Nach Nachtschicht früh morgens starke Atemnot. Bedrückender Asthmaanfall und explodierender Blutdruck. Notarzt gerufen. Ins Städtische Krankenhaus gekarrt. Dort junge Ärztin, die besorgt schaut. Verdacht Myocardinfarkt, nach EKG und erhöhtem aber sinkendem CK-Kreatinin allerdings mit großer Sicherheit ausgeschlossen. Cardio-Echo und/oder Koronarangiografie scheinen zur endgültigen Abklärung dennoch demnächst angezeigt. Nach intravenöser Gabe von Cortison und Inhalation von Ipratropiumbromid bilden sich die Atembeschwerden rasch zurück. Blutdruck bleibt trotz mehrfacher Nitrospray-Gabe entgleist (210/105), sinkt erst nach weiterer hochdosierter Gabe von Ramipril, Nebivolol und Esidrix auf immer noch zu hohe, aber akzeptable 160/90. Röntgen-Thorax morgens um 8. Ermüdete Röntgenbereitschaft. Bleibt ohne Befund, keine Infiltrationen, keine Hinweise auf Tumor oder Pneumonie. Herz bildet sich ebenfalls normal ab (abgesehen von bereits bekannter hypertensiv erweiterter Aorta), eher überdurchschnittlich kräftig.
Zur weiteren Beobachtung auf internistische Aufnahmestation verlegt. Weiter regelmäßig EKG, Blutdruckmessung und Blutabnahmen zwecks Monitoring des CK-Kreatinins. Infolge Entwässerungsmittel alle 15 Minuten Blasenentleerung. Atemgeräusche normalisieren sich bei Auskultation.
Liege da, abwartend, zwischendurch abwesend schlummernd. Blick nach draußen wie aus einem Bunker durch eine Schießscharte.
Lilly ruft an. Wie aus einer fremden Welt, dennoch vertraut. Hoffnung, ihre (wenn auch besorgte) Stimme zu hören.
Visite Oberärztin. Ist zufrieden mit den Befunden, dennoch unzufrieden, weil untypischer Verlauf. Atemnot war zu stark für so wenige Niederschläge in den physiologischen Parametern. Ärzte sind unzufrieden, wenn sie nicht wissen, was es gewesen sein könnte. Vielleicht irgendein allergischer Schock. Nur auf was? Man tippt auf Unverträglichkeit der beta-mimetischen Medikamentenkombination (Metoprolol vs. Salbutamol). Oder eben ein singuläres Ereignis, woran man wegen der KHK-Vorgeschichte jedoch nicht wirklich glauben mag. Dennoch am späten Nachmittag Entlassung. Zur weiteren Abklärung an Hausarzt überwiesen.
Gehe durch Novemberniesel nachhause, kaufe auf dem Weg noch ein. Fühle mich verdächtig gesund, gänzlich beschwerdefrei. Erst nachts wieder leichte Bronchialobstruktionen, die sich mit Ipratropiumbromid aber problemlos wegblasen lassen. Episoden tiefen, wie betäubten Schlafs, wenn auch unregelmäßig und immer wieder aufwachend.
Die Container im Schießschartenfenster betrachtet und als Allegorie für meine Lebensart gelesen. Im eigenen Bunker, hinausschauend. A.B. ruft an und predigt berechtigterweise. Rauchen eingestellt.