Mo, 18.10.10 (Mi, 20.10.10, 4:05): Ahnenforschung

Wegen der Interferenzen zwischen „real“ und Net-Life ist es natürlich schwierig, darüber zu berichten, wie ich mich mit Mitlesern treffe. Gleichwohl, einfach los:

Mit P.D. in der Klavki-Kneipe Chelsey. Kaffee und Bier und Flöte und Quark-Kartoffel und Wasser und drei Zigaretten. Und beiderseits erstaunt festgestellt, dass selbst nach acht Jahren nicht Sehens und Sprechens (erst jüngst wieder paar Mails) die Freundschaft von damals überlebte. Dass man sich seltsam unfremd ist, trotz inzwischen ganz unterschiedlicher Lebenswelten. Die aber vielleicht nur äußerlich unterschiedlich sind. Was also werkt jeweils im Inneren? Und dass man sich genau dafür gegenseitig interessiert.

Weil man sich gegenseitig Vergangenheit (und damit gegenwärtig) ist, woraus eine Art Ahnenforschung folgt. Die Erforschung dessen, was im Jetzt und Hier einem gemeinsame Ahnen sind, Menschen wie Situationen. Wie man jeweils ein Ahne im Leben des anderen ist, ein „Backlink“ auf die je eigene Vergangenheit, die eine gemeinsame ist.

Dies nur ahnend geht das Gespräch auf die anderen Ahnen, die Eltern und wie sie uns jeweils prägten und prägen, wie also deren biografische Historie auf die hiesige in Gesten der Annahme wie der Ablehnung oder zumindest Distanzierung widerhallt und mit den Jahren auch zunimmt. Wie nicht nur das selbst durchlebte Leben dieses mit Gewesenem anfüllt, sondern auch das davor Gewesene, das man wiederum nur aus Erzählungen kennt – aus ebensolchen, die man sich jetzt erzählt.

Überhaupt: Das Glück, dass es etwas zu erzählen gibt. Dass man Geschichte(n) angesammelt hat in den acht Jahren, wo man diese nicht austauschte. Seltsames Gespür für Zeit plötzlich, für deren Punkte und deren Verlauf (während aus dem Abenddämmer draußen erst Regen, dann Dunkelheit wird – sichtbarer Verlauf der Kurzzeit).

Projekt Erinnerung, Projekt Ahnenforschung. Das „Es war einmal“, das noch ist. So oder so. Gleichend oder anders.

Projekt Tagebuch.

Projekt: Weiter kommunizieren. Projekt: Reise nach Berlin, Steglitz, Praxis. Die Praxis des Redens und Zuhörens. Die angenehm prekäre Praxis der Freundschaft.

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