naseweis & schelmenpack

die nacht ist weiß, nicht dunkel,
es strahlt ein licht aus kinderaugen
in diese finstr’re zeit und ihr gemunkel,
das zukunft lässt uns schauen.

wie kindermund tun dichter
manch’ stille wahrheit kund
und schreiben verse weiter, lichter
wird sie uns scheinen hier im rund,

in das die rentier’ zieh’n mit ruprecht
sein schweres pack auf schlitten.
solch’ naseweis – dem schelm gerecht –
auch nächstes jahr wir zu uns bitten.

Veröffentlicht unter Familienaufstellung, gelegenheitsgedicht | Hinterlasse einen Kommentar

gedichte ögyr 2016

gedichte ögyr 2016 (PDF)
gedichte ögyr 2016 (Video)

Veröffentlicht unter d.day - keine nacht für niemand, hannoveraner elegien, lyrik, reiz[ende]worte | Hinterlasse einen Kommentar

das ew’ge

das ew’ge unter ständen,
lichtverkettet die
la familia skrüppellos
in bremsgespur.

das ew’ge an geländern,
überbeugende, schon wissend,
was zu schrei’n den unten zu:
wer rein will, muss erst raus!

reifen, feige felgen, scheppernde
gefenster, roheit und dann ressent’ment.
trauer endlich wortlos …
… letzte zeile meidend ….

ich lieb dich, steht
auf ewig lebgekuchtem herz;
groß ist ER, der HErr
und fassungslos davor.

man lässt den diesel ab,
dass charons nachen
leichter, ewig werde.
schwerer, sinkender wird er.

Veröffentlicht unter d.day - keine nacht für niemand, flüchten oder standhalten | Hinterlasse einen Kommentar

lass den himmel

lass dem himmel
seine hölle,
lass ihn fallen
wie den engel.

halt den atem an,
und herzschlag bremse,
wo das alte, lass die sonne
in des mondes schein hinan.

lass den blüten späte wonne
und dem blatt noch seinen fall.
wo noch war die sonne,
ist dem lied sein ultraschall.

lass dem untergang
sein werden,
wie er rät dem nächsten,
und die weiden deinen pferden.

halt an und gehe weiter:
stehen bleiben gibt es nicht!
wo wir gehen,
bleiben pfade in das dunkle dickicht.

lass den küsten
ihre wasser
und dem strand sein branden,
und lasse mir mein anverwanden.

gehe weiter, frag mich nicht,
wohin. lass dann die leiter
stehen, wo wir steigen
hin und auf ins licht.

Veröffentlicht unter vom eise und der finsternis | Hinterlasse einen Kommentar

vom eise und der finsternis #8

aus deinem frösteln
machst du meinen trost,
und auf das röcheln
erhebst du einen toast.

denn sich verschreiben, ist die kunst,
den frost
in trostes tross
zu wenden und die gunst.

von weither streifen
hände sich, umarmt
ein zufall auf den gleisen,
wo wachsam wärter warnt.

so zart die flüchtigste
berührung, und schneegeflockt
den süchtigsten
auf doch sein dünnes eis gelockt:

zu dir, zur eisprinzessin –
doch nicht ihr königreich.
nur angedeutet, wessen
gilt solch’ eis,

darauf … daran sogleich
zu schockgefrieren,
dein herz in meiner leich’
und verse zu verlieren.

Veröffentlicht unter vom eise und der finsternis | Hinterlasse einen Kommentar

bootleg aus dem finst’ren eise

aulike | schwarck | meyer lasen (am 13.12.2016 im kieler café godot) „vom eise und der finsternis“. hier ein bootleg-record von der lesung: sorry, lowfi (versprochen – nächstes mal pluggen wir uns direkt ins mischpult).

(v.l.) Nils Aulike, Jörg Meyer (ögyr), Stefan Schwarck (Foto: Michael Kaniecki)

der erste teil beginnt (auf anregung von meinem freund und bruoder hartmut tödt) mit dem „cold song“ aus henry purcells oper „king arthur“

im zweiten teil unsere (gekürzte und einige sprechrollen zusammenfassende) live-fassung von wolfgang weyrauchs hörspiel „das grüne zelt“ (lese-manuskript hier).

Veröffentlicht unter lesung live, vom eise und der finsternis | 1 Kommentar

vom eise und der finsternis #7

warum will man DAhin?
ans äußerst extreme, den RAND,
den pol?

warum nicht im vertrauten versauern,
warum verse machen, die
noch KEINER kennt?

warum dieses sehnen nach einzig-
und erstartigkeit, während doch
jedes ICH vor allem WIR ist?

sich bescheiden, die letzten enden
der welt und erkenntnis
alleine lassen,

weil allein nicht zu fassen,
nicht als genius,
nicht groß und nicht als HELD.

ein grünes zelt in eisiger wüste,
drei verbliebene darin,
verblichen, erfroren – tot.

nur paar noch kilometer zum bootcamp,
nur paar stunden noch
weitergegangen, nicht wartend …

das rettende aber, so nah,
weiß blühend im eise und WEISE
doch ES macht uns fern.

Veröffentlicht unter vom eise und der finsternis | Hinterlasse einen Kommentar

vom eise und der finsternis #6

ein eisgang und der finsternis
seit sechzehn uhr schon dämmer /
ich bin seit morgens ungewiss
und rechne’s aus bös’ dem november.

dezembren auch. ich zähle noch die zeiten,
die jahre sind getaut und nicht mehr fremd,
wo zeit und eise sich den reim bereiten,
weil man es fröstelnd fühlt und kennt,

was nachkommt all den sommersonnen,
der herbste gold ein umso trüb’res grau.
das grab ist allem ehedem gewonnen
über jahreszeit und blendet schau

aus denen bessr’en tagen, so genannt.
es sind die guten tage, nächte,
das aus- und inverwandt,
der einblick in des dunkels schächte.

so schreiten wir auf dünnem eis,
einbrüchig in errötend blaue wasser
und sich erhöhend in ein kyrieeleis,
lebendig liebend: todes hasser.

Veröffentlicht unter vom eise und der finsternis | Hinterlasse einen Kommentar

vom eise und der finsternis #5

o, hoffnung, o mein anverhängnis,
mein anverwandt und auch dem sein:
wie wäre, was ich im gefängnis
gedichtet hatt’ gesund’rem schein?

vielleicht zu heut’ dem nebel,
des’ in dem kraut verzichten?
oder – horrorer – ein schädel,
an bellas beil zu legen das verrichten.

wie g’sagt, mein horrorscope,
das glück in mephistophler sphäre:
du fasst mich an, und vor dir log,
wer ich mich nach dir dann verzehrte.

und meer und eis geh’n and’re wege;
es bleibt ein rest, ein unbeding:
das eis, das um mich legt’ die hege,
es schmilzt am finger, dem durchblutet ring.

Veröffentlicht unter vom eise und der finsternis | Hinterlasse einen Kommentar

vom eise und der finsternis #4

was bliebe von mir, denn eisiges schweigen,
wenn mich des’ hand fasst und also verdammte?
ein bild vom am worte verscheiden
und sich ihm vereinen an finsterer kante.

so denk’ ich an dich, heute, am morgen;
das bleichere licht noch unter dem horrorgezont,
im traum mich bestürzend die sorgen,
was nach uns (und dir) dann noch kommt.

als schiede das eine vom anderen sich,
verbündet’ sich eis mit der sonne,
wo lichtes dem finsteren wich,
dem, was dann ist jenseits die wonne.

und schmölzen die gletscher,
läge der pol bald im wasser,
netzten den fischern die kescher
vermehrteren fang des’, was die hascher

versäumten, in maschen so blind.
es bliebe der hering,
die fadere hoffnung. und sind
sie beide bewohner des meeres von bering.

Veröffentlicht unter vom eise und der finsternis | Hinterlasse einen Kommentar