Merkur 843
Der neue Merkur ist da, mit folgendem Inhalt:
auf 400 000 Tote und viele Millionen Abhängige werden die Opfer der durch das Schmerzmittel Oxycontin ausgelösten verheerenden Opioid-Krise in Nordamerika geschätzt – Emily Witt erzählt eine Geschichte von Gier und vielfachem Behördenversagen. Der Historiker und Schriftsteller Per Leo erinnert sich (online frei lesbar) an seine Zeit des Schüleraustauschs in Alaska Ende der achtziger Jahre und nimmt seine Erfahrungen von damals zum Anlass für Überlegungen zum Rechtspopulismus in den USA und bei uns. Sehr populär ist derzeit die Unterscheidung zwischen kosmopolitischen "Anywheres" und provinziellen "Somewheres". Bodo Mrozek kann mit einem Blick auf die Popkulturgeschichte allerdings zeigen, dass die Vorstellung von aufs nationale Kulturgut fixierten Provinzlern ganz einfach falsch ist. Im vierten Essay rehabilitiert Jonas Grethlein Platons Ästhetik-Feindschaft, zumindest ein wenig, und zwar mit Blick auf neuere Einsichten der Kognitionspsychologie.
Kaum ein gutes Haar lässt Corey Robin in seiner Kritik an Richard Evans' Biografie des Historikers Eric Hobsbawm. Aber er macht das Beste daraus, und schildert alles Wichtige dann einfach selbst. Der katholische Theologe Eckhard Nordhofen würde den Protestantismus gerne von seiner tragischen "Schriftverhexung" befreien.
Dirk Jörke blickt auf die Argumente der Anti-Federalists gegen die Vereinigung der amerikanischen Staaten zu einem vereinigten Staat - und fragt sich, ob manches davon nicht auch auf die Europäische Union anwendbar ist. Liberale und Linke bringen Europa gerne gegen diverse Nationalismen in Anschlag – und übersehen womöglich, so Moritz Rudolph (im zweiten frei lesbaren Text), dass sich gerade ein gefährlicher Europa-Nationalismus formiert. Ist afrikanische Philosophie der Sprache(n) wegen ein Ding der Unmöglichkeit? Keinesfalls, meint Souleymane Bachir Diagne und hat sprachphilosophische Argumente dafür. Robin Detje wartet in seiner Schlusskolumne am Anfang des Sommerlochs auf das Ende des Sommerlochs.
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