Fingerhut und Eisranunkel
Portrait Olav H. Hauge (Foto: privat - Quelle: edition rugerup)
Andreas Kohm bespricht in der Badischen Zeitung die Gesammelten Gedichte von Olav H. Hauge:
„Apfelbaum, Fingerhut und Eisranunkel, Habicht, Goldhähnchen und Igel, Sense, Sackwaage oder Scheinwerfer: Mit einem ihr eigenen hohen, gleichwohl zurückgenommenen Ton unternimmt Hauges Lyrik den Balanceakt zwischen einer bodenständigen Bewusstseinserweiterung und der Bemühung, den mystischen Kontrollverlust von Verzückung und Verrückung in Grenzen zu halten. Im Blick auf die sichtbare Welt öffnet diese sich hin zu inneren Landschaften, unbekannten Kontinenten, die sich zwischen zwei Obstbäumen, Dörfern und Feldwegen ins Ungeheuere erstrecken, in die hinein die dichterische Rede fällt – und sich so hält an dieser Welt.
Unter den Sternen// Was hat mich herausgetrieben/ unter diesen scharfen Morgenhimmel?/ Die blauen, frostgroßen Sterne,/ was wollen sie?// Berge versprechen nichts, - weichen nur/ und lassen die Fjorde ein/ und die Flüsse hinab und stehen/ verhärtet unter dem Schnee.// Doch der Waldhang, der Waldhang hat sich lang hingeworfen,/ entblößt seine Armut unter den Sternen./ Es ist mein eigenes Leid, mein eigenes Herzweh,/ das dort liegt, eisenschwarz und blutend,/ und schwört zu grünen, zu singen.“
Olav H. Hauge: Mein Leben war Traum. Aus den Tagebüchern 1924-1994. Aus dem Neu-norwegischen übersetzt von Klaus Anders. Ausgewählt von Bodil Cappelen und Klaus Anders. Edition Rugerup, Berlin 2015.
Olav H. Hauge: Gesammelte Gedichte. Hg., übersetzt und kommentiert von Klaus Anders. Edition Rugerup, Berlin 2012.
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