Commandante Char | Celan Vollstrecker
Felix Philipp Ingold bespricht heute in der NZZ den Briefwechsel zwischen Paul Celan und René Char:
„Unter Celans zahlreichen Korrespondenten war René Char – neben Ingeborg Bachmann – der einzige, der seinen hohen künstlerischen Ansprüchen voll und ganz entsprechen konnte. Zwischen den beiden erwuchs eine Dichterfreundschaft, die von wechselseitigem Respekt getragen war und doch niemals zu einer adäquaten vertrauensvollen Beziehung werden konnte, weil dafür der gemeinsame und gleichrangige Sprachbezug fehlte: Char verstand vom Deutschen (wie von allen andern Fremdsprachen) nicht ein einziges Wort, er war vollkommen und ausschliesslich in seine französische Muttersprache eingelassen, die er wie eine Festung hochhielt und die er auch wie ein Festungskommandant beherrschte. Celan hingegen, der Vielsprachige, liess sich von der Sprache (in der er stets alle Sprachen am Werk sah) beherrschen, folgte beim Schreiben gewissermassen ihrem Diktat, verstand sich als ihr Diener und Vollstrecker.“
Paul Celan / René Char: Correspondance (1954–1968); Correspondance René Char - Gisèle Celan-Lestrange (1969–1977). Edition établie, présentée et annotée par Bertrand Badiou. Gallimard, Paris 2015.
Neuen Kommentar schreiben