Lichtschulden
Neues aus dem Poetenladen: Mit Häuser, komplett aus Licht legt Martina Weber ihren zweiten Gedichtband vor. Ihre Dichtung ist weltbewusst und lebenserfahren und bezieht auf vielschichtige Weise persönliches Erleben ein. Da, wo fast nichts mehr geschieht und wo fast nichts mehr gesprochen wird, wo behutsam Möglichkeiten des Daseins ertastet werden, ist diese Poesie angesiedelt, schrieb der Kritiker Michael Braun. Sie beherrscht die Kunst, mit leiser Stimme zu sprechen und ein poetisches Geflecht aus feinsten Beobachtungen und kunstvollen Verschiebungen zu entwerfen und uns damit in den Bann zu ziehen. Das Licht durchzieht bei alledem leitmotivisch ihre Gedichte, sei es als kosmisches oder künstliches Licht oder metaphorisch als streunendes und letztlich immer nur geliehenes Licht. |
Niemand, der sich unterstellen wollte
Die Topographie dieser Gegend
ist ein Maschendrahtzaun, der laufende Motor,
der Pickup verliert
den Rest seiner Farbe.
Ich habe sie schon vergessen.
Alles ist Energieübertragung, wir
bewegen uns nicht.
Was hier verhandelt wird,
sind keine Sätze. Es sind Untertitel.
Zu meiner Linken, fern: zusammenkopierte,
gestapelte Häuser, Straßen
und eine exakt berechnete Streuung
künstlichen Lichts.
Wieder fällt Regen. (Schimmernd die Haut
dieses Wagens.) Jeder einzelne Tropfen
unbedeutend, geschlagen, wie wir.
Ich gebe dir deinen Anteil zurück.
Kahl gewordene Bäume, Skulpturen,
stehen schwach im Scheinwerferlicht.
Das Schwarze, greifbar
mit Händen, das ist der Himmel.
Martina Weber. Häuser, komplett aus Licht. Gedichte. Poetenladen, September 2019.
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