02.11.2020, 22:36
Hubschrauber über dem sonst stillen Wien. Unterbrochen von Polizeisirenen. In den Nachrichten ist von den vergeblich eingelagerten Martini-Gänsen die Rede. Bedauert werden notabene die Wirte, nicht die Gänse.
03.11.2020, 07:14ff
Google lanciert eine Crisis Response des Wortlauts "Schüsse in Wien" mit automatischer Kartierung des Terrorgebiets. Dies selbstverständlich Social-Media-freundlich und per Mausklick auch als E-Mail verschickbar. Akutjournalismus ringt um Superlative, Meme wie "Pray for Vienna" gehen auch seitens bekennender Atheisten viral.
Die Besonderheiten der Wiener Topografie des islamistischen Terrors treten in den Blick: Die Ausgehmeile des "Bermudadreiecks" mit Achtzigerjahre-Szene-Profil und konsumistischer Realität situiert sich rund um den Wiener Stadttempel, die Hauptsynagoge der Israelitischen Kultusgemeinde. Seit der Tempel 1981 von zwei schwer bewaffnete Fatah-Terroristen attackiert worden war, stehen Tempel, Seitenstetten- und Judengasse unter polizeilichem Schutz. Ständig? – Aus Kostengründen soll dieser und-um-die-Uhr-Schutz auf die Betriebszeiten von Gemeindezentrum und Tempel beschränkt worden sein. Demnach geschah das Attentat kurz nachdem die Wachleute um 20 Uhr ihre Posten verlassen hatten.
1981 hatte es zwei Tote und von 21 teils Schwerverletzte gegeben. Am 2. November 2020 starben vier Zivilisten, einer der mutmaßlichen Täter wurde von der Polizei sogenannt "ausgeschaltet". Seither tönen die Polizeisirenen um unser Quartier.
Eine Schweigeminute wird anberaumt, Staatstrauer angeordnet. Gemeindebauten und Amtshäuser sind mit Trauer beflaggt, rotweiißrot auf Halbmast. Mehr als 20.000 Handy-Videos des Ereignisses sind binnen weniger Stunden auf das eigens dafür eingerichtete Polizeiportal hochgeladen worden.
Angesichts der Topografie kommt das Bild der kleinen Vilma Neuwirth in den Sinn, wie sie bei einem Fliegerangriff im zweiten Weltkrieg vor der zerbombten Marienbrücke steht: Ihre Familie war in einem Luftschutzbunker am anderen Ufer, bei der Ruprechtskirche, untergekommen. Nun gibt es kein Hinüberkommen mehr.
Dieses "kein Hinüberkommen" gilt für den Haß der Islamisten, gilt aber auch für eine Mentalität des "we shall NOT overcome", wie sie aus dem amerikanischen Wahlkampf herüber tönt. Gut, dass der Wiener Wahlkampf mit den hässlichen Anti-Islam-Parolen der FPÖ vorüber ist. Man möchte jetzt kein Moslem sein in Wien.
- - -
Das meist via Social Media geteilte Mem lautet am Vormittag "Pray for Vienna". Am Abend ist man allgemein zu "Schleich di, du Oaschloch!" übergegangen: Man hält dies für eine gesunde Selbstbehauptung des Goldenen Wiener Herzens und schaltet sich – jeweils individuell, authentisch und freiwillig – mit dieser "Kulturkundgebung" gleich.
- - -