All posts by Christiane Quandt

Posted On Juni 1, 2016By Christiane QuandtIn Bücher, Litmag

Roman: Sascha Reh: Gegen die Zeit

Der „andere“ Sozialismus und die Kybernetik – von Christiane Quandt Mit „Gegen die Zeit“ legt der Berliner Autor Sascha Reh seinen dritten Roman vor. In seinem ersten 2011 erschienenen Buch „Falscher Frühling“ klopft er eine krisenhafte Familienkonstellation parallel zur aktuellen Theaterwelt ab und verquickt kunstvoll Form und Inhalt. Hier zeigt sich sein Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen, das bei seiner Tätigkeit als Familientherapeut sicherlich auch seinen Einsatz findet. Dies ist es aber nicht nur, was das Schreiben Rehs bestimmt, obgleich auch in seinem nächsten Buch „Gibraltar“ von 2014 familiäre Konstellationen undRead More

Posted On April 1, 2016By Christiane QuandtIn Bücher, Litmag

Roman: Samanta Schweblin: Das Gift

Literarisches Gift, das süchtig macht – Eine Studie über den Spannungsaufbau – Buchstäblich bleibt einem die Luft weg bei der Lektüre von Marianne Gareis‘ deutscher Übersetzung von Samanta Schweblins Romandebüt „Das Gift“. Schlägt man das Buch mit dem knallrot verschwommen-organischen Titelbild erst einmal auf, so ist es praktisch unmöglich, es wieder wegzulegen, bevor es ausgelesen ist. Die Lektüre wird zur körperlichen Erfahrung, die Spannung überträgt sich direkt und ebenso erbarmungslos wie das titelgebende Gift. Kurz, die „Studie über den Spannungsaufbau“, wie es die Autorin treffend ausdrückt, ist mehr als gelungen. VonRead More

Posted On Dezember 5, 2015By Christiane QuandtIn Bücher, Litmag, News

Roman: Luiz Ruffato: Ich war in Lissabon und dachte an Dich

Auswandererträume in Flammen − Eine traurige Geschichte? Luiz Ruffatos „Ich war in Lissabon und dachte an Dich“ wirft aktuelle Fragen auf. Von Christiane Quandt Es ist ein kleines und ästhetisch ansprechendes Buch, das man mit „Ich war in Lissabon und dachte an Dich“ in den Händen hält. Das Cover verwendet das Detail einer Fotografie einer typischen Lissabonner Hausfassade mit blaubemalten Fliesen und einem hölzernen Fensterrahmen mit Metallschnörkeln, die wahrscheinlich das Fenster vergittern. Und ebenso wie die Buchdeckel mag der Entstehungskontext von Ruffatos Roman im Rahmen der Aktion amores expressos –Read More

Posted On September 24, 2014By Christiane QuandtIn Bücher, Litmag

Valeria Luiselli: Die Schwerelosen

Das Haus der toten Dichter oder: Gespenster gibt es überall. Christiane Quandt über „Die Schwerelosen“ von Valeria Luiselli. Erstaunlich leicht geht die Lektüre dieses hochkomplexen ersten Romans („Los ingrávidos“, 2012 bei Sexto Piso erschienen) der mexikanischen Kosmopolitin Valeria Luiselli von der Hand. Auf verschiedenen erzählerischen wie zeitlichen Ebenen entspinnt sich hier die Geschichte einer jungen Autorin, die sich mit derjenigen des berüchtigten mexikanischen Dichters Gilberto Owen verflicht. Die Geschichten spielen in New York, Mexiko Stadt und Philadelphia, doch erschöpft sich die erzählte Räumlichkeit nicht im Urbanen, auch Innenräume spielen eineRead More

Posted On April 23, 2014By Christiane QuandtIn Bücher, Litmag

Clarice Lispector: Nahe dem wilden Herzen/Der Lüster

Lesen und Schreiben mit dem Körper – Christiane Quandt über zwei Romane der brasilianischen Autorin Clarice Lispector und über Joana und Virgínia, zwei ungewöhnliche Frauenfiguren und die Protagonistinnen von „Nahe dem wilden Herzen“ und „Der Lüster“. Im Nachklang der Frankfurter Buchmesse kommen immer mehr brasilianische Autorinnen und Autoren in Übersetzung auf den deutschen Buchmarkt, und das völlig zu Recht, denn darunter finden sich wahre Perlen der Literatur. Doch kommen nicht nur neue Texte in die Hände der Übersetzer, sondern es werden auch ältere Klassiker ausgegraben, die schon einmal übersetzt wurden,Read More
Überraschungen, Gegensätze und die Kraft des Wortes –Christiane Quandt über die Anthologie „Wenn der Hahn kräht“, die zwölf Geschichten von brasilianischen Autorinnen versammelt und sich als eine wahre Schatzkiste entpuppt. Auf der Frankfurter Buchmesse 2013 wurde die Vielfalt des Gastlandes Brasilien beeindruckend unter dem Motto „Brasilien – ein Land voller Stimmen“ inszeniert. Hier erfuhr man auch von den diversen Anthologien brasilianischer Erzählungen, die die Metapher der Stimmenvielfalt gar trefflich illustrieren und die, für und durch die Buchmesse übersetzt und herausgegeben, pünktlich im Oktober 2013 vorlagen. Diese Sammlungen sind zwar rechtRead More

Posted On Dezember 18, 2013By Christiane QuandtIn Bücher, Litmag

Bernardo Kucinski : K. oder die verschwundene Tochter

„Alles ist erfunden, doch fast alles ist geschehen“ – Von Christiane Quandt. Brasilien scheint auf den ersten Blick kein Land, wo Vergangenheitsbewältigung großgeschrieben würde. Eher die Gegenwart, Tanz, Körperkult und Karneval scheinen in diesem Land wichtig. Denkmäler, Orte der Erinnerung an die Opfer der verschiedensten Phasen von Gewalt verfallen tatsächlich eher, als dass sie so gewürdigt würden wie die Erinnerungsorte und Mahnmale des 2. Weltkrieges in Europa, vor allem in Deutschland. Auch in Lateinamerika ist Brasilien (noch) eines der Länder, die erst langsam eine aktive Erinnerungskultur bezüglich ihrer blutigen MilitärdiktaturRead More

Posted On Dezember 11, 2013By Christiane QuandtIn Bücher, Litmag

Benjamin Moser: Clarice Lispector. Eine Biographie

Das bewegte Leben der brasilianischen Literatur-Ikone Clarice Lispector – Wie die ersten Bände der Werkausgabe der ‚Grande Dame‘ der brasilianischen Literatur erscheint diesen Herbst auch die erste ins Deutsche übersetzte Biographie von Clarice Lispector im Schöffling-Verlag. Es verwundert etwas, dass dieser umfangreiche Text von Benjamin Moser, einem US-Amerikaner, zur Übersetzung ausgewählt wurde und nicht etwa eine der Lispector-Biographien aus Brasilien. Dennoch ist es erfreulich, dass sich Schöffling dieser enigmatischen Autorin annimmt und nicht nur ihre Werke, sondern auch ihre Lebensgeschichte dem deutschen Publikum zugänglich macht. Von Christiane Quandt Das LebenRead More

Posted On September 25, 2013By Christiane QuandtIn Bücher, Litmag

Andréa del Fuego: Geschwister des Wassers

Biographisch-magischer Realismus aus Brasilien – Andréa del Fuego schreibt in ihrem Debutroman die Geschichte der eigenen Familie. Doch haben wir keine trockene Familiengenealogie vor uns, sondern einen ziemlich, ja tatsächlich, nassen Roman, der an orale Erzähltraditionen Lateinamerikas erinnert und magische Elemente mit viel Wasser einflicht. Witzig und mit ganz eigenen Erklärungen für die Phänomene von Natur und Kultur ersteht die Geschichte der drei Waisen Nico, Júlia und Antônio Maláquia und wir lassen uns entführen in die brasilianische Serra Morena, wo ein Tal zum Stausee wird. Von Christiane Quandt. Gleich zuRead More

Posted On September 18, 2013By Christiane QuandtIn Bücher, Litmag

Adriana Lisboa: Der Sommer der Schmetterlinge

30 Jahre danach gegen das Vergessen – Farben, Formen, Töne und Körperspuren, Schweigen und Schuld spielen in dem Roman der brasilianischen Autorin Adriana Lisboa eine zentrale Rolle. Die Schwestern Maria Inês und Clarice werden in ihrer unterschiedlichen Umgangsweise mit einer traumatischen Vergangenheit begleitet. Dreißig Jahre nach dem Ereignis, das erst Bildfragment für Bildfragment in seiner ganzen Abscheulichkeit offenbar wird, treffen sie sich wieder an dem Ort, wo das Unaussprechliche stattgefunden hat. Von Christiane Quandt. Wege der Erinnerung Spiralförmig nähert sich der Erzähldiskurs diesem Ereignis an, man erahnt immer mehr, dassRead More

Posted On September 11, 2013By Christiane QuandtIn Bücher, Litmag

Beatriz Bracher: Antonio

Vielfältige Familienstimmen und –geheimnisse – Die brasilianische Autorin Beatriz Bracher, deren Name auf ihre deutschen Wurzeln verweist, hat in Brasilien bereits, neben etlichen Erzählungen und Drehbüchern, vier Romane publiziert. Ihr drittes größeres Werk, wurde im Zuge der Frankfurter Buchmesse als bislang einziger ins Deutsche übersetzt. Und kann sich durchaus sehen lassen, findet Christiane Quandt. Haroldo hat fünf Kinder, aber eines davon ist tot. Mit dieser enigmatischen Aussage beginnt sich eine komplexe und verschlungene Familiengeschichte voller Geheimnisse zu entspinnen. Antonio, die titelgebende Figur kommt hierbei nur am Rande vor, hat tatsächlichRead More

Posted On September 7, 2013By Christiane QuandtIn Bücher, Crimemag

Ana Paula Maia: Krieg der Bastarde

Was ein Chihuahua alles fressen kann oder Jäger machen keinen Urlaub – „Den Verkommenen, Maßlosen und Abtrünningen“ ist „Krieg der Bastarde“ von Ana Paula Maia gewidmet. Gut, dass Brasilien dieses Jahr Gastland der Frankfurter Buchmesse ist, sonst hätten wir diesen kapitalen Roman womöglich verpasst. Auf dem WELTEMPFÄNGER N° 20 ist sie schon. Eine Besprechung von Christiane Quandt. Nichts in diesem Roman scheint zufällig, jedes scheinbar noch so nebensächliche Detail wird wieder aufgegriffen und bekommt einen Sinn. Der Erzähler Dimitri hat eigentlich am wenigsten mit der ganzen Sache zu tun, erRead More

Posted On November 24, 2012By Christiane QuandtIn Mitarbeiter

Christiane Quandt

Christiane Quandt ist Diplomübersetzerin in den Sprachen Portugiesisch, Spanisch und Englisch. Sie hat am FTSK der Universität Mainz in Germersheim studiert. Sie hat in Spanien und Portugal gelebt und ist seit 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin im Bereich Literaturen und Kulturen Lateinamerikas, wo sie an ihrer Promotion zum Thema Inszenierungen von Radio in der lateinamerikanischen Literatur arbeitet. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind: junge AutorInnen aus Brasilien und Hispanoamerika, Intermedialität, Übersetzung und Übersetzungstheorien. Sie ist ebenfalls als freie Übersetzerin tätig. Zu den CULTurMAG-Beiträgen von Christiane Quandt. Zur Homepage vonRead More