Dienstag, 20. August 2019

Moment oder Was möglich ist


Moment © Chris Zintzen @ panAm productions


Die Illusion der Perfektion sistieren.
Erkennen, was möglich ist und was jetzt möglich ist.

Deshalb bleibe ich
unterwegs.

Montag, 19. August 2019

#Backlash oder: Antwort an Christoph Kepplingers Umfrage zum Artikel von Tom Liehr "Schreiben mit Kondom"

http://bit.ly/Tom-Liehr



1. Was mit dem Thema "Comedy" und "StandUp" startet, kann der Literatur naturgemäß nicht gerecht werden. Zumal sich ja auch - durchaus gerade von "minoritärer" Seite - Schreib- und Argumentationsweisen eingebürgert haben, die im zielgerichteten Fettnapf-Hopping ganz bewusst "Sensitivity-Crashs" betreiben (re-appropriation / Trotz- und Geusenwort-Strategie). 

Da "Literatur" nun mal ein immenser Begriff ist, der in der Perspektive einer flachinformierten Öffentlichkeit (zu denen durchaus auch Bücher-Blogger und Hobby-Rezensenten zählen) alle möglichen Druckwaren inkludiert sind, werden unter diesem Sammelbegriff oftmals auch jenen kleinen Zeitgeist-Romänchen subsumiert, deren Autoren oft Journalisten sind und die in Verlagen wie A…., D…., H…. etc. erscheinen. -

Literatur dahingegen, die einer großen Tradition sich verpflichtet fühlt - nämlich jener der poetischen Wahrheit - vermag sich mittels der Kraft ihrer Sprache auch jenseits der "sensitiven Begriffe" auszudrücken. 

2. Da es derzeit etliche Intellektuelle und sogar Literaturwissenschafter gibt, die lieber mit krassen Sagen provozieren als mit differenzierter Sprache komplexe Sachverhalte zu kommunizieren, gerät der Wert von "Komplexität" und damit auch jener von "Diversität" ins  Hintertreffen. Wir haben es - wie ja auch der Artikel zeigt - mit einem #Backlash in Literatur und Literaturwissenschaft zu tun. 


Ungewollt witzig schlägt allerdings in Liehrs Artikel zu Buche, in welchem Ausmaß diejenigen, die verletzende Begriffe benutzen, sich selbst verletzt zeigen, wenn es Einspruch seitens der Betroffenen gibt. Strukturell also eine Täter-Opfer-Umkehr, wie sie derzeit gerade auf Seiten diverser Illiberalismen strategisch und rhetorisch äußerst "angesagt" ist. 


3. Was mich interessiert, ist Folgendes: Ist die political correctly angeblich erzwungene Rücksichtnahme auf "Randgruppen" (wie Frauen, *grins*) nicht das eigentliche und aktuelle "èpater le bourgeois", nämlich der Stachel im Fleisch des weißen, heteronormen, christlichen und mittelständischen Cis-Mannes?!


4. Illiberalismus allerdings ist kein Privileg des straight white old man, sondern wird von jenen Subkulturen, die lautstark ihre gesellschaftliche Akzeptanz einfordern, in oft hohem Maße selbst betrieben. Dies gilt für religiöse, ideelle, ethnische, nationale, usw. Minderheiten, für Frauen, FeministInnen, Kunstschaffende, Menschen mit Behinderung, SeniorInnen, Steuerzahler, AllergikerInnen, LinkshänderInnen, Adipöse,  ... kurz: Für jede/n einzelne/n von uns. 

Nur hier können wir ansetzen - bei uns selbst -, indem wir mit der in der Titel-Illustration polemisch abgebildeten Schere an uns selbst arbeiten: Und zwar weniger im Sinne der von dem Bild implizierten "Zensur", sondern, indem wir Gärtner unserer selbst werden und die unproduktiven Affekte wie Ressentiment, Abwehr, Neid und Hass "ausgeizen". 

Wer diesen Selbst-Imperativ im Sinne von Pico della Mirandolas "Würde des Menschen" versteht statt in der Manier der "Consumers for Christ" (Terry Gilliam), kann erkennen, wie viel zu tun ist und arbeitet, statt zu schreien.


5. Der Blick auf den Pöbeldiskurs in den (A)Sozielen Medien erweist, dass die, die sich dort glauben beweisen zu müssen, im realen Leben und in ihrem Werk diskursiv oft wenig voranbringen. 





Freitag, 16. August 2019

Landschaft mit Schafen und Ziegen: Klimaschafe, Wien

für Marianne Büttiker


Landschaft mit Schafen und Ziegen: Klimaschafe, Wien © Chris Zintzen @ panAm productions

Landschaft mit Schafen und Ziegen: Klimaschafe, Wien © Chris Zintzen @ panAm productions


Die Klimaschafe sind da! - Derzeit Nähe Einlaufbauwerk, Donauinsel Nord. 
Krainer Steinschafe in einer Situation à la Constable. 


Dienstag, 13. August 2019

Arnica II oder: Jenseits der Einverleibung

Arnica II oder: Jenseits der Einverleibung @ Chris Zintzen @ panAm productions


Die zweite Lieferung Arnica-Mazerat ist fertig: Diesmal wurden die getrockneten Pflanzen in Sonnnenblumenöl (wärmend, nach TCM) eingelegt und sechs Wochen lang an die - reichlich vorhandene - Sonne gestellt.

Das Ergebnis fällt diesmal besonders schön satt gelbgefärbt aus, riecht naturgemäß leicht muffig. Dies soll durch Beigabe von Zitronenöl (plus Paraben) reduziert werden.


- - - -

Das Experimentieren mit Ölen, Essenzen, Pflanzen und Aromen erfreut mich in weit höherem Maße als das Kochen. Ganz gewiss ist der Unterschied zwischen der Zubereitung von Lebensmitteln "zu pfleglichem Zweck" und der Zubereitung von Heil- und Kräftigungsmitteln lediglich von gradueller Natur.

Die Verfertigung von Heil- und Wirkmitteln allerdings bezaubert, da wir hier manifester mit "Bedeutung", mit mythologischem, pharmakologischen, physiologischen und galenischen Wissen und Erfahrungswissen umgehen, als dies in der Verfertigung von Esswaren der Fall ist.

Die zeitgenössischen Konzeptualisierungen von "Essen als Lifestyle" und Essen als Sinnbild von "Genuss und Lebenskunst" sind mir fremd, denn sie spiegeln ein Konsumdenken bzw. eine Haltung der Einverleibung. In meiner Perspektive zerfällt jedwedes Essen in eine Tabelle der Inhalts- und Wirkstoffe wie Kohlehydrate, Vitamine, Proteine und Fette. Deren Kombinatorik allein bestimmt, was ich zu mir nehme.

Ganz anders, deutlich intensiver, nehme ich doe Zusammensetzung von Salben, Ölen, traditionellen und modernen Pharmazeutika wahr: Im Unterschied zu Speisen, die ja doch nur Gegenstand kurzfristiger Stoffwechselvorgänge sind,  bergen Heil- und Pflegemittel etwas Serenes, sozusagen ein Heilversprechen für die Zukunft.

Sehr augenscheinlich offenbart sich der Unterschied zwischen Lebensmittelzubereitung hier und Heilmittelherstellung dort am jeweils dafür verwendeten Werkzeug: Hier die groben Töpfe und Pfannen, dort das feine Laborporzellan und Borosilikatglas.

- - - -

Ein Schelm, wer da in trivialfreudianischer Weise an "verneinte Körperlichkeit" denkt: Der nicht zufällig aus der Laborphysik für die Psychoanalyse adaptierte Begriff der "Sublimierung" ist nicht notwendig mit dem Konzept der unbewussten Verdrängung gleichzusetzen, sondern kann eine sehr bewusste Entscheidung dafür darstellen, alle Lebensdinge in ihrem So-Sein anzuerkennen, sie allerdings gleichzeitig auch auf eine bedeutungsstiftende Stufe zu heben.

- - - -

Montag, 12. August 2019

Am Strand (Fortsetzung)

Am Strand (Fortsetzung) © Chris Zintzen @ panAm productions


Es hat in der vergangenen Woche Zuwachs gegeben. - Indes stört eine Familienszene das friedliche Bild:

Ein Vater hat mit seiner kleinen Tochter das "Strömungsspiel" gespielt: Am Strand entlang flussaufwärts Gehen, am vorspringenden oberen Zipfel der geräumigen Bucht sich dann dem deutlichen Drall der Strömung Anvertrauen und bis zum unteren Ende der Bucht Mitreißen lassen.

Als er und das schwimmbeflügelte Kind in der Strömung hurtig vorüber treiben,  ist zu erkennen, dass die beiden unüblich weit weg vom Ufer sind. Alle, die hier schon selbst mit dem kräftigen Zug des Wassers gerungen haben, blicken beunruhigt auf und wenden die Köpfe nach dem Paar in der Drift.

Kennen sie den Ort und seine Gefahren? Wissen sie, dass der fussläufige Rückweg am Strand derzeit von umgestürtzten Bäumen versperrt ist?

Nach einer Viertelstunde Warten verbieten wir uns, der Auflösung dieser Szene weiter zu harren. Wir brechen auf, denn wir kennen diese Geschichten von Leuten, die ohne Kenntnis der konkreten Situation ihre Fähigkeiten überschätzen und die ihnen Schutzbefohlenen mit hineinreißen, nur zu gut.




Montag, 5. August 2019

Am Strand (Wiengeheim)




Wer 20 Kilometer mit dem Fahrrad fährt, über Steine springend eine Furt quert und eine Kletterpartie in Kauf nimmt, wird mit einem Sandstrand knapp außerhalb der Stadtgrenze belohnt.