Geschrieben am 24. Oktober 2009 von für Crimemag, Vermischtes

Val McDermid: Hautnah – Die Methode Hill, 3. Staffel OT

Edel-Mist

Sensible Gemüter gruseln sich angeblich bei den Schlachteplatten, mit denen uns die Fernsehfigur Tony Hill aus Val McDermids Werkstatt konfrontieren. Aber es gibt auch andere Gefahren. Für die Augen zum Beispiel, wie Henrike Heiland schmerzhaft lernen musste …

Wo fängt man am besten an … Bei den Geschichten erst mal. Es ist die dritte Staffel der britischen Fernsehserie um Val McDermids durchgeknallten Psychologen Tony Hill (Robson Green). Als die erste Staffel im deutschen Fernsehen lief, waren selbst hartgesottene Krimigucker elektrisiert. Endlich mal wieder eine Figur, die einen so richtig mitzog. Mit den Romanen haben die Verfilmungen nicht mehr sehr viel zu tun, aber das ist okay, es geht um die Charaktere. Tony Hill, der sich auf beängstigende Weise in so ziemlich jeden Perversling, jeden Serienmörder, jeden Kinderschänder hineinversetzen kann, zieht auch noch in der dritten Staffel. Hier ist das Verhältnis zu DCI Carol Jordan (Hermione Norris, die übrigens in der vierten Staffel von Simone Lahbib abgelöst wird) für Hills Verhältnisse schon richtig warm, tief und innig, und die vier Fälle, die auf vier DVDs in Spielfilmlänge erzählt werden, sind mal mehr, mal weniger spannend, aber immer super, was Robson Green betrifft.

Serialkiller, Serialkiller und Serialkiller …

Abgehandelt werden ermordete Kinder (Das tödliche Internet), ein vermeintlich geläuterter Serienkiller, der helfen will, einen anderen Serienkiller zu fassen (Mackie Messer), eine Art Bonny & Clyde (Freitag, der Dreizehnte) und schließlich ein Heckenschütze, der nach dem Prinzip Zufall vorzugehen scheint (Das Spiel des Todes). Es ist wie bei allen Serien: Wenn man die Hauptfiguren klasse findet, muss nicht jeder Plot brillant – oder gar stimmig – sein. Nein, an den Geschichten soll nicht gemäkelt werden, die zieht sich der Tony Hill-Fan rein und wird’s am Ende zufrieden sein. Das Problem liegt hier ganz woanders.

Mist!

Die DVDs, die die Firma Edel Motion herausgibt, sind qualitativ Mist. Manch einer wird sich fragen, ob eine Brille langsam mal eine gute Idee wäre, oder ob der Fernseher gerade den Geist aufgibt – es liegt am DVD-Bild. Wer weiß, welches Material bei der Herstellung vorlag, das Original kann es nicht gewesen. So etwas strahlt kein Sender, der den Namen verdient, aus. Vielleicht könnte man noch darüber hinwegsehen, mit viel gutem Willen und einer Flasche Rotwein, zum Beispiel, wenn die restliche Ausstattung noch ein bisschen was hergeben würde. Tut sie aber nicht. Es gibt keine Untertitel. Keine deutschen, keine englischen. Die Hörgeschädigten können es also gleich mal vergessen. Auch die Liebhaber von Originalversionen, die an schwierigen Stellen dann doch gerne mal die englischen Untertitel mitlaufen lassen, suchen vergebens nach der entsprechenden Funktion. Man kann nicht mal zwischen der deutschen und englischen Version hin- und herschalten, weil die Fassungen ein unterschiedliches Bild (mit unterschiedlichen Titeln) haben. Von weiteren Extras, die es nicht gibt, fangen wir erst gar nicht an.

Ach, und dann wäre da noch die Synchronisation. Die ist gut, abgesehen von den üblichen Ausrutschern, die vielleicht nur den Anglisten und Anglophilen unter den Zuschauern auffallen. Die Hauptrollen sind sehr gut besetzt und gesprochen, ein paar wenige Nebenrollen fallen vielleicht ab, okay, da kann man sich aber auch drüber streiten. Gegen die Arbeit des Studio Hamburgs, das die Fassung für das ZDF erstellt hat, ist nichts zu sagen, das ist solides Profihandwerk, das machen die nicht erst seit gestern. Wer jetzt aber gerne wissen würde, welcher Schauspieler von wem gesprochen wurde, kann schon mal anderswo anfangen zu suchen. Edel Motion macht nämlich ein Geheimnis daraus. Oder die Liste mit den deutschen Sprechern wurde verdammt gut versteckt.

Wer auf den deutschen Ton verzichten kann, dem sei von dieser Fassung abgeraten. Wer hingegen darauf angewiesen ist, dem bleibt nur diese keineswegs edle DVD-Box oder die Hoffnung auf eine Wiederholung im ZDF. Bei der dann hoffentlich das Bild besser ist.

Henrike Heiland

Hautnah – Die Methode Hill, 3. Staffel (OT: Wire in the Blood, 2005), Coastal Production for ITV. Deutsche Fassung: Studio Hamburg für das ZDF. DVD: Edel Motion. 28,95 Euro.