Bespreche Fritz Kalkbrenner im MAX Nachttheater. Stäh rum mit Block und Livescribe-Stiftstängel („this is a recording“), an eine hintere Säule säuisch feist gelehnt, Prediger-Perlen einklaubend, während achselschwitzig süß duftende Mädchen und ihre Facebockfreunde mit gewaltigen Bizeps und stiernackicht mich antanzen. Es riecht nach Fleisch, ich nach nicht ausgeputztem Po und daher Poesie. Lausche den Offbeat-Break-Brekkies wie Möpse, diese schnauzwärts gestauchten Hunde, tun. Das Wirkliche ist immer im Dazwischen, Konsequenz der Kimme – und Satz von Klavki geklaut. Kann man natürlich so nicht schreiben, muss sozusagen auf Onlinie bleiben und gebra(u)cht werden – erleichternde Übung. 100 Zeilen per Hour für die Prints, 30 per Minute für die nicht wirklich Netzaffinninnen. Dabei freilich grübelnd, wo ich das vor bald zwanzig zwickelnden Jahren schon mal hörte: Westbam, den ich klabauterklaukomplottkomplett downloade, alles, was bam-bam-bimmelt. Und beim Rainald tippe ich dazu, da passend, die Coda der „Dekonspiratione“ ab:
Rainald Goetz: „Dekonspiratione“ (Erzählung, Suhrkamp 2000, S. 206/7, Ende)
Später taumelten wir selig durch den Raum. Es wirbeln die Bilder, wir reden und lachen. Wir prosten einander zu und rauchen Zigaretten, man redet mit Fremden, mit Freunden, man steht da und geht rum, von der Bar in die Ecke, von vor dem Bild nach seitlich daneben, man ist mal in Szenen aktiv, dann Zuschauer. Wir hatten diese Sache hier also hinter uns gebracht, es war eine Mutprobe gewesen. Wir waren durchgekommen, wir hatten es überstanden. Lesung, Erzählung, Geschichte. […] Es geht nicht um Urteil, es geht um ganz andere Dinge. Max sagt was zu mir. Ich weiß, was er meint, und sage: „verstehe“. Wir prosten uns wieder zu. Und der Rausch kommt, die Auflösung, endlich. Endlich ist es vorbei. Wir stehen draußen vor dem Club, im Dunklen. Ein Wind weht, und ich atme ein: es riecht schon fast wie Herbst. Ich stehe da und schwanke. Alexa nimmt meine Hand. Sie zieht mich zu sich her, ich kippe, halte mich, und dann küssen wir uns plötzlich. Ah, so, das war es also, das Vergessene. Wir schauen uns an. „Komm, wir gehen“, sagt sie. Ich muss lachen, und dann gehen wir los. Es wird auch schon heller. In der Luft zu hören: die Frühe. Die Autos, ein Bus, eine ferne Sirene. Neben mir spüre ich den Körper der Frau, in die ich verliebt bin. Hopla, ich war gestolpert. „Schatz“, sagt sie, „du bist ja betrunken.“ Und ich sage: „Ja, Schatz, das stimmt.“
Der letzte „Schatz“-Satz ab „Hopla“ gehört ohnehin zu meinem Erinnerungskunstinventar, also auch frei memo- und marmorierbar. Und Alexa Hennig von Lange, der damaligen, lang-ist’s-her, Goetz-Muse, die Sommersprossen unter ihrem Redhead auserzählt, mit „leichten Turbulenzen“ drunten.
Westbam, aka Maximilian Lenz, derweil, aka weil der erstgeborene Sohn meiner ersten mich nicht liebenden Geliebten 1981, geboren vermutlich so um ’93, Maximilian hieß, aka weil auch die Lenz-Familie, der Meyerschen nicht unverwandte Verwandschaft, Nachbarschaft meiner Wibberenz-professorisch provisorischen Vaterschaft herstellt. Westbam auch im verbundenen Gegensatz zum Ostbam Kalkbrenner, der noch weiß, wie Junge Pioniere allzeit bereit waren. Sagt er wenigstens im Interview bei laut.de. Was ich vorher recherchierte, wie ich mich jetzt, postrecherchiert, in Westbamaximilians „Celebration Generation“ ergebe, sie rumschwanger austanze und versprach (eher mir als ihr), Alexa händisch von lang her all das auf die verräterischen Silberlinge zu brennen.