Als Mensch mit einem ausgepraegten Hang zum Aufspueren des Absurden, gewisser grotesker Alltagsdetails und gemeinhin aeusserst geschickt verschleierter Hinweise darauf, das die Welt eigentlich ein total verrueckter Platz in diesem Universum ist, bin ich derzeit total ueberfordert. weiterlesen »
Schwedensommer nennt Mutter das. Es ist zwar sommerlich aber nicht so richtig warm. Erinnerungsblitze: Die Sonne blinzelt durch aufgequollene Wolken. Ein staendiges Rauschen und der Wald riecht nach Blaubeeren. Der Boden im Ferienhaus knarrt, wenn du dich bewegst. Es ist klar: Du existierst. weiterlesen »
Als ich vor dreizehn Jahren nach England zog, fuhr ich mit Eurolines von Hamburg ueber Amsterdam und erreichte London bei stroemendem Regen. Als Bild der Abfahrt ist mir der Blick auf meine Freundin vor Augen, die am Bus unterhalb meines Fensters stand, emotionsgestresst. weiterlesen »
Dieser Anfang muss ein wenig holpern, Sprechen ueber Freundschaft laeuft nie so glatt wie die Freundschaft selbst; soll ich wirklich von einer eigenen erzaehlen, und sie auf diesem Wege zu etwas mit Ihnen Gemeinsamem machen? Oder ist sie das nicht ohnehin bereits? Die Rede von der >Hoeherwertigkeit< einer Freundschaft, die mehr will als blossen Lustgewinn – die Idealisierung einer Freundschaft, die einem der spielerischen Jugendlichkeit entwachsenen Lebensalter vorbehalten ist, ist so alt wie das Denken ueber Freundschaft selbst. Desgleichen die Frage, wie eine solche Freundschaft zu beschreiben ist; formuliert das kuehle Schlagwort der gemeinsamen abstrakten Interessen heute das, was seit Aristoteles als zweites Selbst durch all die nachlesbaren Versuche ueber Freundschaft geistert, die unsere Vorstellung von Freundschaft zwangslaeufig praegen? weiterlesen »
Es tut sich gerade was in Deutschland. Obwohl man sich die Debatte um Deutschland als Einwanderungsland bisher wie ein Perpetuum Mobile vorstellen muss: wie ein nicht enden wollendes Nicht-Verstehen eines laengst realen Zustands. Erst vor kurzem wurden Deutsche mit Migrationshintergrund in einer Studie statistisch erfasst. Nun sind alle ueber die hohe Zahl verwundert. weiterlesen »
Es ist die Zeit, in der sich eine weitreichende Umkehrung vollzogen hat: Der europaeische Traum von den paradiesischen Inseln in der exotischen Ferne ist zu Ende, nun traeumt der entwurzelte Insulaner auf seinem Archipel von dem fernen Kontinent seiner Vergangenheit. weiterlesen »
Wohl keine andere Region der Welt uebt eine vergleichbare, ueber Jahrhunderte immer wieder auflebende Faszination auf die Bewohner Europas aus wie die Suedsee. Als die europaeischen Seefahrer im ausgehenden 18. Jahrhundert die polynesische Inselwelt entdeckten, glaubten sie, das geheimnisvolle Terra Australis gefunden zu haben, einen neuen Kontinent, den man sich als Gegengewicht zur europaeischen Landmasse vorstellte. weiterlesen »
Unlaengst hat ein Biologe im Kampf der zwei Kulturen im akademischen Ring eine neue Runde eingelaeutet. Die Geisteswissenschaft, so liess er hoeren, sei eine Verbalwis- senschaft
, die Naturwissenschaft dagegen eine Realwis- senschaft
und sie allein mache Sinn. Sein Vorwurf erinnerte an Hamlets Seufzer ueber words, words, words
, was bei Shakespeare folgerichtig zum Tod fast aller Beteiligten fuehrt. Und besteht nicht auch im grossen deutschen Wort-Spiel Faust
jemand darauf, er wolle endlich Taten sehen? weiterlesen »
E-Mail als Diskurs: Krystian Woznicki spricht in der taz per E-Mail ueber die E-Mail, Paul Ferdinand Siegerts Dissertation “Die Geschichte der E-Mail” erscheint bei transcript. weiterlesen »
Die Stadt – ein Schlund. Eine Frau stirbt in einem Krankenhaus in Brooklyn, waehrend Umstehende einfach zuschauen. Das Kameraauge hat’s gesehen – spaeter YouTube und die ganze Welt. Was ist das fuer eine Stadt, in der Menschen einfach verrecken? weiterlesen »
Das Gemeinsame ist die Gesellschaft, nur dass sie nie ist, sondern staendig wird. Deshalb muss auch immerzu neu entschieden werden, wie es weitergehen soll mit ihr. Damit haben wir es dann mit der Minimalbedingung der Gesellschaft schlechthin zu tun, naemlich mit der Frage, ob und wie die Gesellschaft mit ihren eigenen Mitteln fortgesetzt wird. weiterlesen »
Ein substantielles Gemeinschaftsgefuehl hatte ich zum ersten Mal auf der Tanzflaeche. 1989. Erst als ich von zu Hause ausgezogen war, mich vom Tennisverein verabschiedet hatte und sowohl Dienstag- als auch Donnerstag-, Freitag- und Samstagnacht zu >The Smiths< und >Sonic Youth< oder auch >Stone Roses< und >My Bloody Valentine< ins >Roemer< in Bremen tanzen ging, lernte ich Menschen kennen, mit denen ich Gemeinsamkeiten hatte. Das bezog sich aber nicht nur auf das Interesse an Musik: Am Rande der Tanzflaeche traf ich auch zum ersten Mal andere 17-jaehrige, die sich fuer Godard und Truffaut, aber auch fuer Marx oder Nietzsche interessierten. weiterlesen »