter als ein abstraktes Konstrukt von Dingen, von denen ich zu wenig verstehe (das ist, glaube ich, sowieso bei den meisten der Fall). Aufgrund dieser wunderbaren Naivitaet hat keine Bad Bank und auch kein maroder Autobauer Einfluss auf mein Lebensgefuehl. Man kann Mitgefuehl nun mal nicht erzwingen! Schwarzmalerei war ohnehin noch nie mein Ding. weiterlesen »

  • Make-Up fuer Susanne Klatten

    Die reichste Frau Deutschlands – wie sieht sie aus? Gar nicht so uebel, meint Werner. Sie ist blond, blauaeugig, hat ein sportliches Laecheln. Man koennte sie als Jane Fonda Hessens durchgehen lassen. Nur, dass sie nicht mit Fitnessvideos ihr Geld gemacht hat – wie Jane Fonda – sondern mit Erben-Dollars des Milliardenvermoegens der Familie Quandt. weiterlesen »

  • Volle Kanne Leben

    Fruehling: Wenn Fruehling ist, wird das Wetter meist besser und dann klappt das auch wieder mit dem Fahrrad fahren, ganz bestimmt. Der Fruehling muss jetzt sowieso bald kommen, denn in den Gartencentern werden wieder verstaerkt so Sachen angeboten. weiterlesen »

  • Familienvaeter des Rock’n’Roll

    Sie haben zwischen Liverpool und Manchester, zwischen Beat und Rave, John Lennon und den Stone Roses eine Bruecke gebaut; sie haben mit Kate Moss der Marke Cool Britannia einen popkulturellen Ausdruck gegeben und Tony Blair zum ersten Rock and Roll Premier gemacht, der den Pop ernst genommen und einen Krieg gegen Unterdrueckung und -Missachtung gefuehrt hat; und sie haben mit ihren Songs meiner Generation, der Beat-Generation, eine zweite Rock and Roll-Identitaet geschenkt. weiterlesen »