Posted On Februar 11, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag
Explosiver Berlin-Cocktail Auch André Kubiczek legt kein „Berlin Alexanderplatz II“ vor, bietet aber einen hochvergnüglichen Streifzug durch die Gemenge- und Gemütslagen der Hauptstadt. Seit der Wiedervereinigung warten Kritik und Leserschaft brennend auf den großen Berlinroman, der durch die neue Unübersichtlichkeit dieser brodelnden, von Medien-Mythen verhüllten Metropole führt und den tausendstimmigen Zeitgeist zwischen den Jahrtausenden spürbar macht. Nachdem André Kubiczek in seinem Debüt „Junge Talente“ (2002) den Weg seines Helden Less aus der ostdeutschen Provinz in die Boheme und Subkultur Berlins beschrieben hat, ist sein neuer Roman nun ganz und gar
Read More Posted On Februar 6, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag
Schatten der Sehnsucht So ist Jahnns Leben und Schreiben letztlich ein großes „Trotzdem“ eingewirkt, das den Oszillationen des tragischen Natur- und Menschenschauspiels widersteht und dem oftmals konstatierten „Es ist wie es ist. Und es ist fürchterlich“ das unerschrockene „Bis zum letzten wollen wir uns aber widersetzen“ zur Seite stellt. „Ich war ein Schatten der Sehnsucht. Ein Sterbender, der noch auf Genesung hofft. Ein Gelangweilter, der in den Abgrund der ausgebrannten Hölle starrt.“ Wie ein schroffes, unzugängliches Felsengebirge steht Hans Henny Jahnns „Fluss ohne Ufer“ in der deutschen Literaturlandschaft. Voller Argwohn
Read More Großes Emotions- und Katastrophenkino John Griesemers Rausch ist ein unterhaltsamer Historienroman über den Beginn des Kommunikationszeitalters, aber keine literarische Sensation. 1857. In einer Zeit, in der es weder Satellitenschüsseln noch Handys gab, in der man nicht einfach zum Hörer greifen oder eine E-Mail schreiben konnte, um einen Freund in Übersee zu erreichen, versuchte eine Hand voll mutiger, innovativer und geschäftstüchtiger Männer ein Kabel quer durch den Atlantik zu legen, von Irland nach Neufundland, von der alten in die neue Welt: Der Beginn des Zeitalters der globalen Kommunikation, die Geburtswehen der
Read More Sabbernder Hund Von Thomas Wörtche, 27.05.2001. Wenn das Glöckchen bimmelt, sabbert der Hund. Wenn der FC Bayern gewinnt, bekämpft nicht nur die taz den Faschismus. Der Hund sabbert beim Läuten, auch wenn´s nix zu fressen gibt. Wer ein Foto von Stefan Effenberg mit „Triumphator des Willens“ untertitelt, der bekämpft den Nazi da, wo er nicht stattfindet. Einfach mittels des Pawlow´schen Reflexes, den man bekanntlich für allerlei Unfug einprogrammieren kann. Hanser: große Literatur, Heyne: Schmutz & Schund. Polizist: dumm, C-4-Philosoph: klug. Rauchen: bää, Essen-Was-das-Tier-freiwillig-von-sich-gibt: hamm. Und so weiter, und so fort.
Read More Stotterndes Gestaune Von Thomas Wörtche, 4.12.2000 So, jetzt ist er vorbei, der Rechtsextremismus. Er natürlich nicht – au contraire, vermutlich -, aber seine Dauerpräsenz im medialen Alltag. Die neue Sau, die durch’s Dorf getrieben wird, ist keine Sau, sondern eine Mad Cow. Vielleicht kann man sogar den Terminus technicus ändern, und die Mad-Cow-Disease grundsätzlich auf die Medienwelt beziehen. Der Vorteil dabei wäre, dass eine gewisse Schwammhirnigkeit keine besondere Kennzeichnung mehr braucht. Und davor platzen ja unsere Blätter resp. TV-Medien, die sich so gar nicht mehr unterscheiden. Jenny Elvers von irgendeinem Schwengel
Read More Von Thomas Wörtche, 03.03.2001 Den täglichen Irrsinn kann man nicht mehr einzeln kommentieren. Also bleibt – according to Luhmann – nur der Griff zur Struktur. Heute zu der, die – according to Dieter Krebs, dem Großen – „dann entfällt auch das Ficken“ heisst. Denn obwohl uns unsere schicken Wochenblätter seit geraumer Zeit mit Partnerdebakel-Stories quälen, hat sich noch niemand getraut, dem Elend auf den Grund zu gehen. Das Elend ist nämlich schon ein gutes Dezennium alt und wurzelt im mächtigsten aller Medien, im Werbefernseh. Dort weiss man natürlich auch, dass
Read More Von Thomas Wörtche, 14.01.2001 Ewald Spengler und Bodo Strauss haben ja recht: Das Abendland steht knapp vor dem Untergang. Deutschland, das reichste und wirtschaftlich stärkste Land Europas beschäftigt sich bloss noch mit der Scheidung von Ben und Meret Becker und damit, ob’s in Amerika teurer ist. In der Zeitung grübelt man darüber, ob der Fussballtrainer Uli Hoeness Morphium nur zum Privatgebrauch inhaliert hat oder ob die neue Erziehungsministerin Beate Kühn-Ast den Verbraucher wirklich vor dem Ökobauerntum schützen kann. Ausserdem empören wir uns darüber, dass Vox 7 eine Millionärin bestochen hat
Read More Virtuoser Flug in die körperliche Hölle Brian Lecomber ist Kunstflieger und „Lebenskünstler“: Von der Schule verwiesen, Lehre und diverse Journalistenjobs aus Langeweile aufgegeben, Fliegen gelernt. Beim Luftzirkus gearbeitet, des besseren Wetters wegen in die Karibik gegangen, Fluglehrer geworden, Flugzeuge überführt, Buch geschrieben: „Ich setzte mich also für drei Monate auf die Veranda meines tropischen Bungalows und schrieb einen Roman. Die Handlung war frei erfunden, doch die Flugzeuge, die Schauplätze und die Personen existierten wirklich.“ Das Buch ist authentisch und soll es auch sein: „Wenn ich die Leser in ein Cockpit
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