Werkman (1882-1945)
Zwei Seiten aus The Next Call Nummer 9, die im November 1926 erschien. (Quelle: Werkman Archief Groningen)
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, am 10. April 1945, wurde der Groninger Drucker und Künstler H.N. Werkman (1882-1945) von den deutschen Besatzern erschossen. Musste er sterben, weil er illegale Schriften druckte? War er als Künstler wegen seiner von den Nazis verbotenen Werke gefährlich geworden? Oder fiel er einfach der Panik und dem Chaos der letzten Kriegstage zum Opfer? Der Grund seines Todes ist bis heute unklar. Fest steht allerdings, dass damit das Leben eines ideenreichen Künstlers endete, dessen Kunst vor allem nach 1945 international bekannt werden sollte.
Seit dem 11.April diesen Jahres (noch bis 01.11.2015) erinnert das Groninger Museum mit der Retrospektive H.N. Werkman (1882-1945), Leben & Werk an Werkmans siebzigsten Todestag. In dieser Ausstellung sind Drucke und Gemälde, experimentelle Druckwerke und die außergewöhnlichen Veröffentlichungen für die in den Kriegsjahren erschienene Heftreihe „De Blauwe Schuit“ (Die Blaue Barke) zu sehen. Die eigenwilligen Entwicklungen in seinem Werk zeigen einen Künstler, der immer wieder neue Wege einschlug und sich nie an die Regeln hielt, die andere ihm vorschrieben. Begriffe wie „abstrakt“ und „figurativ“ füllte er mit neuem Leben. „Das Ergebnis folgt meinem Wesen, nicht irgendeinem Prinzip“, schrieb er 1942 einem Freund.
Zugleich gibt es Verbindungen zwischen seinem Lebenslauf, der Zeit, in der er lebte, und der Entwicklung seiner Kunst. Sein beruflicher Hintergrund, die wirtschaftlichen Entwicklungen, das Leben als Künstler in Groningen und im Rest der Welt, die Kriegsjahre – Werkmans Einzigartigkeit ist in den Antworten zu finden, die er in seiner Kunst gab. Die Ausstellung präsentiert nicht nur seine Werke, sondern auch Briefe, Porträts, Fotos und Familiendrucksachen. Ein weiteres Ausstellungsstück ist die Handpresse, mit der Werkman seine Drucke anfertigte. Die Spielzeugpresse, mit der die Werkman-Brüder in ihrer Kindheit Bücher druckten, markiert den Anfang von Werkmans Laufbahn.
Im Vorfeld der Ausstellung ist im Verlag W BOOKS ein Buch unter demselben Titel erschienen: H.N. Werkman (1882-1945), Leben & Werk. Zehn Autoren führen den Leser in diesem reich illustrierten Buch durch Werkmans Lebensgeschichte. Das Buch enthält etwa einhundert Texte und unzählige Abbildungen. Werkman selbst kommt in Zitaten aus seinen Briefen und literarischen Texten zu Wort. Das Vorwort stammt von Prof. Dr. Henk van Os.
Neuen Kommentar schreiben